Review: Monster Magnet in 666 Worten (26.05.2018, Bremen)

Die superaußerirdischen Spacelords sind endlich wieder in Bremen gelandet und ziehen die BesucherInnen in Scharen magnetisch an. Ausverkauft, verkündet das Kulturzentrum Schlachthof an diesem Abend.

Pendejo (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)
Pendejo (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Bei der ersten Vorband ¡Pendejo! ist von „Ausverkauft“ jedoch noch keine Rede. Der kleine Bereich vor der Bühne bleibt luftig und auf den weit verteilten Rängen des Schlachthofs wird gemütlich kopfnickend und fußwippend rumgelümmelt, während die fünf Musiker aus Amsterdam auf der Bühne alles geben und sich den Arsch abschwitzen. Die Musik ist wahnsinnig laut, dreckig groovig und untermalt mit Trompeten.

Glaubt man den Musikern bestehen ihre Songs aus rauen Riffs, schweren Blechbläsern und Cojones der Größe Danny DeVitos.

Mal was anderes!

Gesungen wird nicht auf Holländisch (schaaaade), sondern in Spanisch. Da die Spanischkenntnisse unserer Redakteurin nicht über „Una cerveza por favor“ hinausreichen, können wir an dieser Stelle nur vermuten, dass die Texte sicher – wie der Bandname – ganz … liebreizend sind. Auch wenn der Schlachthof noch nicht komplett voll ist, lässt sich feststellen, dass das Publikum das Geschehen auf der Bühne ganz geil findet – aber zum Tanzen fehlen den meisten wohl noch ein paar Cervezas! Nach etwa 30 Minuten ist das verschwitzte Set von ¡Pendejo! vorbei – viel zu schnell, findet unsere Redakteuerin, aber an diesem Abend gibt es schließlich noch einen zweiten Supportact.

Table Scraps (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Bereits nach einer supersupersuperkurzen Umbaupause nehmen mit Table Scraps drei MusikerInnen die Bühne in Beschlag. Die drei jungen Menschen kommen aus Birmingham. Der mittlerweile gut gefüllte Schlachthof ist gespalten, was den grungigen Sound angeht – auf der kleinen Fläche vor der Bühne wird wild getanzt, während auf den Rängen noch immer gelümmelt wird. Die Briten klingen weniger ernst und aggressiv als ihre Vorgänger und sind als Support für Monster Magnet eine eher ungewöhnliche Wahl.

Table Scraps (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Lässt mensch sich jedoch auf diesen unerwarteten Genrewechsel ein, erkennt er schnell, dass die Table Scraps trotz ihrer jungen Jahre genau wissen, was sie da tun. Besonders beim letzten Song „Motorcycle“ – welcher unendlich in die Länge gezogen wird, gelingt es der Truppe noch einmal, sich in die Herzen der ZuschauerInnen zu spielen, denn irgendwo in all dem Gitarrenwirrwarr versteckt sich das ikonische Riff von Black Sabbaths „Paranoid“ und das lieben natürlich alle!

Monster Magnet (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Zum Bühnenumbau geht’s dann mit Black Sabbath aus der Konserve weiter. „Warpigs“ und der mittlerweile rammelvolle Schlachthof singt mit – bis es sich plötzlich verdunkelt und die Rocker um Dave Wyndorf die Bühne betreten. Gestartet wird mit dem Klassiker „Dopes to Infinity“ und auf einmal hat keiner mehr Bock auf rumlümmeln. Alles bewegt sich. Der Laden bebt, niemand ist mehr sicher. Nach etwa 30 Sekunden stehen alle Gäste metertief im eigenen Saft und genau so muss es bei Monster Magnet sein. Die Band spielt sich stoisch durch ihr knapp gehaltenes Set während Wyndorf jede einzelne Gesangszeile mit wilden Powergesten untermalt – der Gute ist in Höchstform.

Auch mit 61 Jahren gibt es an dieser Stelle noch keine Anzeichen von baldiger Rente. Songs wie „Rocket Freak“ oder „Ejektion“ vom neuen Album „Mindfucker“ werden mindestens genauso gefeiert wie „Negasonic Teenage Warhead“, das Publikum findet keine Chance zur Ruhe zu kommen.

Monster Magnet (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Aber natürlich gibt es da noch dieses eine Lied, das alles Bisherige zu toppen droht.

SPACE LORD MOTHERFUCKER. MOTHERFUCKER! MOTHERFUCKER! MOTHERFUCKER!

Monster Magnet (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Kaum jemand zelebriert letzteres Schimpfwort so aufgeregt freudig, wie Dave Wyndorf (mal abgesehen von Samuel L. Jackson). Bevor es mit dem Song so richtig losgeht, gibt es eine minutenlange Einweisung an das Publikum, doch bitte mitzusingen – Pfft. Als ob das nötig gewesen wäre. Die Menge geht ab wie Schmidt’s Katze. Crowdsurfer erheben sich, Krücken werden durch die Luft geschwungen.

Es ist ein medizinisches Wunder

Monster Magnet (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

-und Dave Wyndorf der angebetete Messias. Anschließend brauchen auch die Herren auf der Bühne eine Pause, ziehen sich kurz zurück, wringen den Schweiß aus ihren Haaren und kommen unter tobendem Applaus zurück auf die Bühne des wundervollen Schlachthofs. Für drei Zugaben reicht die Energie noch. Nach „Powertrip“ gilt es schließlich, den Abend zu beenden und dringlichst Flüssigkeit nachzufüllen, glücklicherweise hält der Schlachthof draußen im Biergarten genügend Cervezas für die durstige Meute bereit. Mit nem Bierchen  unterm Vollmond auslüften, mit Tinnitus. Wie Romantisch!

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2018):

Table Scraps (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Setlist Table Scraps:

1. Electricity
2. Always Right
3. Bad Feeling
4. Foot of Our Stairs
5. Frankenstein
6. More Than You Need Me
7. Bug
8. Big Man
9. My Obsession
10. I’m A Failure
11. Sick Of Me
12. Lyin’ Thru Yer Teeth
13. Motorcycle

Monster Magnet (Foto: Thea Drexhage bs! 2018)

Setlist Monster Magnet:

1. Dopes to Infinity
2. Rocket Freak
3. Soul
4. Mindfucker
5. Radiation Day
6. Look to Your Orb for the Warning
7. Dinosaur Vacume
8. When the Hammer comes Down
9. Negasonic Teenage Warhead
10. Space Lord
11. Ejection
12. End Of Time
13. Powertrip

Links:

www.pendejoband.com
www.tablescrapsband.com
www.zodiaclung.com
www.schlachthof-bremen.de

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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