Review: Doyle – Das Tor zur Hölle im Bambi Galore (10.02.2017, Hamburg)

Die Kälte kriecht durch Hamburgs Straßen und in die Knochen, doch es warten ein paar düstere Gestalten, bespickt mit Totenschädeln auf der Kleidung vor dem Bambi Galore. Wartend, dass sich das Tor zur Hölle öffnet. In der Hoffnung dass es dort warm sei. So geht es runter zur Verbindung Billsted`s mit der pulsierenden Hamburger Musikszene der Innenstadt in das dunkle Kellergewölbe. Passt schon mal.

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Doyle (Foto: Olaf Räwel bs!)

Wie gesagt, es ist dunkel, eng und in schummriges rotes Licht getaucht. Und dann bekommt mensch auch schon gleich `ne Schelle. Mit dem Supportakt Mein Kopf ist ein brutaler Ort bekommt das harte deutschsprachige Musikgenre voll ein auf den Kopf. Dort können so einige Bands noch lernen und ein bittersüßes Manifest gibt es hier schon lang nicht mehr. Hier wird nicht rumgejammert mimimimimi, sondern rausgeballert, dass das Gebäude in seinen Grundmauern erschüttert. Leider ist der Sound der beiden Groulgesänge so schwach, dass mensch kaum etwas versteht, noch irgendetwas unterscheiden kann.

Zudem zwing die Enge der Bühne die Band sich umzupositionieren. Zentraler Punkt ist das Schlagzeug, welches vor dem des Hauptakts Platz findet. Auf kurzer Distanz müssen sich Gitarre und Bass davor einen sehr kleinen Raum teilen. Die Beiden Sänger sind links und rechts vom Schlagzeug postiert und ein einsamer zweiter Gitarrist steht sozusagen in der Ecke. Dennoch blasen sie eine Gewalt in den Raum, die sich gewaschen hat. Musikalisch angesiedelt im American Hardcore mit zwei verschiedenen Stimmfarben wie man es von Bullet for my Valentine kennt. Ach ja, ein leichter reiner Gesang ist hier auch vorhanden, aber zu vernachlässigen. Nach dem Intro und acht Songs hat die Gemeinde auch genug auf die Fresse bekommen.

Nun wird die kleine Bar gestürmt um sich, während der Umbauphase, ein paar Getränke zu holen. Diese ist auch nicht allzu lang und schon wird es merklich voller und düsterer.
Und was nu?

Ja, die Hölle ist offen.

Doyle (Foto: Olaf Räwel bs!)

Doyle. Der Start heißt Abominator vom gleichnamigen Album. Mit voller Gewalt hämmert der Ex-Wrestler auf sein Instrument ein und hämmert einen Sound raus, der die Hosenbeine zum Flattern bringt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nach diesem Song auch gleich die Gitarre getauscht wird, obwohl diese aus Graphit und Titansaiten bestehen. Dann kommen Headhunter und Learn to Bleed. Nun kann er seine Vergangenheit doch nicht ablegen. Mit Queen wasp startet ein Misfits Set, welches Alex Story gesanglich mit Bravour umsetzt und in der Ansprache mit „Liebesliedern, zu denen ihr tanzen könnt“ umschreibt.

This is a lovesong, you can dance to

Der Laden ist inzwischen ein Hexenkessel. Moshpit oder pogende Punkrocker? Alles egal, hier geht die Luzi ab! Es ist heiß und der Schweiß tropft von der Decke.
Danach folgen wieder eigene Songs von Doyles Scheibe. Inzwischen wirkt ‚This is a lovesong, you can dance to‘ von Alex ein wenig gelangweilt und erntet auch aus dem Publikum Kritik. Dennoch bei Cemerery sexxx ist alles wieder vergessen und dann ein kurzes aber intensives Drumsolo von Brandon dem Schlagzeuger von Black Flag. Mit Green hell kommt das nächste Misfits Set und spätestens bei Last Caress sind alle am Mitgröhlen. Der Schweiß sammelt sich inzwischen auf dem Fußboden und mensch muss echt aufpassen nicht auszurutschen. Oder ist es etwas Bier?
Nach Dreaming Dead Girls und Land of Dead ein weiteres Misfits Set. Es geht halt nicht ohne. Mit Skulls und Die Die Die my Darling schließt Doyle diese Ära und beendet den Abend mit Hope in Hell is Warm.

Somit sind seine Hoffnungen voll erfüllt.

Galerien (by Olaf Räwel bs!)

Setlist Mein Kopf ist ein brutaler Ort:

  1. Zahltag
  2. Zu allem bereit
  3. Ich bereue nichts
  4. Ikarus
  5. Sturm im Wasserglas
  6. Atemzug
  7. Kopflast
  8. Königreich
Doyle (Foto: Olaf Räwel bs!)

Setlist Doyle:

  1. Abominator
  2. Headhunter
  3. Learn to Bleed
  4. Queen wasp
  5. Where eagles dare
  6. Devilock
  7. Valley oft he Souls
  8. Mark of the Beast
  9. Drawing down the sun
  10. Cemertery Sexxxx
  11. Drum Solo
  12. Green Hell
  13. Blood Feast
  14. Last Caress
  15. Dreaming Dead Girls
  16. Land of the Dead
  17. Skulls
  18. Die Die Die my Darling
  19. Hope in Hell is Warm

Links:
www.meinkopfisteinbrutalerort.de
www.officialdoyle.com

Olaf Räwel
Olaf Räwelhttps://www.be-subjective.de/
Olaf ist ein mediterran Scharfmacher sondergleichen. Seine Texte sind gewürzt mit den Tränen derer, die auf seiner heimischen, eigenhändig veredelten Chili-Plantage, den Mund zu voll genommen haben. Wenn er sich nicht gerade Live- oder Gaumenerlebnisse scharfzüngig zergehen lässt, jongliert Olaf mit sündhaft teuren Designmöbeln, erfindet die daoistische Harmonielehre neu und verbindet seine ästhetischen Leidenschaften mit Spaß. Olaf, so vermuten wir, ist eigentlich ein Akronym für Ordinary Lover of Art and Flavouring. Genug Rumgeräwelt. Das Spicegirl is(s)t scharf.

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