Review: Let´s Latz und Lennon – Blackberry Smoke live (18.09.2024, Hannover)

Wenn man mit einem Musikstil fremdelt und die Künstler so was von gar nicht kennt, noch nie gehört hat und auch gar nicht so richtig weiß was da jetzt auf einen zukommt, dann sollte man sich Brücken aufbauen, Assoziationen kreieren. Das kann über das Aussehen funktionieren, über Kleidung, Sprache, über dies und das. Der Typ sieht so aus wie Elvis, hat die Stimme von Johnny Cash und singt Schlager wie Heino. Nur mal so als Beispiel.

Dieser Abend im Capitol verdient die Umschreibung…

Let´s Latz und Lennon

Gibts´s jetzt einen hinter den Latz? Nein, aber ein bisschen was auf die Ohren. Bones Owens heißt der Typ aus Nashville. Wieso Knochen? Ist der Südstaaten-Rocker nur am rumklappern? Nein, natürlich nicht. Herr Owens heißt eigentlich Caleb mit Vornamen und macht Swamp Rock. Das ist Musik mit Energie, Lautstärke und Dreck. Irgendwie halt knochentrocken mit viel Staub. Den wirbelt er ein ums andere Mal auf mit seiner Echo-Maschine. Da hat der Alternative-Rocker richtig Spaß dran, Stimme verändern findet er gut. Nun ja, wer es mag. Die Songs klingen irgend wie ähnlich bis gleich. Egal, mal schauen was der Typ noch so bietet. Tattoos und Latzhose. Auf der Arbeit, ob beim Konzert oder bei der Feldarbeit in den Weiten der Südstaaten, trägt Mensch Latzhose. Ist nur ein Erkennungsmerkmal und kein Vorurteil. Warum auch nicht Latzhose? Let´s Latz.

Bones Owens (Foto: Michael Lange bs! 2024)

Das Capitol in Hannover ist an diesem Abend recht gut besucht und mit 1400 Fans kurz vor ausverkauft. Und wer jetzt denkt diese Truppe aus Atlanta würde nur Biertrinkende, Vollbarttragende Kerle im besten Alter begeistern, der irrt gewaltig. Das Verhältnis von Ladies zu Gents dürfte ausgeglichen sein. Und Blackberry Smoke begeistern nicht nur ältere, auch jüngere Menschen werden gesichtet. Viele davon stilecht mit Cowboystiefeln, Hut und Karohemd. „Be right here“ heißt die Blackberry-Smoke-Tour zum gleichnamigen Album. Produziert wurde dies vom Grammy-Gewinner Dave Cobb. Und der Typ steht für Qualität.

Well my fall from grace was a sight to see
Nobody even cared what became of me
Do I have to get down on my knees
And ask the Lord, Lord have mercy on me

Blackberry Smoke (Foto: Michael Lange bs! 2024)

Eine Album über das Leben, die kleinen Freuden im Alltag, Glücksmomente und dies uns jenes. Dies alles sehr authentisch verpackt in Southern Rock, Americana-Balladen und Country in diversen Facetten. Alles rockig angehaucht mit Einflüssen aus Gospel, Jazz, Blues und Rock’n’Roll, aber auch nicht zu viel Knarz dazwischen. Mehr so zum Hören und Mitwippen. Und dann ist da Charlie Starr, Sänger, Gitarrist und Frontmann der Band. Wenn man den dann so aus zehn Metern mit seinem Bart und seiner Brille sieht, denkt man, John Lennon lebt. Der Typ sieht echt aus wie der legendäre Beatle in den letzten Jahren seines Lebens. Charlie hat einen BBB. Big Backen Bart. Viel Haare haben aber alle Bandmitglieder. Entweder Matte auf dem Kopf oder Rauschebart oder beides. Drei Gitarren, Schlagzeug, Bass und Keyboard machen einen fetten Sound . Kein Hillybilly kein Redneck, kein Dreck. Gut so.

Blackberry Smoke (Foto: Michael Lange bs! 2024)

Los gehts mit „Six Ways to Sunday” und dann “Payback’s a Bitch”. Die Leute haben Spaß und singen auch gleich mit. Dass Charlie Starr nicht der Animateur vor dem Herrn ist, wird im Laufe des Abends immer klarer. Seine Ansagen sind kurz, knapp und höflich. Wer das nicht kennt, denkt: was für ein Schnarch. Aber die Fans mögen das : Bierchen in der Hand, Partner/in in der anderen, Mitnicken, Mitwippen, schön ist die Welt. Blackberry Smoke sind Vielspieler und gefühlt immer auf Tour.

Neben ihrer Arbeit als Musiker engagiert sich die Band stark für wohltätige Zwecke unter anderem für nationale Stiftungen die sich für die Heilung von Kinderkrebs einsetzen. Bis heute hat die Band über 1.000.000 Dollar für die Kinderkrebsforschung gespendet,. Respekt. Im letzten Drittel des Abends geben sie noch mal Gas. „One Horse Town” ist flott, “Little Bit Crazy” wie der Titel schon sagt, “Whatcha Know Good” ruhig und bluesig und “Ain’t Much Left of Me” der perfekte Rauswipper. Raus müssen jetzt endlich auch mal die Emotionen. Tosender Applaus. Lennon wäre begeistert.

Galerien (by Michael Lange bs! 2024):

Blackberry Smoke (Foto: Michael Lange bs! 2024)

Setlist:

  1. Six Ways to Sunday
  2. Payback’s a Bitch
  3. Good One Comin‘ On
  4. Hammer and the Nail
  5. Pretty Little Lie
  6. Waiting for the Thunder
  7. Hey Delilah
  8. Lucky Seven
  9. Like It Was Yesterday
  10. You Hear Georgia
  11. Sleeping Dogs
  12. Azalea
  13. Ain’t the Same
  14. The Whippoorwill
  15. Ain’t Got the Blues
  16. Old Scarecrow
  17. Run Away From It All
  18. One Horse Town
  19. Little Bit Crazy
  20. Whatcha Know Good
  21. Ain’t Much Left of Me

Links:
https://www.blackberrysmoke.com/

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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