ASP, Nuuk (29.04.2005, Hildesheim)

Anfahrtskizzen sind was Tolles. Sie weisen einem den Weg in unbekannte Gebiete und bringen einen ans Ziel. Problematisch wird es erst, wenn man überlegt, ob die Kurve die man gerade hinter sich gelassen hat, der komische Knick ist der da eingezeichnet ist. Im Zweifelsfall nein, denn die Brücke über die gerade gefahren wird, ist bereits ein ganzes Stück von der Stelle entfernt, wo man hin will. In meinem Fall war es der Rockclub in Hildesheim, wo vor etwa 1 1/2 Stunden der Einlass vom ASP-Konzert begonnen hatte… Ich weiss nicht was meine Begleiterinnen und ich erwartet hatten. Mit Sicherheit jedoch nicht, dass der Rockclub von Aussen aussieht wie eine gutbürgerliche Kneipe. Fehlende schwarze Gestalten liessen uns sogar daran zweifeln, hier überhaupt richtig zu sein… Doch wie heisst es so schön? Die inneren Werte zählen… und drinnen lief dann auch das gewünschte Klientel rum. Home Sweet Home.

Der Einlass begann wohl etwas spät, jedenfalls hatten wir trotz 1 1/2 stündiger Verspätung noch nichts verpasst. Man hatte noch ausreichend Zeit sich umzugucken und Geld an der Bar zu lassen, bevor um kurz vor 21 Uhr mit der Vorband Nuuk losging. Von der Band kannte ich bisher noch nichts, doch der Name lief mir seit einigen Wochen öfter über den Weg, ich war also gespannt. Nuuk spielten ohne Vorwarnung los und bedienten zuallererst meine Vorliebe für Drums. Der erste Song hatte reichlich davon, was noch besser rübergekommen wäre, hätte die Anlage mitgespielt. Leider war diese für meinen Geschmack viel zu leise, die Gespräche im Raum waren teilweise besser zu verstehen als die Musik. Überhaupt war auch das Publikum noch nicht allzusehr bei der Sache, es wurde mehr geredet als dem Treiben auf der Bühne gefolgt. Worüber sich auch der Sänger mindestens einmal beschwert hat, doch viel hat das nicht geändert.

Später tauten die Leute etwas auf, aber bis dahin plätscherte die Musik mehr nebenbei dahin. Es mag vielleicht damit zu tun gehabt haben, dass Nuuk musikalisch nicht wirklich viel mit ASP gemeinsam haben, sie sind vom Stil her mehr eine Mischung aus The Cure und U2. Ich weiss nicht mehr wieviele Songs Nuuk spielten, da ich nach einiger Zeit keine großen Veränderungen mehr feststellte und auch keine Setlist parat habe. Sicher hatten sie hin und wieder ungewöhnliche Elemente in der Musik und auch der Gesang war nicht schlecht (klang tatsächlich ein wenig nach Bono), doch nach einer Weile schlich sich besonders bei den von mir geliebten Drums eine gewisse Monotonie ein. Nachdem das Publikum zum Mitsingen aufgefordert wurde (leider vergeblich) und die Band vorgestellt wurde, war dann nach ca. 40 Minuten dieser Teil des Programms abgehakt und Nuuk machten die Bühne für ASP frei.

Als ASP dann um exakt 21.55 Uhr auf der Bühne erschienen und ihr Intro erklang, wurde es schlagartig luftiger im hinteren Barbereich und im Gegenzug dazu der Platz vor der Bühne eng. Mit einem Knall begann die Show und ASP hatten von Anfang an die Aufmerksamkeit des Publikums. Ich kenne nun nicht alles von ASP, doch ich denke einer der ersten Songs war "Weltunter", gefolgt von "Stille der Nacht". ASP fegte von Anfang an über die Bühne und machte mit seiner Mimik jeden Song noch ein Tick besser, als er eh schon war. Die Energie sprühte nur so und selbst der Bewegungsfaulste musste Hummeln im Hintern haben, entsprechend aktiv wurde es auch im Pulk vor der Bühne und Asp hatte keine Mühe das Publikum zum mitmachen zu animieren…sei es nun Springen, Tanzen oder Mitsingen, sie machten alles mit Freuden mit.

Einige verausgabten sich gar so stark, dass sie ASP um seine Wasserflasche beneideten, doch mit einer eitrigen Angina würde ich anderen Leuten meine Flasche auch nicht zumuten. Ja, Asp hatte mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, doch einen negativen Effekt hatte das nicht auf die Leistung, die er brachte. Selten habe ich auf der Bühne so eine Präsenz und Agilität gesehen wie bei diesem Konzert. Manch anderer Sänger kann sich bei Asp wirklich eine Scheibe abschneiden, der Mann hat dafür meinen Respekt. Zwar liess er sich bei einigen Stücken, z.B. "She Wore Shadows" oder "Und Wir Tanzten" von der Menge unterstützen und auch die Band fungierte wegen fehlendem Chor als Background, doch geschah dies sicher nicht wirklich wegen stimmlichen Problemen. Von denen konnte ich jedenfalls nichts feststellen. Zwischendurch erwähnte Asp das kommende Album und dass die Leute am Tag zuvor in Berlin begeistert waren, also machte er das "Experiment" und kredenzte "Tiefenrausch"… was mit Jubel von Publikum angenommen wurde.

Ebenfalls bejubelt wurde später das Lied "Schwarzes Blut", was allerdings schon in den Zugaben enthalten war… von denen es einige gab, denn das Publikum wollte Asp einfach nicht von der Bühne lassen ohne nicht noch wenigstens "Die Ballade vom Schwarzen Schmetterling" gespielt zu haben und er versprach, bis zum letzten Atemzug zu bleiben. Als sie dann nochmal wieder auf die Bühne kamen, meinte ASP nur trocken "Das mit dem letzten Atemzug habt ihr ernst genommen, oder?", doch trotz seiner Angina spielten sie noch abschliessend "Ich Will Brennen" und "Die Ruhe Vor Dem Sturm", bevor es endgültig hiess sich zu verabschieden und ein wirklich hervorragendes Konzert hinter sich zu lassen.

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ASP
Nuuk
Rockclub Hildesheim

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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