Der letzte Samstag im Mai ist ein fester Termin im Konzertplan des sturmverwachsenen Teils der Republik, denn dann findet in Hannover die NJOY-Starshow statt. Immer ausverkauft, immer sonnig, immer gut. Hier treffen Newcomer auf alteingesessene Bands. Diese Melange zieht die Massen an und es ist wie immer.
Leider geil.
Chef Boss (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Wenn eine Newcomer-Band die Chance bekommt hier aufzutreten, dann ist das wie ein Sechser im Lotto, die Chance sich bekannt(er) zu machen. Bei dieser Hamburger Girl-Crew; die Namensgebung war wahrscheinlich wie folgt: Ich Chef, Du Boss = Chefboss, sind die beiden Hamburger Mädels Alice Martin und Maike Mohr die Macher des Projekts. Für Sängerin Alice dürfte es wie der Eintritt ins Wunderland sein, als sie an diesem Nachmittag die Bühne vor 25.000 Fans betritt. Maike ist mit ihren Tänzerinnen und einem Quotentänzer für die Action im Hintergrund zuständig.
Chef Boss (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Für die wummernden Beats sorgt ein DJ. Und Chefboss tun genau das wofür sie engagiert wurden: Sie machen Stimmung.
Nicht lang schnacken,
hoch die Hacken.
Verschmitztes grinsen, Hamburger Slang. Alice hat die Menge von Beginn an im Griff. „Ihr springt jetzt alle, ist mit scheißegal wie ihr das macht.“ Und die Menge macht. Das volle Programm. Songs wie „Blitzlichtgewitter“ oder „Zombie Akopalypse“ hauen richtig rein. Der Stil von Chefboss vermischt die Elemente Dancehall und Electro. Nach 30 Minuten ist leider schon Schluss, Geiler Start in den Konzerttag.
Chef Boss (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Niemand und nichts ist mehr sicher,
In der Nacht unterwegs Blitzlichtgewitter
Niemand und nichts ist mehr sicher,
Egal wo wir sind Blitzlichtgewitter
Niemand und nichts ist mehr sicher
,In der Nacht unterwegs Blitzlichtgewitter
Paparazzis mit dem Finger am Trigger,
Komm, drück ab – Blitzlichtgewitter
Alle Farben (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Auch in diesem Jahr ist wieder ein DJ mit einem kompletten Set am Start. Naturgemäß müssen DJ´s bei ihrer Musik nicht so viel sprechen, was etwas die Stimmung rausnimmt. Es geht halt nichts über Kommunikation. Frans Zimmer besser bekannt als Alle Farben sieht etwas verloren aus hinter seinem Pult. Unentwegt grinsend lässt er seine Musik sprechen und die geht direkt über die Ohren in die Beine. Und dann spricht er doch, wünscht sich ein Sitdown für ein Foto. Na klar, wird gemacht.
Der nächste Act ist Imany. Die Französin Nadia Mladjao hat in 2016 mit „Don´t be so shy“ einen Nummer 1-Hit gelandet. Am Anfang wirkt Nadia sehr ernst oder ist es konzentriert? Auf jeden Fall mächtig shy. Doch ihre Band (alle in Army-Klamotten) und sie tauen nach und nach auf. Nadia verbreitet mit ihrer soulig-rauchigen Stimme eine entspannte Stimmung. Endgültig gewonnen bei den Fans hat die Band dann mit dem Queen-Cover „Bohemian Rhapsody“. Herzlich Willkommen in Deutschland, Imany.
Imany (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Die folgende Band mischt klassische Elemente mit elektronischen Beats. Fertig ist der Crossover von Clean Bandit. Der Bandname ist die wörtliche Übersetzung eines russischen Ausdrucks (чистый бандит, Transliteration chisty bandit), den sie bei einem Russlandaufenthalt entdeckt hatten und der so viel wie „absoluter Mistkerl“ bedeutet. Danke Wikipedia. Und danke Clean Bandit für eure Hits wie „Rockabye“, „Rather Be“ oder „Symphony“. Die Briten haben haben die Stimmung eindeutig wieder hoch gepusht.
Deichkind (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Die Beginner sind der erste richtige Top-Act des Tages. Die Comebacker des Jahres haben mit dem Album „Advanced Chemistry“ fett abgeliefert und wenn das Horn von „Ahnma“ ertönt, gibt’s kein Halten mehr. Jan Delay, Denyo und DJ Mad sind alte Hasen und wissen wie es geht. „Hammerhart“ hauen sie Beats und ihre Raps raus und machen Bambule. So wie früher halt in den 90igern als sie noch Absolute Beginners waren. Yo Mann. Sie haben sogar das Nena-Cover „Irgendwie, irgendwo, irgendwann “drauf, besingen „Gustav Gans“ und fragen „ Wer bistn Du?“
Das ist Hip-Hop at it´s best.
Deichkind (Foto: Michael Lange bs! 2017)
Deine Eltern sind auf einem Tennisturnier
du machst eine Party – wie nett von dir
Impulsive Menschen, kennen keine Grenzen
Schmeiß die Möbel aus dem Fenster,
wir brauchen Platz zum dancen
Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah
Krawall und Remmidemmi
Und was danach kommt, das kann man eigentlich nicht beschreiben. Das muss mensch wirklich sehen, sonst glaubt mensch das nicht. Deichkind sind Kindergeburtstag, Satire, Action, Spass. Sie sind positiv verrückt, durchgeknallt, witzig. Ein visuelles Feuerwerk, absolut perfekt durchchoreografiert, professionell durchgestaltet mit Lichteffekten und avangardistischen Kostümen. Wer hat schon eine Hüpfburg oder ein Trampolin auf der Bühne. Und wenn sie sagen „Roll das Fass rein“, dann ist das so. Und auch das Bad in der Menge mit dem Planschbecken über den Köpfen der Fans ist wörtlich zu nehmen. „Remmi Demmi“ halt. Nach Angaben der Band ist das letzte Konzert vor einer kreativen Pause. Doch sie werden wiederkommen. Genau wie die NJOY-Starshow in 2018. Der Vorverkauf läuft bereits.
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.
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