Review: Von Badegästen und pinken Plüschkutten – Metal Hammer Paradise (12. & 13.11.2021)

Nach langem Verzicht öffnet das MHP wieder seine Tore und lädt die musikdurstigen Landratten zum gemeinsamen Headbangen an die Ostsee ein. Durch engen Kontakt zum Gesundheitsamt, vielen Verhandlungen und einer ausgewogenen Hygieneplanung ist es möglich das Komfortfestival, auch in der Pandemiezeit, unter 3G Regeln durchzuführen. Zu dem wurden den Besucher/innen im Vorfeld gewisse Verhaltensrichtlinien mit auf den Weg gegeben. So wie z.B. beim Ankommen.

Die Anreise

Anreisende die sich durch das triste, graue Novemberwetter ihren Weg durch das schönste Bundesland gebahnt haben, werden vor der Kurzparkerzone mit einer heruntergelassenen Schranke begrüßt. Diese war sonst immer offen und man wurde von Helfern gelotst. Nun muss man sich ein Ticket ziehen, den Wagen abstellen und bei der Rezeption sich seinen Schlüssel und die Festivalbändchen zu besorgen.

Zur Rezeption darf auch nur die buchende Person, um die Personenanzahl möglichst niedrig zu halten. Diese bekommt da auch den 3G-Check. Die weiteren Gäste begeben sich zu dem ersten 3G-Checkpoint, wo es entsprechend voller ist. Aber Abstände werden eingehalten. Disziplinierte Metalheads! Trotz der Kontrolle mit QR-Code Scan und Ausweiskontrolle geht alles relativ schnell. Nun gibt es auch den zweiten Parkausweis, um auf das Gelände zu gelangen. Dort ist dann alles wie gehabt. Chaos mit parkenden Autos, Bierkisten die durch die Gegend geschleppt werden und laute Musik aus dem einen oder anderen Bungalow bzw. Apartment.

Freitag

Nachdem man sich in seinem Domizil häuslich eingerichtet hat, ist es nun daran einen Streifzug durch die Gemeinde zu machen, sollte man früh genug angereist sein. Kurz vor dem Bereich vom Dorfplatz ist ein weiterer 3G-Checkpoint. Hier kommt keiner durch der nicht das 3G-Bändchen hat und muss sich erst checken lassen. Auf dem Dorfplatz vor der Galerie findet dieses Mal ein kleiner Mittelaltermarkt statt. Mit diversen Ständen und einer Bühne. Was darauf wohl stattfindet? Wir werden es später erfahren. Die Galerie ist neben dem Merch frei von weiteren Ständen. Hier hat sich schon eine lange Schlange gebildet und es gibt Maskenpflicht. In diesen kleinen dunklen Raum in dem die Shirts, Hoodys, Zipper und sonstige Sachen von dem Festival und der Bands angeboten werden darf auch nur eine begrenzte Personenanzahl rein. Schon ein schlauer Gedanke. Bei einem offenen Stand würde sich eine große Traube bilden. Und die Galerie ist nicht breit genug eine entsprechende Wegführung. Der Metalmarkt selbst hat sich draußen in einem weiteren Zelt eingefunden. Hier gibt es vieles was das Metalheadherz erfreut.

Endlich wieder Livemusik

Tankard (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)

Pünktlich um 17:00 Uhr begrüßt, traditionsgemäß, Torsten „Zacke“ Zahn vom Metal Hammer Magazin die Gäste im Ballroom, in dem danach Stallion den ersten Gig des Abends starten. Kurze Zeit später stehen auch Tankard auf der großen Bühne und trashen drauf los was das Zeug hält. Es ist jetzt schon den Bands anzusehen, dass sie echt Bock haben. Sie mussten ja auch lange genug drauf verzichten. Und jetzt geht es Schlag auf Schlag. Iron Savior die den Ballroom standesgemäß auseinander nehmen spielen parallel zu Damnation Defaced in der Riff Alm. Kurz darauf wartet schon Diamond Head auf ihren Auftritt im Hauptzelt. Weiter geht es mit den Altrockern von Ram, in der Riff Alm Stormwarrior und Subway to Sally im Zelt. Wer jetzt noch kann, schüttelt zu Saxon noch seine Mähne und läßt sich von Biff mit seinem Handy von der Bühne filmen. Wer dann immer noch nicht genug hat geht zur Aftershow-Party im Motörhütt und tanzt den Rest der Nacht durch.

Subway To Sally (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)

Samstag

Das Wetter scheint sich nicht zu ändern. Zumindest ist es noch trocken. Da steht einem Strandspaziergang nichts im Wege. Einigen ist die Jahreszeit wohl egal. So wird sich fertig gemacht, um in der Ostsee noch baden zu gehen. In roten Badehosen und zu der Titelmelodie von Baywatch, aus dem Ghettoblaster, geht es ab ins kühle Nass. Auf der Seebrücke viele Schaulustige, die das Spektakel verfolgen.

Atmo / Impressionen vom Metal Hammer Paradise 2021 (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)

Bevor es mit Musik weiter geht, gibt es ein Paar weitere Programmpunkte, die man besuchen kann. So stellen sich Thorsten Zahn und der Geschäftsführer von FKP Scorpio Stephan Thanscheidt Fragen und Anregungen und geben einen Einblick hinter die Kulissen und was es heißt, ein Festival wie dieses hier zu veranstalten. Tobias Schönemann alias Allen B. Konstanz von The Vision Bleak beleuchtet die Geheimnisse des Schlagzeugspielens berühmter Metalbands. Hier lernt man die Unterschiede des Drummings von Metallica, Slayer und Iron Maiden kennen.

Auf dem Dorfplatz ist inzwischen auch was los. Auf der kleinen Bühne steht die Mittelalterkombo Sanger fra Nord und betören die umliegende Bevölkerung, die sich mit Glühwein, heißem Met und sonstigen Flüssigkeiten gütig tun.

Der heilige Gral

Jetzt wissen wir auch warum die Ritter der Tafelrunde den heiligen Gral nicht gefunden haben. Denn die wahren Hüter sind ja Superhelden. So sind Grailknights die Starter an diesem Tag und retten den Ballroom. Kurz darauf geht es auch im Zelt weiter mit den Gothmetallern von Pyogenesis. Und schon hat der Marathon wieder begonnen.

Pyogenesis (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)
Brainstorm (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)

Nach Year of the Goat und während Brainstorm noch spielen gibt es im Motörhütt ein Interview mit Udo und Sven Dirkschneider, welche sich bereitwillig jedlichen Fragen stellen und ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Wenig später öffnet auch die Riff Alm ihre Pforten und die Newcomer Dreamscore beschallen den Raum mit ihrem Symphonic Metal. Mit Gold wird es im Ballroom deutlich ruhiger. Avantgardistisch, leicht apathisch und hypnotisierend zu gleich geben sich Sängerin Milena Eva, im viel zu großem Sacko, und ihren Mannen den Gästen.

Im Gegenzug dazu zeigen die Mädels von Thundermother wo der Hammer hängt. Hier wird gerockt, und zwar so richtig, dass das ganze Zelt vibriert. Hoffentlich powern sie sich nicht zu sehr aus, denn sie müssen noch gegen eine Delegation von Fan bowlen gehen. Parallel rocken Mystic Prophecy im Ballroom und Johnny Deathshadow die Riff Alm.

Nun sind alte Bekannte im Zelt unterwegs. Grave Digger kommen anscheinend gerne an die Ostsee. Inzwischen besuchen sie das MHP zum dritten Mal. Wenn diesmal auch nur als Ersatz für die abgesagten Clawfinger. Ein bisschen Retro darf ja nun auch nicht fehlen, dafür sorgen Hällas aus Schweden, die mit Vampierumhängen gekleidet ihren Siebziger und Achtziger Sound durch den Ballroom fliegen lassen. Auch schon das dritte Mal dabei ist Udo diesmal mit seiner Dirkschneiderformation.

Dirkschneider (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)
Blind Guardian (Foto: Olaf Räwel bs! 2021)

Und es werden, na klar, auch wieder alte Songs aus seiner Accept Ära rausgeholt. Düster wird es im Ballroom. Avatarium beschließen den heutigen Abend mit ihrem schweren, dunklen Doom-Sound.

Jetzt kommt was zum Mitsingen. Blind Guardian sind der krönende Schlussakt an diesem Wochenende. Wenn man auf der Bühne was sehen könnte. Nebel gab es in diesem Jahr anscheinend im Dutzend billiger. Das fiel schon bei den anderen Bands auf. Wie auch immer. Zum mitgröhlen von Valhalla und The Bard´s Song (In The Forest) muss man Hansi Kürsch ja auch nicht unbedingt sehen. Und so geht dann ein schönes Festivalwochenende zu Ende.

Für die Nimmersatten bleibt noch die Aftershow-Party in der Motörhütt. Nur nicht vergessen, dass man bis 10:00 Uhr am Sonntag die Zimmer geräumt haben muss.

Alles in allem ein sehr gelungener Restart mit einem guten Hygienekonzept, diversen Neuerungen und einem Whisky-Stand mit über 300 Sorten. Bis zum nächsten Jahr. Skål!!!

Galerien (by Olaf Räwel bs! 2021):

Links:

Olaf Räwel
Olaf Räwelhttps://www.be-subjective.de/
Olaf ist ein mediterran Scharfmacher sondergleichen. Seine Texte sind gewürzt mit den Tränen derer, die auf seiner heimischen, eigenhändig veredelten Chili-Plantage, den Mund zu voll genommen haben. Wenn er sich nicht gerade Live- oder Gaumenerlebnisse scharfzüngig zergehen lässt, jongliert Olaf mit sündhaft teuren Designmöbeln, erfindet die daoistische Harmonielehre neu und verbindet seine ästhetischen Leidenschaften mit Spaß. Olaf, so vermuten wir, ist eigentlich ein Akronym für Ordinary Lover of Art and Flavouring. Genug Rumgeräwelt. Das Spicegirl is(s)t scharf.

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