White Lies: As I try Not to Fall Apart (2022)

White Lies: As I try Not to Fall Apart (2022) Book Cover White Lies: As I try Not to Fall Apart (2022)
Wave, Rock, Indie
Play It Again Sam
18.02.2022
www.whitelies.com

Tracklist:
1.   Am I Really Going To Die
2.   As I Try Not To Fall Apart
3.   Breathe
4.   I Don’t Want To Go To Mars
5.   Step Outside
6.   Roll December
7.   Ragworm
8.   Blue Drift
9.   The End
10. There Is No Cure For It

Schon mit dem Albumtitel machen die White Lies klar, dass wir von den Königinnen der traurigen Indiemusik keinen plötzlichen Geisteswandel erwarten müssen. Gerade deshalb kommt der Opener mit dem bedeutungsschwangeren Titel „Am i really going to die“ mit seinem fast schon funkigen Sound so überraschend daher. Und das war es dann auch schon mit den Überrasschungen. Vielleicht sind die White Lies müde geworden oder doch zu der Erkenntnis gekommen, dass früher alles besser war, denn auf ihrem mittlerweile sechsten Album lassen sie die Experimente der letzten Jahre Experimente sein, und finden zurück zu ihrem ursprünglichen Sound. Bisschen Wave, bisschen Rock, große Melodien und vor allem ein nach guter alter Manier ins Mikrofon schmachtender Harry MC Veigh, das ist ein Rezept, dass die Fans der ersten Stunde nach dem letzten Langspieler „Five“ versöhnen dürfte.

Schon das zweite Stück „As I try not to fall apart” ruft Bilder von dunklen Clubs und depressiv verstimmten Anhänger*innen der Band, die wie in Trance im Takt klatschen und schwingen während sie sich der Mid-Life-Crisis hingeben, vor Augen. Und das muss keineswegs etwas Schlechtes sein. Etwas bombastischer wird der Sound beim folgenden Cure-esken „Breathe“ bevor es mit „I don’t want to go to Mars“ hart in Richtung David Bowie geht – zumindest bis zum Refrain. Der will ins Stadion, mit den Boxen auf 11 gedreht und voller Beleuchtung. Übermut oder gesunder Optimismus?

Und so geht das Album immer weiter. Ein wilder Wechsel aus Club und Stadion. Wird live ziemlich sicher hervorragend funktionieren. Für den Hausgebrauch reicht es allerdings nur für die Randbeschallung. Trotz all der traurigen und persönlichen Themen, die vermutlich alle von uns bewegen, bietet „As I try not to fall apart“ keine Songs, die wirklich ins Herz gehen und etwas auslösen oder uns wenigstens länger als 2 Minuten im Ohr bleiben. Zu laut, zu viel, zu unpersönlich und dabei nicht rockig genug, um die Hörer*innen wirklich aus den Socken zu hauen.  Eine vertane Chance, denn dass die Band das Potenzial für so ein Songwriting hat, steht ganz außer Frage.

2 Sterne für's Songwriting. Plus einen für McVeighs Stimme, die reißt's halt immer wieder raus.

 

Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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