Vanitas: Lichtgestalten (2004) Book Cover Vanitas: Lichtgestalten (2004)
Paul-Eduard Rück
CCP Records
07.06.2004
www.vanitas.at

Tracklist:

  1. Endlosschleife
  2. Lebenslauf
  3. Tausende Quadrate
  4. Sammelleidenschaft
  5. Missverstanden
  6. Re: Inkarnation
  7. Kontrollverlust
  8. Menschen...Gott...Maschinen...
  9. Vergangenes kehrt wieder
  10. Relatives freisein

War ich beim Vorgängeralbum „Der Schatten einer Existenz“ schon voller Begeisterung, so bin ich bei „Lichtgestalten“ total außer mir vor Freude! Was für ein geiles Album!

Die Österreicher machen da weiter wo man sie vor ein paar Jahren beim letzten Werk vermisst hat, mit dem ganz großen Unterschied, dass sie musikalisch noch einen weiteren Schritt nach vorne getan haben.

Rein vom Aufbau bleibt alles beim Alten:
Schwere Metal-Riffs, Streicher, Klavier und dazu ein abwechselnder Gesang aus tiefen Growlings und weiblichen Vocals. Das neue, ja das bessere, ist, dass die Band mit einer unglaublichen Innovation daherkommt. Was hier an Abwechslungsreichtum geboten wird ist einmalig!

Wave-Elemente, klare männliche Vocals, energische Duette und Melodien, dass einem die Spucke wegbleibt! Darüber hinaus können die Texte, die allesamt auf deutsch gesungen werden, dermaßen überzeugen, dass man nicht mal die Musik bräuchte um den lyrischen Ergüssen zu lauschen – hört euch von Anfang an „Sammelleidenschaft“ an und ihr wisst was ich meine.

Das Album beginnt mit „Endlosschliefe“ – Ein Song, der gut die Veränderungen gegenüber des Vorgängeralbums repräsentiert: Harte Riffs und eine aggressive Atmosphäre leuten paradoxerweise den Einmarsch für ein Song voller Emotionen und Verzweiflung. Der anfangs wütende Gesang wird immer mehr zu einem leidenden Aufschrei, der von weiblichen Vocals sehr fein unterstützt wird.

Weiter geht es mit „Lebenslauf“, einem meiner Lieblingssongs. Hier findet man eine unheimlich tolle ohrwurmlastig Melodie und eine geniale Atmosphäre: Man hat den Eindruck als würde man dem Duett eines dämonischen Teufels und einer zierlichen Elfe lauschen. Einerseits skurill aber doch gleichzeitig amüsant und voller Leidenschaft. Die tiefen Growlings geben ebenso wie die hohen Soprantöne das beste vom Besten und scheinen sich im Laufe des Songs immer selber übertreffen zu wollen! Dieses Bild bleibt auch im nächsten Song „Tausende Quadrate“ bestehen: Vor einer unglaublich schweren und doomigen Kulisse mit düsteren Orgelklängen und melancholischen Streichern, entfalten sich Grwolings zur Höchstform, bis zu dem Moment als plötzlich eine zierliche Frauenstimme einsetzt und die beiden kontrastreichen Gesangslagen gemeinsam den Song abklingen lassen! Herrlich!

„Teufel und Elfe“ kommen noch öfters zum Einsatz, wobei bei „Sammelleidenschaft“ der Unterschied darin besteht, dass diesmal kein Duett sondern eher ein ungleiches Duell stattfindet. Diesmal passen die Growlings nämlich zu einem unmeschlichen Dämon und die Frauenstimme zu einer hilflosen Elfe – Es ist im Grunde eine Geschichte über einen „Sammler“, mehr sei nicht verraten 😉

Was soll ich nur sagen? Im Grunde könnte ich jetzt nachfolgend jeden einzelnen Song aufzählen und sagen wie unheimlich toll er ist 😉 Und egal wieviele Superlativen ich benutzen würde, es wäre alles ungelogen und sogar noch untertrieben.

Songs wie „Re:Inkarnation“ lassen mich nur so dahin schmachten mit seiner Melodie und der druckvollen Atmosphäre! „Kontrollverlust“ begeistert durch abwechselnden Growlings und klarem männlichen Gesang, „Menschen...Gott...Maschinen“ bietet einen kontrastreichen Aufbau aus ruhigen Pianoklängen und brutalen Riffs, dazu Gesang von charismatisch klar, über tiefem Gegrunze bis hin zu blackmetalartigem Geschrei. Und zu guter Letzt hätte man mit „Relatives Freisein“ sich keinen besseren Abschluss wünschen können: Dieser Song vereint nochmal die ganzen Stärken des Albums in Form eines super Songs mit sehr tiefgründigem Text.

FAZIT:
Wem „Der Schatten einer Existenz“ gefallen hat, kann hier blind zugreifen! Ein unheimlich starkes Album, das VANITAS zu was Einzigartigem werden lässt. Ich kann nämlich ohne Umschweife behaupten, dass ich keine andere Band kenne, die ähnliche Musik macht!

Hochwertige Texte, klasse Melodien, geiler Gesang – hier passt alles zusammen!!! 10 Songs, die erschreckend gut unter die (Gänse-)Haut gehen! Zugreifen!

10 von 10 Punkten? Eindeutig zu wenig!

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.