Tanzwut: Schreib es mit Blut (2016) Book Cover Tanzwut: Schreib es mit Blut (2016)
Mittelalter-Rock
AFM Records
08.07.2016
http://www.tanzwut.com/

Tracklist:

  1. Schreib Es Mit Blut
  2. Steig Ein
  3. Bruder Leichtsinn
  4. Chaos
  5. Reiter Ohne Kopf
  6. Geteert Und Gefedert
  7. Stille Wasser
  8. Reicher Als Ein König
  9. Hahnenkampf
  10. Wenn Ich Tot Bin
  11. An Den Klippen
  12. Bleib Bei Mir
  13. Wer Wir Sind
  14. Neue Ufer
  15. Stille Wasser feat. Liv Kristine (Bonus Track)

„Tanzwut“ haben seit eh und je ein gutes Gespür für Themen, die in der überfrachteten Mittelalter-Szene kaum Beachtung finden. So war es bei dem Album „Eselsmesse“ und nun übersetzt frei nach Goethes „Faust“ das Geschehen in das dunkle Zeitalter. Natürlich beschränkt man sich nicht ausschließlich auf dieses Thema oder veröffentlicht gar ein Konzeptalbum. Jeder Song steht für sich alleine, spinnt dabei trotzdem einen Faden, der sämtliche Tracks miteinander verknüpft.

Der vielversprechende Titeltrack „Schreib es mit Blut“ übernimmt den Auftakt. Hier hört man klar die Trademarks dieser einzigartigen Band. Sofort wird klar, „Tanzwut“ sind härter geworden. Die Gitarren kommen satter daher, während der Refrain zum Mitsingen einlädt. Für Freunde, die das Fernweh gepackt hat, sollte „Steig ein“ der passende Soundtrack zu einem furiosen Neustart werden. Ein schneller Track, dem man sich nicht entziehen kann. Mit „Bruder Leichtsinn“ halten die Musikern der Gesellschaft den Spiegel vor. Ob man wirklich alles tun sollte, wozu man theoretisch in der Lage ist? Diese offene Frage reichen Teufel und seine Mannen elegant an den CD-KäuferIn weiter.

Der Geheimtipp des Albums dürfte „Chaos“ sein. Hier wird mit klanglichen Experimenten und einem wahren Feuersturm auf die Probleme dieser Generation aufmerksam gemacht. Ein ungewöhnlicher Text, den man nicht vergessen kann. Die Sage um Selbstmörder im Mittelalter besagt, dass eben jene Gesellen, die den Freitod wählten, als kopflose Reiter auf die Erde wiederkehren, um Rache an ihren Peinigern zu nehmen. Ein wuchtiges Thema, dass passend musikalisch umgesetzt wurde. Spätestens beim Refrain werden sich die Tanzflächen zu einem Flächenbrand entwickeln, so eindrucksvoll zeigen sich „Tanzwut“ hier. Fans der klassischen Mittelaltermusik kommen hingegen bei „Geteert und gefedert“ auf ihre Kosten. Ein schneller Track, der sofort zum Tanzen auffordert. Der Text ist, wie so oft, mit einem Augenzwinkern zu verstehen.

Die Powerballade des Albums ist ohne Zweifel „Stille Wasser“. Von diesem Epos finden man zwei Versionen auf diesem Album. In der zweiten Version übernimmt Liv Kristine den Duett Part mit Teufel. Eine der schönsten Balladen der letzten 5 Jahre. Leicht mit maritimer Sehnsucht ausgestattet, schafft es dieser Beitrag sicher auf die Setlist der Spielmänner. Es wird Sommer, die Festivals kündigen sich an. Da sollte man die passende Hymne zum Feiern parat haben. Selbstverständlich haben „Tanzwut“ auch daran gedacht und präsentieren euch „Reicher als ein König“. Die wohl rockigste und derbste Nummer dieser Band. Ein echter Diamant dieser Zusammenstellung.

Ein weiteres, ruhiges Lied ist „An den Klippen“. Angetrieben von Irish-Folk Anleihen überzeugt dieser Song gleich beim ersten Hördurchgang. Wie könnte man ein Spielmannsleben besser vertonen als mit „Wer wir sind“. Ein selbstkritischer Text und eine Melodie, die direkt in die Gehörgänge trifft. Hier beweisen „Tanzwut“ einmal mehr ihre Klasse. Mit „Neue Ufer“ wird dieses großartige Album beschlossen. Ein massiver Track, der dank der Drums nach Vorne geht. Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten.

Fazit:
„Tanzwut“ veröffentlichen mit „Schreib es mit Blut“ ein extrem starkes Album. Hierbei vergessen die Musiker ihre Wurzeln nicht und schaffen den Brückenschlag zwischen Historie und Moderne. Keine Frage, dieses Album wird zum festen Begleiter eines jeden Mittelalterfans. Man kann sich bereits jetzt schon auf die Live-Shows dieser einzigartigen Band freuen.

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Fabian Bernhardt
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.