Staind: The Illusion Of Progress (2008) Book Cover Staind: The Illusion Of Progress (2008)
André Tuchtenhagen
Roadrunner Records
05.09.2008
www.staind.de

Tracklist:

  1. This Is It
  2. The Way I Am
  3. Believe
  4. Save Me
  5. All I Want
  6. Pardon Me
  7. Lost Along The Way
  8. Break Away
  9. Tangled Up In You
  10. Raining Again
  11. Rainy Day Parade
  12. The Corner
  13. Nothing Left To Say
  14. It's Been Awhile [Acoustic Live at Hiro Ballroom]
  15. Schizophrenic Conversations [Live at Hiro Ballroom]

Die amerikanischen Grunge- und Alternativrocker Staind melden sich aus ihrer kreativen Bandpause zurück, zu der sie sich nach ihrem letzten Album "Chapter V" entschieden hatten. Ihr mittlerweile sechstes Studioalbum trägt den Titel "The Illusion of Progress" und schliesst musikalisch da an, wo die Band um Frontmann Aaron Lewis vor drei Jahren aufgehört hat.

Einmal mehr treffen bombastische Gitarrenriffs und die rauchige Stimme Lewis auf viel Gefühl und Melancholie. Zunächst melden sich Staind aber mit einem überraschend positiven Song zurück. "This Is It" ist der Auftaktsong der neuen Scheibe, der "The Illusion of Progress" mit viel Energie und Bombast eröffnet. Dass die vierköpfige Band aus Massachusetts wieder ein Album voller Botschaften an ihre Hörer vorbereitet hat, macht bereits der zweite Song deutlich. "The Way I Am" fordert den Hörer dazu auf, Dinge in dieser Welt zu hinterfragen, und sich selbst zu behaupten, allerdings ginge dies nicht, ohne vorher seine eigenen Schwächen zu akzeptieren. Der Band ist es weiterhin wichtig, dass sich ihre Fans mit den Songs identifizieren und sie auf ihre Situation beziehen können, daher formuliert Sänger und Songwriter Lewis die Lyrics so frei wie möglich: "Will irgendjemand wirklich wissen, wie ein Regisseur seinen Film exakt interpretiert haben will?", äußert sich Lewis dazu.

"All I Want" stellt einen verhältnismäßig schnellen Song mit viel Melodie dar, der in seinem Verlauf  in einen Akustikpart abstürzt, um sich dann jedoch wieder rasch in den stimmigen Refrain hineinzusteigern. Dieser Song wirkt an dieser Stelle sehr auflockernd, da er im Gegensatz zu den vorherigen Songs keinen negativen Inhalt aufweist, sondern von der kraftspendenden Liebe handelt. Das auf "The Illusion Of Progress" generell öfter über dieses Thema gesungen wird, macht auch die Akustikballade "Tangled Up In You" deutlich. Mit einer Akustikgitarre im Vordergrund, unterlegt mit Streichern und einer hin und wieder angeschlagenen E-Gitarre, bleibt der Song seine ganze Länge ruhig, ohne sich in den üblichen Bombast hineinzusteigern.

Kur vor Schluss trumpfen Staind noch einmal mit einem besonderen Song auf. Beginnt "The Corner" noch gewöhnlich ruhig, setzt schon in der zweiten Strophe ein Backgroundchor ein, der das Lied von da an begleitet. Zwar steigert sich auch dieser Song relativ schnell, jedoch bleiben derbe Riffs aus, und die hochgestimmte Gitarre spielt stattdessen bluesartige Klänge. Der Mix aus Gospelchor und Lewis rauer Stimme ist eine interessante und auf jeden Fall neuartige Mischung. Mit "Nothing Left To Say" findet das Album schliesslich sein Ende. Zwar ist dieser Song ähnlich aufgebaut, wie seine Vorgänger, doch es sind die Details die die einzelnen Lieder von "The Illusion Of Progress" von einander unterscheiden lassen. In diesem Fall sticht eine der Gitarren heraus, die die Musik rhythmisch unterlegt und zwischen Refrain und Strophen sogar mehrere Soloparts zugestanden bekommt, und sich gegen Ende in ein energisches Solo steigert.

Obendrein befinden sich als Bonus noch drei Akustik- und Liveversionen von älteren Staind Liedern auf der CD, wie zum Beispiel das bekannte "It`s Been Awhile".

Insgesamt wird dem Hörer mit 16 Songs also ein ganz schön großes Staind-Musikpaket geboten, das vielen Fans wohl die dreijährige Abwesenheit verschmerzen lassen wird.  Letztendlich definieren Staind  mit "The Illusion Of Progress" weder sich, noch ihr Genre neu, geben sich aber glaubhaft mit viel Feingefühl und Verstand und schaffen ein Album mit dichter Atmosphäre und somit einen passenden Soundtrack für die kalt und graue Herbst- und Winterzeit.

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.