Rolling Stones: Exile On Main Street (2010) Book Cover Rolling Stones: Exile On Main Street (2010)
Sandra Cramm
Polydor
14.05.2010
www.rollingstones.com

Tracklist:

  1. Rocks Off
  2. Rip This Joint
  3. Shake Your Hips
  4. Casino Boogie
  5. Tumbling Dice
  6. Sweet Virginia
  7. Torn And Frayed
  8. Sweet Black Angel
  9. Loving Cup
  10. Happy
  11. Turd On The Run
  12. Ventilator Blues
  13. I Just Want To See His Face
  14. Let It Loose
  15. All Down The Line
  16. Stop Breaking Down
  17. Shine A Light
  18. Soul Survivor

Da ist es, das einzig wahre Meisterwerk der Stones, digital remastered, in unzähligen Versionen mit und ohne Bonus-CD zu bekommen, da leckt sich doch jeder Sammler und Fan die Finger nach ab!

Wo wir beim Thema wären: Exile On Main Street war im Jahr 1972 der Nachfolger vom Spitzenalbum „Sticky Fingers“, und kam in keiner Weise mehr an dessen Qualität heran. Dies lag nicht unbedingt nur an der Musik: auf der original-LP, konnte man dem abgebildeten Herrn in Jeans dieselbige durch einen Reißverschluss öffnen, sodass der Schlüppi zum Vorschein kommt, was ein Skandal! Während auf der Sticky Fingers noch ein geiler Blues nach dem anderen dem Hörer den Schweiß auf die Stirn trieb, besticht die Exile durch mehr oder weniger banale Songs und war im Grunde das schlechteste Album der Band bis dahin. Warum also wird diese Platte nun seit Jahren in den Heiligenstand erhoben? Weil es (als LP) ein aufklappbares Doppelalbum war? Weil die verschiedenen Stilrichtungen (Gospel und Soul, mit Bläsern unterlegt) gleich eine höhere Musizierkunst vermuten lassen? Dem gemeinen deutschen Kinogänger mag die Platte vielleicht außerdem als Objekt der Begierde im Film „Sonnenallee“ ein Begriff geworden sein.

Aber gut, auch wenn nicht das beste Album, so ist es doch zumindest ein Album der großartigen Rolling Stones! Was lässt sich also zur Musik sagen? Mick Jagger wirft seine Lyrics wie üblich rotzig zwischen den getragenen Blues und Soul, aber trotzdem ist etwas anders. Es ist irgendwie langweiliger als sonst. Während auf „Sticky Fingers“ Hits wie „I Got The Blues“ und “You Gotta Move” ganz neue Maßstäbe setzten, sind Songs wie „Ventilator Blues“ und „Torn and Fryed“ eher ein müder Abklatsch davon. Ebenso Songs wie „Let It Loose“: der geneigte Stonesfan vergleicht dies unweigerlich mit dem absolut tollen „Wild Horses“ und kommt zu dem Schluss: Joa… is okay… Aber mal kucken was noch so kommt. Ich sage ja immer: lieber mittelmäßige Stones als gar keine Stones! Aber für den Fan ist diese Scheibe wohl nur ein Teil der großen Sammlung, und für den Stones-Einsteiger eher nicht geeignet.

Abgesehen von der musikalischen Qualität sei nun ein kurzes Wort zur digitalen Bearbeitung verloren. Eigentlich kann man das ganze kurz und bündig mit „glattgebügelt“ beschreiben. Die Stones und eben gerade Mick Jagger waren ja nun immer schon dank ihres rauen rotzigen Sounds als „böse Buben“ verrufen, das nicht ohne Grund: ihr Sound war und ist sicher unverwechselbar und einprägsam. Diese Eigenart geht hier völlig verloren, mit Recht gibt es im Netz seit Erscheinen der CD viele Diskussionen hierüber, ein direkter Vergleich des Dynamikumfangs mit der 1994 erschienen Exile-CD macht das schon geahnte sehr deutlich. Diese musikalische Beschneidung sollte wirklich aufhören, wer braucht das?!

Auf Grund der umfangreichen Vermarktung mit Bonus-CD und unveröffentlichten Outtakes, die nach Meinung vieler (ich selbst habe sie nicht gehört), eher im Keller des Schweigens hätten bleiben sollen und in keiner Weise ihr Geld wert sind, stößt es einem doch etwas sauer auf. Dem Eindruck, dass man hier den Leuten Geld aus der Tasche ziehen wollte, kann man sich irgendwie nicht erwehren. Ich würde jedem raten: kauft die Exile on Main Street, sie ist ein Klassiker und gehört in jedes gut sortierte CD-Regal. Aber wenn schon CD statt Vinyl, dann bitte die Version von 1994!!

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.