Lindemann: F & M (2019) Book Cover Lindemann: F & M (2019)
Metal
Vertigo Berlin (Universal Music)
22.11.2019
www.lindemann.band

Tracklist:

  1. Steh auf
  2. Allesfresser
  3. Ich weiß es nicht
  4. Blut
  5. Knebel
  6. Frau & Mann
  7. Auch so gern
  8. Schlaf ein
  9. Gummi
  10. Platz Eins
  11. Wer weiß das schon

Ein neues Album von Lindemann hätte in diesem Jahr wohl kaum jemand erwartet. Besonders nachdem Till Lindemann mit Rammstein erst vor Kurzem ein neues Album rausgehauen und eine umfangreiche Tour hinter sich hat. Doch Till Lindemann und Peter Tägtgren können nicht mehr ohne einander. Sie scheinen füreinander bestimmt zu sein. Eine Bestimmung, die das neue Album „F & M” verdeutlicht.

Die erste große Besonderheit auf „F & M” ist die deutsche Sprache. Wurde das erste Album „Skills And Pills” noch in Englisch eingesungen, switchen Lindemann dieses Mal um. Und dies kommt nicht von irgendwoher: Peter Tätgren und Till Lindemann fanden sich zusammen, um für das Hamburger Thalia Theater einige Songs für eine „Hänsel und Gretel” Interpretation zu schreiben und sind bei ihren Songs für „F & M” einfach dabei geblieben. Zum Glück für den Hörer. Das Englisch auf dem ersten Album war zwar erfrischend für Rammstein Fans, verlieh den Songs aber auf Dauer aufgrund der sehr harten deutschen Aussprache eine Komik, die man nicht länger ausreizen musste. Zwar ist die Ähnlichkeit zu Rammstein jetzt noch stärker, doch das gesamte Soundpaket, das Peter Tägtgren dazu liefert, gibt dem Gesamten ein anderes Gesicht.

„F & M” ist eine großartige Weiterentwicklung und zeigt einmal mehr was passieren kann, wenn zwei große und wahnsinnige Künstler aufeinandertreffen. Sie lassen ihren musikalischen Fantasien freien Lauf und erschaffen ein schizophren anmutendes Werk. Denn was zu Beginn noch sehr an „Skills And Pills” erinnert, entfaltet Song für Song langsam und schleichend den kompletten musikalischen Wahnsinn. Die Soundkulisse ist melodisch und brachial, die Texte melancholisch und gespickt mit Poesie, aber auch ganz einfachen Wortspielen. Es scheint alles käme aus den Musikern raus, wie es ihnen gerade einfällt, ganz egal wie verworren oder welche Abgründe, bei Lindemann gibt es keine Grenzen. Und trotzdem ist dieses Album in sich stimmig und harmonisch. Es folgt keinem Schema und man kann fühlen, dass die beiden Musiker das für sich tun, frei von sämtlichen Erwartungen und Einschränkungen. Sie leben sich vollkommen aus und das nicht zu knapp. Und darum macht umso mehr Spaß zuzuhören.

Das Spektrum von „F & M” umfasst die typischen Metal-Granaten mit allen erdenklichen dunklen Facetten, die man von Tägtgren und Lindemann kennt.

Die spürbare Seelenverwandtschaft der beiden Musiker ist explosiv.

Doch erst Songs wie „Knebel”, das wie ein unplugged Seemannslied beginnt und danach in einem Metalfeuerwerk endet, oder der Tango „Ach So Gern” bestätigen, dass Genie und Wahnsinn tatsächlich nah beieinander liegen. Lindemann und ein Tango – eine Absurdität, die genau darum so grandios ist. Ebenfalls die Ballade „Schlaf Ein” besitzt psychopathische Nuancen und verstört. „F & M” wird nicht langweilig und steckt voller Überraschungen. Es ist ausgefeilter und tiefgründiger als das Vorgängeralbum.

Die ersten Videoauskopplungen zu „Steh Auf” und „Frau & Mann” mit Schauspieler Peter Stormare oder „Knebel” sind ebenfalls wieder sehr sehenswert und unterstützen die Durchgedrehtheit des gesamten Albums. Als weiteres Highlight folgt nächstes Jahr die erste Lindemann Tour. Diese kann nur brilliant und verstörend werden. Es bleibt spannend welche Überraschungen die Fans bei den Liveshows erwarten.

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Melanie Schupp
Melanie – the fucking awesome face from outer space – Schupp, ist Freizeitzombie, der Alptraum jedes Metalldetektoren, HardcoreBraut und schippert von Hamburch auch mal über den Musicheadquarter. Als kleine Schwester Edward Scissorhands, hat sie das zweite Gesicht, schreibt ihre Texte mit Kunstblut und Kajal und bringt Farbe in jeden Fotograben.