Letzte Instanz: Morgenland (2018) Book Cover Letzte Instanz: Morgenland (2018)
Rock
AFM Records
16.02.2018
www.letzte-instanz.de

Tracklist:

  1. Morgenland
  2. Schwarz
  3. Disco D’Amour
  4. Mein Land
  5. Glücksritter
  6. Ikarus
  7. Noch Einmal
  8. Asche zu Gold
  9. Du Lebst
  10. Wellenreiter
  11. Symphonie
  12. Für Immer Sein
  13. Armageddon
  14. Children (feat. Orphan Land)

Sie sind wieder da. Die Liebeskrieger von Letzte Instanz haben nur 2 Jahre nach ihrem Album “Liebe im Krieg” ihre Mission wieder aufgenommen. Mit ihrer “Morgenland”-Flagge im Gepäck hat die sympathische Dresdner-Berliner-Nürnberger-Band Großes vor. Thematisch geht es natürlich auch wieder um Liebe – romantische wie zwischen den Völkern, Angst, Krieg, Frieden, Verzweiflung, Hoffnung und Menschlichkeit. Mit “Morgenland”  möchte die Band starres und engstirniges Gedankengut vertreiben.

Der Start mit “Morgenland” ist wunderbar rockig und durchdringend. Der Titelsong und Opener gibt einen äußerst flotten Einstieg in das Album und ist bereits nach wenigen Sekunden zum Ohrwurm mutiert. Gitarre, Drums und Streicher arbeiten sich dynamisch zur ersten Strophe vor .

Den Horizont siehst du als Grenze
bloß nicht weitergehen

Morgenland” kritisiert die “Ist-Mir-Egal-Nicht-Mein-Problem-Haltung” vieler Menschen, die sich bequem in ihrem eigenen kleinen Universum drehen. Die Angst vor Veränderung und dem Unbekannten lässt viele Menschen keinen Schritt voran gehen. Dabei wäre es so einfach: Gehirn an, Menschlichkeit an. Probleme lösen. Die Krieger für Liebe im Krieg setzen hier noch gehörig eins drauf und manifestieren so ihre Botschaft für Menschlichkeit.

Schwarz” setzt diese Thematik fort. Hier stehen die Streicher von Rico Schwibs und Benni Cellini im Vordergrund. So entsteht in diesem Lied eine wunderbare Dramatik und Eindringlichkeit, die den Hörer stark mitfühlen lässt.

Und von uns gibt es immer mehr,
aus allen Ecken kommt es her.
Wir sind mystische Gefahr.
Doch ist es wirklich wahr? JA!

Um die liebe Liebe dreht es sich bei Liedern wie “Disco D’amour” und auch “Symphonie”. Wobei "Disco D'Amour" eine dermaßen freche Ohrwurmmelodie hat, das es wirklich wahnsinnig schwer fällt, sich nicht sofort tänzelnd zu bewegen. Und um Bewegung und die Generation “Beziehungsunfähig” geht es hier doch vor allem. Zwei Menschen, die sich gefallen, trauen sich nicht aufeinander zu zu gehen. Dabei wäre es doch so einfach, aber die Angst vor Zurückweisen, Enttäuschung und Bindung ist größer. Und so greift man lieber zum Bier, schaut in seine Datin-App auf dem Smartphone und ist alleine, als zu zweit glücklich zu werden. Dabei müsste man nur jemanden ansprechen...

Wir stehen da und trinken,
dabei könnten wir…

Mit “Mein Land” und “Noch Einmal” schwelgt man in alten Erinnerungen. An die schreckliche Zeit im Krieg, an die schöne Zeit davor mit der Familie, von der man jetzt getrennt ist. Die Letzte Instanz schafft es mit ergreifenden Melodien und einschlägig emotionalen Texten zum Nachdenken anzuregen und Gefühl für alle vom Krieg betroffenen Menschen zu wecken.

Glücksritter”, “Wellenreiter” und “Du Lebst” vermitteln mit ihrem eingängien Mid-Tempo dagegen wieder Hoffnung. Auch wenn es noch so dunkel ist, die schlechte Zeit geht vorbei und man ist am Leben. Nutze den Tag, nutze dein Leben, trotz aller Grausamkeiten, du hast nur diese eine Chance. Woho!

Egal welches Thema, die Letzte Instanz in ihren Liedern auf “Morgenland” zur Sprache bringt. Jedes Lied ist perfekt darauf abgestimmt, mit ganz viel Liebe (!) zum Detail, zur Melodie, zur Lyrik und Dramaturgie. Mit Texten, die den Hörer tief bewegen und mit auf eine Reise nehmen. Und so läuft bei der Coverversion “Children” mit und von der syrischen Band Orphan Land die ein oder andere Träne über die Wange.

Fazit: Die Letzte Instanz spricht mit "Morgenland" aus der Seele. Schalte die Menschlichkeit in dir an, erweitere dein Horizont, denk nicht nur an dich, sondern auch an andere. Liebe nicht nur im Krieg, sondern auch Liebe statt Krieg. Sonst existiert dein Land morgen irgendwann nicht mehr. 

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Kristin Hofmann
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!