
Indie-Rock/Pop
Grand Hotel Van Cleef
04.04.2025

Tracklist:
1. Alter Debütant
2. Fragment
3. Letzte Ausfahrt
4. Kontext
5. Unvollständig
6. mehr als ich versteh
7. wütende Gespenster
8. mit halbleeren Worten
9. Harte Hände
10. Schleifen
11. Ich bin für dich da
Das deutsche Indie hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert – eine Verjüngungskur hat er im Prinzip erhalten. Und die Millennials die kommen langsam in das Alter, wo das Neue fremd ist und die Musik früher einfach besser war. „Das ist ja kein Zustand“, muss sich das Herrenmagazin gedacht haben, denn es gibt nach ziemlich genau 10 Jahren ein neues Album. Und das klingt herrlich vertraut – ein paar Gitarren, mal elektrisch, mal akustisch, zugängliche Texte und Deniz Jaspersens unverkennbare Stimme, die durchaus prägend war für die Musik der unbeschwerten 2000er Jahre.
Auf Du hast hier nichts verloren wagt die Band keine großen Experimente, sondern macht das, was sie am besten kann. Guten Hamburger Indie-Rock ohne sich damit bei der Jugend anbiedern zu wollen. Der Opener Alter Debütant verspricht zunächst vieles – irgendwo zwischen Heisskalt und Schrottgrenze siedelt er sich klanglich an. Etwas rauer, etwas experimenteller und doch Herrenmagazin. Hier wird der stärkste Song der Platte direkt am Anfang präsentiert. Das mag nicht die beste Idee gewesen sein, denn ab Mitte der Platte rutscht Du hast hier nichts verloren ein wenig in die Hintergrundmusik-Schublade. Die Songs sind individuell betrachtet wirklich gut, doch hört man sie am Stück hintereinander weg fehlt ein wenig die Abwechslung - lediglich Mit halbleeren Worten tanzt noch einmal mit etwas mehr Energie aus der Reihe. Zum Arbeitsprozess sagt Deniz: „Ich will jetzt nicht sagen, dass wir uns die Platte einfach so aus dem Ärmel geschüttelt haben, „aber es war schon vergleichsweise leicht, schon weil wir vier dabei eben so viel Freude empfunden haben.“ Schnell wäre der Arbeitsprozess im Studio vergangen. Ein natürlicher Songschreibeprozess, wie er auch bei den vergangenen Platten gewesen wäre. Das mag der Grund sein dafür, dass Du hast hier nichts verloren einfach nach Herrenmagazin klingt. Ohne Wenn und Aber. Da wurde nicht zwanghaft versucht mit der Zeit zu gehen, sondern das zu machen, was man gut kann. Und das kann man als Hörer*in durchaus respektieren.
Und aller Eintönigkeit zum Trotz ist da nach der Letzen Nummer Ich bin für dich da diese kleine Wehmut – schon vorbei? Der abschließende Song sticht noch einmal durch seine wunderbare Ruhe und Unaufgeregtheit hervor. Ein kleines großes Liebeslied. Willkommen zurück Herrenmagazin!
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