Billy Talent: III (2009) Book Cover Billy Talent: III (2009)
Warner Music
10.07.2009

Tracklist:

  1. Devil On My Shoulder
  2. Rusted From The Rain
  3. Saint Veronika
  4. Tears Into Wine
  5. White Sparrows
  6. Pocketful Of Dreams
  7. The Dead Can't Testify
  8. Diamond On A Landmine
  9. Turn Your Back
  10. Sudden Movements
  11. Definition Of Destiny

„Billy Talent sind zurück“, heißt es in der Fernsehwerbung und auf MTV flimmert täglich mehrmals die Single „Rusted from the Rain“. Es ist das dritte Album der vier Kanadier und soll wohl ein Mega-Erfolg werden - doch so wie es sich anhört leider nicht für mich.

„Billy Talent – III“: Ein Strich mehr an den Albumtitel und alle Fans assoziieren, dass Benjamin  Kowalewicz und Co. ein erneutes kleines, musikalisches Punk Rock -Wunder aufgezeichnet haben. Allerdings sucht das Gehör auf der neuen Scheibe vergebens nach solchen „Kracherhits“ wie „Devil in A Midnight Mass“, „Red Flag“ oder „Fallen Leaves“, mit denen die Band sich in die Deutschen Charts katapultierte.

Part III des Kanadischen Pop-Punk-Rock geht die Sache weitaus ruhiger an. Kowalewicz sagte einst in einem Interview zum zweiten Album: „Ich will nicht als reiner Schreihals berühmt werden und habe daher mehr an meinem Gesang gearbeitet“, und diesem Trend blieb der Fronter treu. Zumindest ist das was sich auf „III“ verzeichnen lässt noch ein weiterer Step Back. Ab und an kommt noch mal ein Ausraster, aber im Großen und Ganzen bleibt es ruhig stampfend und wird immer öfter etwas verträumter.

Der Sound auf „III“ als solcher ist unüberhörbar definitiv Billy Talent pur, kommt aber nicht in einem solchen dynamischen Spektrum wie auf den Vorgängeralben daher. Alles ist viel statischer. Es kommt einem so vor, als hätten die Jungs aus dem Songwriting-Prozess der ersten beiden Alben eine Anleitung zum Komponieren zusammengestellt wie ein Kochrezept. Und von diesem Kochrezept wird nicht abgewichen. Schließlich soll die Suppe ja nicht versalzen.

Dennoch gibt es härtere und kuscheligere Songs auf dem Album, es ist kein Einheitssong. „The Dead Can't Testify“ und „Devil on my Shoulder“ sind beispielsweise konkreter als der schwere und langsamere Song „Sudden Moments“. Aber von dem von mir bedauerten dicken roten Faden wird einfach nicht abgewichen. Stattdessen liegt höchstens ein guter Feinschliff im technischen Bereich  vor. So lassen sich Ian D'Sa's Gitarre zwar nicht unbedingt als innovativ, aber dafür als feinfühlig beschreiben. Insgesamt zeichnet sich dennoch eher ein wieder mehr nach Einheitsbrei klingendes Album ab.

Wer kennt eigentlich das erste Album von Billy Talent? Ich. Und ich muss sagen, dass „III“ für mich  schon der zweite qualitative Abstieg der Band ist. Songs aus dem ersten Album wie etwa „This is how it Goes“, „Try Honesty“, „The Ex“, „River Below“, „Cut the Curtains“ oder „Nothing to lose“ waren um 2003 die rebellierenden Songs aus dem Punk / Alternative Rock -Genre. Diese Songs waren genial, schnell, laut, tragisch, einfach anders und vor allem mit einem brüllenden Ben Kowalewicz so lebendig, so voller Leben wie es keine zweite Band bisher bieten konnte.

„II“ war ein Abschlag davon und für den kommerziellen Gehörgang geeignet; insgesamt leider viel entspannter. Und jetzt folgt das dritte Album und macht es einfach nicht besser, weil es einfach noch öder ist. Wo ist die Power? Wo ist die Aufregung? Wo sind die Screamo-Einflüsse? Wo ist die Rebellion? Alles weg. Keine positive Entwicklung. Nichts Besonderes. Alles nur noch Durchschnitt. 5 von 10 Sternen, mehr gibt’s dafür nicht!

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Torsten Volkmer
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.