Review: Mit Wutfänger durch den Alten Schlachthof. Silly in Dresden. (25.10.2016, Dresden)

Die Ost-Rock-Legende Silly in Dresden. Ausverkauft. Im Alten Schlachthof drängelten sich am Dienstagabend so viele Menschen, dass sie fast die Gänge zum Brechen brachten. Überwiegend Publikum der Sparte 40+, aber auch Kinder und vereinzelte Jugendliche prägten das Besucherbild an diesem Abend. Aufgrund der Masse an Menschen war die Luft im Schlachthof entsprechend warm und sehr dünn – nicht die besten klimatischen Voraussetzungen für ein Rockkonzert.

Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Was soll’s. Bierchen geholt und ab ins Gedränge. Als geübter Konzertbesucher konnte man die Greenhorns und Newbies doch einigermaßen gut umtänzeln und sich so einen guten Platz ergattern. Auf der Bühne lies sich schon erahnen, was einen da heute erwartet. Von der Lichttechnik-Seite in jedem Fall so einiges!

 

 

Pieska (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Pieska (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Pünktlichst um 20 Uhr fühlten Pieska schon einmal beim Publikum vor. Den coolsten Fanclub fanden die Drei experimentell rockigen Singer/Songwriter auch wieder in der ersten Reihe vor. Zwar stand auf dem Banner “Silly” anstelle von “Pieska”, aber durch stetiges Grüßen der Bannerträger gewinnt man auch neue Fans … Pieska rockten und stimulierten auf eine angenehme und nicht aufdringliche Weise. Musik auf das Wesentliche begrenzt. Sehr schön.

Es gibt kein Land zu erobern, nur Grenzen zu sprengen
Die Welt ist so bunt, lass uns die Farben vermengen
Im Labyrinth steckt der Frieden, hinter Hass, Gier und Kriegen
Doch die Welt ist so bunt, die Welt ist so bunt

Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)

In Windeseile von etwa 10 Minuten bauten die Techniker die Bühne frei für die Ost-Rock-Legende Silly. In eine gigantische Lichtinstallation gehüllt starteten Silly mit “Kampflos” von ihrem aktuellen Album “Wutfänger” ihren Weg durch den Schlachthof. Mit kritischen und aktuellen Texten hüpfte Sängerin Anna Loos gutgelaunt wie ein kleiner Gummiball über die Bühne.

Verführn sich in die Liebe
Wie in ein Labyrinth
Wir können uns nicht wehren
wenn’s einfach nur beginnt

Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Bei “Bataillon D’Amour” und “Verlorene Kinder” ließen Silly die alten Zeiten in den Schlachthof zurückkehren. Sicherlich ein Höhepunkt des Abends. Mit den neueren Stücken wie “Zwischen den Zeilen” und “Die Anderen” sprachen Silly direkter Missstände menschlicher und sozialer  Art an.

Aufgefressen vom Verlangen
Nach dem Schatz der Anderen
Erzählen sie Dir, was ihnen fehlt
Und wies besser geht
Wie Maden schleichen sie herum
Fressen an Dir bis Dein Zweifel lebt
Machen alles schlecht, um sich gut zu fühlen
Manipulieren Dich

Die Texte von Silly, egal ob neu oder alt, gingen unter die Haut und regten zum Nachdenken an.

Genießt das Leben. Seid menschlich. Schaut nach links und rechts

… ermahnte Anna Loos ihr Publikum. Auch mit Ansagen, die man gerade in Dresden hören will und auch gesagt werden sollten. Ein paar Verirrte seien nicht Dresden. Dafür Applaus, aber nicht von allen Ecken des Saals.

Wo fang ich an?
Wo hör ich auf?
Wo ist mein Mut, wenn ich ihn brauch?
Wo fängt er an?

Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)

 

 

 

 

 

 

Silly hatten nicht nur ihr rockiges Set im Gepäck, sondern auch ein paar Stücke in ein akustisches Gewand eingearbeitet. Umhüllt von einer sensationellen Lichtshow, die wild durch die Halle kreiselte, entstand so eine atemberaubende Atmosphäre.

Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)
Silly (Foto: Kristin Hofmann bs!)

Zum Schluss war dann “Alles Rot”, wie könnte es anders sein. Zwei Stunden Silly. Zwei Stunden neue Hits, unentdeckte Stücke, alte Lieblinge. Wer Silly einmal “oben ohne” erleben möchte, kann sich am 09.06.2017 in der Jungen Garde Dresden ein Open-Air Erlebnis zu Weihnachten wünschen.

Setlist Silly

  1. Kampflos
  2. Zwischen den Zeilen
  3. Die Anderen
  4. Verlorene Kinder
  5. Bataillon D’amour
  6. Furcht der Fische
  7. Regenbogenmond
  8. Das haben wir erlebt
  9. Wutfänger
  10. Ich sag nicht ja
  11. Deine Stärken
  12. Mont Klamott
  13. Gestohlenes Glück
  14. Frei
  15. Schlohweißer Tag
  16. Willkommen in der
  17. Wo fang ich an
  18. Vaterland
  19. Alles rot
  20. Atme

Gallerien:

Links:

Kristin Hofmann
Kristin Hofmannhttp://www.fotokatz.de/
Kristin Hofmann, das schnurrende Fotokatzl, ist uns von den Elbwiesen zwischen Nightwish und Lacrimas Profundere im Fotograben irgendwie zugelaufen. Das „Spätzchen“ fährt in der Regel nicht die Krallen aus, voll auf weißblaue Vierräder ab und hat die anderen sechs Nerdzwerge zwischen Datenkraken, Mediendschungel und Hexadezimal im Blinzelwettbewerb längst platt gemacht. Schnurrbart steht ihr übrigens nicht so gut wie DocMartens, aber irgendwas is’ ja immer. Bitte nicht füttern!

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