Ausverkauft! Also fast. Es gibt nur noch wenige Tickets für Touché Amoré an der Abendkasse für die Show in der Fabrik Hamburg. Damit wird der Abend zur größten Solo-Headlineshow in Deutschland für die Band. Ein Grund zum Feiern.

Eingeleitet wird die Party von Smile aus Köln. Richtig trockener Post-Punk mit einer Sängerin, die eher wütend predigt als singt. Vielleicht nicht das richtige für all die (Post-) Hardcore Fans im Publikum. Dieses hört zu, bleibt aber verhalten. Das ist wiederum nicht ungewöhnlich, ähnlich verhielt es sich auch bei den Vorbands der Touché Amoré Show im Jahr 2023 in der Fabrik. Trotz fehlender Tanzbeine ernten Smile nach jedem Song guten Applaus – die US-amerikanische Frontfrau Rubee True Fegan hat das Publikum bestens im Griff, nicht mit Ansagen, sondern mit starren Blicken direkt in die Gesichter der Menschen vor der Bühne. Diesen kann man sich kaum entziehen.

Deutlich schüchterner verhält es sich mit dem Sänger Uriel Avila von Trauma Ray. Das Gesicht versteckt hinter langen Haaren und Kapuze ist es ihm auf der Bühne noch immer zu hell, so fordert er nach kurzer Zeit, das Licht noch weiter zu dimmen. Das passt zu der schummrigen Atmosphäre die die Musik der Band aus Texas schafft. Shoegaze, aber nicht verträumt leicht, sondern düster und drückend. Keine Musik zum Tanzen, sondern zum konzentrierten Zuhören. Das macht das Publikum auch und bejubelt jeden einzelnen Song. Trauma Ray begleiten Touché Amoré auf ihrer gesamten Europatour, Dementsprechend routiniert läuft auch der Auf- und Abbau auf der Bühne statt, so dass Touché Amoré schon nach kurzer Zeit auf der Bühne stehen.

All you get is this performance
We’re all performing anyhow

Mit dem neuen Opener Nobody’s des im letzten Herbst erschienenen Albums Spiral In A Straight Line bekommt das Publikum einen Song lang Zeit, sich zu akklimatisieren. Bei der letzten Show war das noch ganz anders. Damals startete das Set mit Come Heroine, bei welchem die Hölle schon nach knapp 2 Sekunden hereinbrach. Doch auch heute ist die Ruhe nicht von Dauer. Spätestens mit dem zweiten Song Nine vom Debütalbum … to the Beat of a Dead Horse setzt sich die gesamte Fabrik in Bewegung. Stagediver hechten im Minutentakt über die Bühne und stürzen sich wieder in die Menge. Jeremy Bolm bleibt in all dem Chaos gelassen und sucht immer wieder den Kontakt zu den Menschen in den ersten Reihen. Eine Barrikade gibt es an diesem Abend nicht. Die Begeisterung für sein Handwerk ist bei jedem einzelnen Song von Bolms Gesicht ablesbar. Der Rest der Band bleibt, nicht zuletzt dank der fetten Balken auf der Bühne, eher Hintergrund. Die Setlist lässt an diesem Abend keine Wünsche offen. Sowohl die neuen als auch die ganz alten Songs versetzen das Publikum in Ekstase. Menschen Fliegen durch die Luft, Beine sind dort wo Arme sein müssten, Füße dort, wo Köpfe hingerhören. Es ist ein irres Wimmelbild, wenn man von oben auf die Menge schaut. Natürlich ernten Klassiker wie ~ oder Flowers And You immer ein ganz wenig Applaus, aber diese wurden vom Publikum auch schon in viel mehr Lebensphasen durchlebt. Die Songs von Touché Amoré bestechen durch ihre direkte, persönliche Art, sodass sicher jede*r an diesem Abend einige persönliche Ereignisse mit ihnen verbindet. Die Musiker sind sichtlich gerührt vom Anblick des vollen Hauses. Eine willkommene Ablenkung zu all dem Chaos, das in ihrer Heimat, den USA, auf Sie wartet. Politische Ansagen gibt es an diesem Abend allerdings nicht, stattdessen nur Liebe und Dankbarkeit. Auch wenn die Schubsereien im Publikum etwas ruppiger sind, kann man sich sicher sein, dass hier alle Gäste auf der richtigen Seite der Geschichte stehen.

Nach schweißtreibenden 22 Songs ist Schluss. Beendet wird der Abend anders als auf den Gigs zuvor mit Limelight, vom vorletzten Album Lament. Ein perfekter Abschluss für einen noch perfekteren Abend, wenn die Show auch aufgrund der Kürze der Songs nur knapp eine Stunde dauerte.Das einzige Haar in der salzigen Schweißsuppe: trotz der kurzen Dauer war das Set schweißtreibend genug, sodass sich einige Herren nach und nach ihrer Shirts entledigten, was ja heutzutage eigentlich nicht mehr sein muss.

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2025)
Setlist Smile:

- Hungry Ghosts.
- Commuter.
- Anima.
- INT.
- Säge.
- Hot Friend.
- Doohickey.
- Dog in the Manger.
Setlist Trauma Ray

- Liftoff.
- Ember.
- Torn.
- Bishop.
- Bardo.
- Chameleon.
- Breath.
- Spectre.
- Halley
- Relay
Setlist Touché Amore

- Nobody’s
- Art Official
- Nine
- Praise/Love
- Reminders
- And Now It’s Happening in Mine
- Uppers/Downers
- Come Heroine
- Honest Sleep
- Hal Ashby
- Face Ghost
- New Halloween
- Disasters
- Harbor
- Palm Dreams
- Savoring
- ~
- Pathfinder
- Rapture
- Force of Habit
- Flowers and You
Encore: - Limelight