Review: Wenn die Kerle nicht mehr können – The Iron Maidens live (23.04.2019, Hannover)

Wenn auf einer Bühne Frauen stehen und sich im Publikum zu 96,75 Prozent grölende, Bier trinkende, alte Säcke, Nein Pardon, sich im besten Alter befindende (so ab Ü 50 aufwärts) Kerle in Fan-Shirt und Kutte aufhalten, ahnt mensch schon nichts Gutes. Was ist das für eine Veranstaltung? Strippen vor alten, sabbernden, geilen Säcken, die die Mädels schon vorher mit Blicken ausziehen? Die Antwort lautet: „Nein, definitiv Nein.“ Hier im sehr ordentlich gefüllten Musikzentrum in Hannover passiert nur Eines, die Huldigung einer Band. Diese Band wurde tatsächlich am 25.12.75 (an Weihnachten? Geht’s noch?) gegründet und Steve Harris ist einziges verbliebenes Gründungsmitglied. Das deutet auf eine lange und bewegte Bandgeschichte hin. Und die hat Iron Maiden auch tatsächlich hinter sich. Viele Wechsel in der Besetzung, Krisen, Krankheit und auch längere Pausen. Iron Maiden sind Turbulenz und Triumph in Einem. Leider hat mensch lange nichts von Ihnen gehört.

Wenn die Kerle nicht mehr können.

The Iron Maidens (Foto: Michael Lange bs! 2019)

Dann müssen halt die Ladies ran. 2001 gegründet, haben sich The Iron Maidens schnell als eine der gefragtesten Tribute Bands Kaliforniens etabliert und da die Kerle nicht mehr können oder vielleicht sogar wollen, hat sich dieses Quintett auf die Fahne geschrieben, die Musik und den Geist von Iron Maiden fortzuführen. Das erfolgt nicht nur musikalisch, sondern auch die Namen der Originalmitglieder haben die Maidens adaptiert. Sängerin Kirsten “Bruce Chickinson” Rosenberg gibt den Bruce Dickinson, aus Nicko McBrain wird Linda “Nikki McBURRain” McDonald am Schlagzeug, die Gitarristinnen Courtney “Adriana Smith” Cox machen auf Adrian Smith beziehungsweise Nikki “Davina Murray” Stringfield auf Dave Murray. Bassistin Wanda „Steph Harris“ Ortiz gibt den schon erwähnten Gründer Steve Harris. Mensch sieht, die Ladies haben Humor. Den müssen sie auch haben, denn im Publikum steht diese Meute aus Mackern. Die Maidens haben sicherlich schon einiges erlebt auf ihren Gigs, was das vermeintlich starke Geschlecht angeht. Das Hannover-Publikum dürfte allerdings in die Rubrik harmlos eingestuft werden. Die beißen nicht, die wollen nur spielen.

The Iron Maidens (Foto: Michael Lange bs! 2019)

Und dazu lassen sich die California Ladies nicht zweimal bitten. Ihr Gitarrenspiel ist mit Verlaub exzellent. Kein Wunder das die Band und ihre Mitglieder schon diverse Preise erhalten haben, unter anderem als Beste Tribute Band und in den Kategorien Bester Gitarrist, Bester Bassist, Bester Schlagzeuger und Bester Sänger bei den Preisverleihungen der The Rock City News Awards, der The LA Music Awards und der The All Access Magazine Award Show.

See the blood begin to flow

As it pours upon the floor.

Iron Maiden can’t be fought,

Iron Maiden can’t be sought.

The Iron Maidens (Foto: Michael Lange bs! 2019)

Musikalisch geht es einmal durch das Gesamtwerk der Heavy-Metal-Legenden. „Aces High“ ist nur der zurückhaltende Einsteiger in den Abend. „Wasted Years“ ist eine gute Vorlage für „The Trooper“, den Sängerin Kirsten Rosenberg uniformiert mit Deutschland-Fahne und Union Jack performt. Es gibt so viele großartige Maiden-Songs, da kann Frau ruhig mal den Fans die Wahl lassen. „Alexander the Great“ erhält den Vorzug vor „Rime Of The Ancient Mariner“. Dreimal die sechs. Die „Number of the Beast“ kennen alle im Publikum. Das ist zwischenzeitlich auf Betriebstemperatur angekommen. Immer wieder Sprechchöre, rhythmisches Klatschen. Die Rockladies scheinen etwas überrascht, ob der Stimmung, nehmen den Ball aber gerne auf und lassen es krachen. Und auch Maskottchen Eddie hat Spaß bei seinem Auftritt. Die Maidens lassen es krachen. Das Besondere: jede hat nur ein Instrument. Nix da mit ständig wechseln, jetzt die Gitarre und dann die und die. Das Ding wird hier mal ganz strange durchgezogen.

Genauso wie die Top-Hits “Phantom of the Opera”, “The Evil That Men Do” und “Hallowed Be Thy Name”. Zum Schluß dann natürlich “Iron Maiden”. So Männer von Flake, besser Männer von Maiden: Die Iron Maidens haben mächtig abgeliefert. Geht noch was bei euch?

Galerien (by Michael Lange bs! 2019):

Setlist:

The Iron Maidens (Foto: Michael Lange bs! 2019)
  1. Intro Doctor Doctor (UFO song)
  2. Aces High
  3. Revelations
  4. Wasted Years
  5. Losfer Words (Big ‚Orra)
  6. The Trooper
  7. Flash of the Blade
  8. Prisoner
  9. Still Life
  10. Alexander The Great (audience choice instead of Rime Of The Ancient Mariner)
  11. The Number of the Beast
  12. Phantom of the Opera
  13. The Evil That Men Do Encore:
  14. Hallowed Be Thy Name
  15. Iron Maiden

Links:
www.theironmaidens.com

Michael Lange
Michael Langehttps://www.be-subjective.de
Michael Lange. MichaL ist der Methusalix in unserem Team. Ein Original, ein Sympath, ein Genießer von A wie Abba bis Z wie Zabba und im realen Leben ein Stepptänzer. »Jawohl, das mit dem KlackerdiKlack.« MichaL hat schon Rock’n’Roll gehört, da waren die Little Boy Blue and the Blue Boys noch grün hinter den Ohren. Man munkelt er konnte schon einparken, da gab es noch nicht mal Rückspiegel, geschweige denn Einparkhilfen. Dennoch ist die MichaL noch lange kein Oldy oder darauf fokussiert. The big L war plötzlich da. Zeitlos. Unerwartet und doch völlig freiwillig tauchte er in unserem Universum auf und bereichert es. KlackerdiKlack.

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