Scorpions (Foto: Lena Behlmer bs!)

In Deutschland eher mit einem zweifelhaften Ruf ausgestattet, werden die Scorpions in anderen Ländern vergöttert. Trotzdem spielt man immer wieder gerne im Heimatland und kann dabei immer auf eine treue Fanbase zählen. In der Berliner „Mercedes Benz Arena“, die überraschend gut gefüllt ist, spielen Klaus Meine und seine Mannen auf.

Beyond The Black (Foto: Lena Behlmer bs!)

Als Vorband wurde Beyond the Black auserwählt. Eine Band, die in den letzten Jahren einen wahren Kometen-Aufstieg in der Metalszene hinlegte. Auch an diesem Abend zeigt Sängerin Jenny, welche Power ihr innewohnt. Mit der Powerballade „Love me forever“ taucht die Halle in eine romantische Stimmung ab, die Fanreaktionen sind jedoch durchaus ausbaufähig.

Sicher ist es kein leichter Job für eine Band wie die Scorpions zu eröffnen, dennoch zeigt sich die Band von ihrer besten Seite. Mit „In the Shadows“ blieb kein Hit der Newcomer ungespielt und man darf gewiss sein, dass Beyond the Black an diesem Abend einige neue Fans gewinnen konnten.

Going out with a bang

Eine überdimensionierte Krone dient als Bühnensichtschutz, bevor die Scorpions den Abend mit „Going out with a bang“ stilecht einläuten. Das Publikum wird bereits mit den ersten Gitarren-Riffs elektrisiert, ehe „Make it Real“ und „The Zoo“ einen geschichtsträchtigen Block darbieten. Da die Herren aus Hannover bereits seit mehreren Dekaden im Metalbereich tätig sind, überlegte man(n) sich für diese Tour etwas Besonderes.

Scorpions (Foto: Lena Behlmer bs!)

Aus ihrer Schaffensperiode der 70er-Jahre vermischt die Band „Top of the Bill”, “Steamrock Fever”,”Speedy’s Coming” und “Catch Your Train” zu einem Medley, das bisher in dieser Form nicht zur Aufführung kam. Besonders auffällig an diesem Abend ist die fulminante Lichtshow, die völlig andere Bühnenformen produziert, wie mensch es in dieser Form in Deutschland noch nie erleben durfte. Der Everblack „We built this House“ ist und bleibt ein wahrer Live-Garant, hier man die Spielfreude mit Händen greifen.

Scorpions (Foto: Lena Behlmer bs!)

Da die Scorpions aber insbesondere durch ihre Gänsehautballaden bekannt wurden und ein besserer Rahmen für Balladen nicht vorstellbar ist, kam mit „Always Somewhere“, „Eye of the Storm“ und dem unsterblichen „Send me an angel“ das zweite Medley des Abends gefühl-und dennoch kraftvoll an die Ohren der Fans. Besonders in Berlin hat der wohl erfolgreichste Song der Band eine tiefere Bedeutung. So stand „Wind of Change“, wie kaum ein anderer Track für die Wiedervereinigung. An dieser

Scorpions (Foto: Lena Behlmer bs!)

historischen Stelle nun von den Scorpions dargeboten, entfacht die Hymne eine ganz eigene Magie und man spürt den Hauch der Geschichte durch die riesige Halle ziehen, die ohne den 9. November 1989 unvorstellbar gewesen wäre.

Nun durfte es auch wieder etwas härter werden und so zog man „Rock ‘n Roll Band“ als Trumpf aus dem Ärmel. Eine Vollgas-Rock Nummer, die live immer funktioniert. Konzerte zum Jahresabschluss sind sicher auch immer ein Rückblick auf das vergangene Musikjahr und da hat uns 2016 zweifelsohne drastisch erwischt. Klaus Meine und seine Mannen spielen aus diesem Grund „Overkill“ von Motörhead, um an den Tod des Sängers Lemmy Kilmister würdevoll zu erinnern.

Nach so viel Tragik muss das Leben einfach zurückkommen.

Wie könnte mensch es besser feiern, als mit „Big City Nights“? Keine Frage, die Scorpions rocken Berlin mit dem letzten Track ihrer regulären Setlist, ehe mit „Still Loving you“ eine der besten Abschiedsballaden unserer Zeit zur Aufführung kommt und die Halle in ein Lichtermeer verwandelt. „Rock you like a Hurricane“ setzt schließlich das Ausrufezeichen unter diesen Abend. Mehr Show, mehr Hits und sicher auch mehr Old-School Rock kann mensch sich einfach nicht wünschen.

Scorpions (Foto: Lena Behlmer bs!)

Galerien:

Setlist:

  1. Going Out With a Bang
  2. Make It Real
  3. The Zoo
  4. Coast to Coast
  5. Top of the Bill / Steamrock Fever / Speedy’s Coming / Catch Your Train (70’s Medley)
  6. We Built This House
  7. Delicate Dance
  8. Always Somewhere / Eye of the Storm / Send Me an Angel (Acoustic Medley)
  9. Wind of Change
  10. Rock ’n‘ Roll Band
  11. Dynamite
  12. Overkill (Motörhead cover)

    Scorpions (Foto: Lena Behlmer bs!)
  13. Drum Solo (Mikkey Dee)
  14. Blackout
  15. No One Like You
  16. Big City Nights
    Encore
  17. Still Loving You
  18. Holiday (short version, a cappella)
  19. Rock You Like a Hurricane

Links:
www.the-scorpions.com
www.beyond-the-black.com

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Fabian Bernhardt
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.