Review: Mantar – ab auf die Schlachtbank (25.10.2025, Bremen)

Auf der einen Seite blinken tausende bunte Lichter, der Geruch von gebrannten Mandeln liegt in der Luft, bunte Kuscheltiere werden stolz vor sich hergetragen und hier und da hallt ein lauter Ausruf der Freude. Auf der anderen Seite: schwarz, sehr viel schwarz. Farbtupfer lassen sich lediglich auf den einzelnen Patches der vielen Kutten finden – oft zu lesen: Mantar. Dazu der trübe Duft von Bier. Gerade an solchen Abenden ist es besonders witzig, dass das Kulturzentrum Schlachthof genau an den Bremer Freimarkt grenzt. Aber so unterschiedlich ist das ja auch gar nicht, denn an beiden Orten kommen Menschen zusammen, um eine gute Zeit zu haben. Im Schlachthof gibt’s statt der Freudenschreie dann vielleicht ein freundliches Grunzen.

Tackleberry (Foto: Thea Drexhage bs! 2025)

Get The Party started

Tackleberry (Foto: Thea Drexhage bs! 2025)

Pünktlich zum Support füllen sich die Ränge. Ist ja auch ganz geil, wenn man während der Wartezeiten vor den Bands gemütlich sitzen kann. Dass sich diese Körperhaltung jedoch während des Sets von Tackleberry nicht ändert, ist schon etwas beschämend. Schließlich hat die Hardcore-Band aus Kiel sich das erste Mal seit 13 Jahren wieder gemeinsam auf eine Bühne gestellt. Sympathisch hanseatisch.

Das wird jetzt ein sehr verwirrender Auftritt für unseren Lebenslauf.

Offiziell wiedervereinigt haben sie sich nicht, stattdessen spielen sie diese spezielle Show auf Bitte der Gastgeber. Von Rost gibt es keine Spur. Tackleberry rasen durch ihr Set, als hätten sie auch während der letzten Jahre nichts anderes gemacht. Es gibt 40 Minuten geballte Energie direkt auf die Nuss, doch das Memo ist bei den Gästen nicht angekommen. Man bleibt sitzen und auch auf der Fläche vor der Bühne scheint ein Kopfnicken das höchste der Gefühle. Man könnte nun meinen, dass Hardcore und Metal auch nicht so nah beieinanderliegen, aber gerade bei Mantar, die ja nun wirklich ‘nen feuchten Furz auf Genregrenzen legen, erwartet man auch unter den Gästen etwas mehr Offenheit. Immerhin ordentlichen Applaus gab es am Ende.

Mantar (Foto: Thea Drexhage bs! 2025)
Mantar (Foto: Thea Drexhage bs! 2025)

Bei Bremens Finest Mantar springt der Funke direkt über. Kaum platzieren sich Hanno Klänhardt und Erinç Sakarya hinter ihren Instrumenten, stehen auch die müden Metaller auf den Rängen auf. Das Duo legt los mit Cult Witness vom Debüt Death By Burning. Der Schlachthof wird zur Schlachtbank. Auch mit Age of the absurd  und Spit bleibt man erstmal bei vertrauten Nummern – generell lässt das neue Material lange auf sich warten.

Im Februar veröffentlichten Mantar ihre jüngste Platte Post Apocalyptic Depression, doch statt das richtig zu feiern, fügen die beiden die neuen Songs erst gegen Ende des Sets an. Klanglich gesehen ergänzen sich neue Songs und älteres Material perfekt. Mit Ansagen hält sich das Duo nordisch kurz, betont aber selbst noch einmal, dass es bei Mantar nie darum geht, zu irgendeiner Szene zu gehören, Jede*r ist willkommen. Mittlerweile ist auch unten im Publikum gut was los, Moshpits, so groß der Schlachthof sie eben zulässt und ein paar vereinzelte Stagediver. Viele Stürze, viele helfende Hände – so soll es sein.

Den kennt ihr alle -Jetzt ist hier Tango!

, feuert Hanno die Menge vor Halsgericht, einem der neuen Tracks, noch einmal an. Die Menge spurt. Das Set ist fast vorbei, natürlich nicht ohne, dass das mächtige Era Borealis durch den Schlachthof dröhnt. Kurze Pause. Zugabe mit White Nights. Im Schlapphut, wie sich das gehört. Mantar haben sich ohne große Umwege durch ihr Set gerotzt und wieder einmal eindrucksvoll gezeigt, dass es nicht viele Leute für einen fetten Sound braucht. Das Publikum hat seine Kardiopunkte für den Tag erreicht – und wer noch nicht genug Action hatte, kann ja nebenan noch ‘ne Runde Wilde Maus fahren.

Mantar (Foto: Thea Drexhage bs! 2025)

Galerien (by Thea Drexhage bs! 2025)
Tackleberry (25.10.2025, Bremen)
Mantar (25.10.2025, Bremen)

Setlist Mantar:

Mantar (Foto: Thea Drexhage bs! 2025)
  1. Cult of Witness
  2. Age Of The Absurd
  3. Spit
  4. Anstral Kannibal
  5. Cross The Cross
  6. Egoisto
  7. Oz
  8. Obey The Obscene
  9. Rex Perverso
  10. Cosmic Abortion
  11. Church Of Suck
  12. Halsgericht
  13. Hang Em Low
  14. Era Borealis
  15. White Nights

    Links:
    Mantar
Thea Drexhage
Thea Drexhagehttps://www.be-subjective.de
Thea Drexhage hat Salma Hayek einiges voraus! 10 mm. Wie die meisten Frauen der Redaktion, Duffy, Beth Ditto, Joan Rivers oder Angus Young kann sie die MusikerInnen aus dem Bühnengraben also völlig problemlos sehen, wenn jemand ihren Hocker trägt, wird aber - das hat sie mit Salma dann doch wieder gemein - dennoch viel zu oft auf Ihre Körpergröße, ihre Mähne und ihre leicht misanthropischen Anflüge reduziert. Damit sie also nicht im nächstbesten Titty Twister von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang Menschenmengen und Bläser mätzelt, halten wir “Aggro-Thea”, die zuvor ganze Landstriche in Mecklenburg Vorpommern ausgerottet hat, halbtags im spießbürgerlichen Oldenburger Exil an der langen Leine. Seither legt sich die scheißpünktliche existentialistische Besserwisserin analog mit Sartre, Camus & Kodak an und ja, auch wir müssen neidlos zugestehen, dass der Instagram-Account ihrer beiden Katzen “Salma” und “Hayek” mehr Follower pro Tag hat, als unser webzine im ganzen Jahr.

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