The Birthday Massacre: Under Your Spell (2017) Book Cover The Birthday Massacre: Under Your Spell (2017)
Synth-Rock
Metropolis Records
09.06.2017
www.thebirthdaymassacre.com

Tracklist:

  1. One
  2. Under Your Spell
  3. All Of Nothing
  4. Without You
  5. Counterplane
  6. Unkind
  7. Games
  8. Hex
  9. No Tomorrow
  10. The Lowest Low
  11. Endless

Mal ganz offen gesprochen ist The Birthday Massacre für mich eine Band die immer ähnlich klingen. Ich mag sie, finde sie äußerst sympathisch, aber man muss bei den Kanadiern schon in die Tiefe gehen und sich für die erschaffenen Welten der Musiker öffnen. Man kann alle Scheiben locker hintereinander weg hören und es plätschert gemütlich daher. Hört man jedoch etwas genauer hin passiert es ganz schnell, dass man sich in den düster-romantischen Klangwelten von The Birthday Massacre verliert und die Zeit vergisst. Erst dann kristallisiert sich die Einzigartigkeit eines jeden Songs heraus.

Bei dem neuen Album „Under Your Spell“ verhält es sich genau so. The Birthday Massacre starten mit gewohnt düster-atmosphärischem Synth-Pop. Die Qualität ist gut, der Sound erklingt klar und jedes Instrument ist perfekt eingefangen. Dazu scheint Sängerin Chibis sanfte Stimme mit jedem Album ein wenig mehr zu wachsen. Die Band hat es geschafft über die Jahre hinweg ihren Stil zu perfektionieren und Album für Album in winzigen vorsichtigen Schritten zu verbessern.

Die 18 Bandjahre mit stetigen Fortschritten scheinen nun einen vorläufigen Höhepunkt erreicht zu haben. Bei „Under Your Spell“ hört man vom ersten Song an, dass jede Note und jedes Wort dort sitzt, wo es hingehört. Verträumte Stücke wecken Melancholie und zaubern eine wundervolle düster-romantische Sphäre. Bittersüße Themen über unausgefüllte Beziehungen und Entfremdung wecken Sehnsucht und Verzweiflung, überzeugen und werten die Songs weiter auf. Sie lassen den Hörer mit Chibi leiden – aber im guten Sinne. Und trotz der ernsten Themen und dem unüberhörbaren Wehmut, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, hebt die Musik die Stimmung. Denn die Mischung aus harten Gitarrenklängen, lockeren Synthies mit 80er Einschlägen und nicht zuletzt Chibis Stimme zaubert einen vielschichtigen Sound der einfach mitreißt.

Die Reihenfolge der Songs ist ebenfalls perfekt ausgeklügelt. Verträumte Stücke wechseln sich mit härteren Rock-Synth-Hymnen ab so dass keine Langatmigkeit entsteht. Kaum droht man sich zusehr in einer soften Traumwelt zu verlieren, wird man von verzerrten und ruppigeren Songs aufgerüttelt. Die Rockelemente wurden in dem ein oder anderen Song angehoben und einige Synthie-Klang-Elemente wurden erweitert. Dies sind die Stücke, in denen sich ein wenig Experimentierfreude zeigt, die ich gerne stärker erfahren hätte. Denn diese Details lassen aufhorchen und machen aus dem Album ein Schmuckstück. Der Weg den The Birthday Massacre mit diesem Album einschlagen ist eindeutig gut. Sie sind bereit und besitzen die musikalischen Fertigkeiten für viel mehr, doch die Vorsicht siegt stets. I

Ich hoffe beim nächsten Mal auf eine große Überraschung. Diese muss nicht gleich die gesamte Band neu erfinden, aber etwas mehr Mumm zu größeren Schritten wäre wünschenswert. So dass man das nächste Mal nicht nach den Unterschieden zu Vorgängeralben suchen muss sondern sie sofort hört und fühlt.

Ich bin mir sicher, dass The Birthday Massacre sich dies problemlos trauen kann, denn das Crowdfunding, das der Band zur Finanzierung dieses Albums geholfen hat, gibt ihnen Recht. Immerhin erreichte die Band innerhalb kürzester Zeit das Ziel und am Ende der Aktion mehr als 230 % des Ziels. Solche Fans sind treu und ich verstehe, dass die Band sie mit Neuereungen nicht verschrecken möchte, doch bin ich mir sicher, dass The Birthday Massacre genau die richtigen Töne treffen werden, sobald sie es wagen.

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Melanie Schupp
Melanie – the fucking awesome face from outer space – Schupp, ist Freizeitzombie, der Alptraum jedes Metalldetektoren, HardcoreBraut und schippert von Hamburch auch mal über den Musicheadquarter. Als kleine Schwester Edward Scissorhands, hat sie das zweite Gesicht, schreibt ihre Texte mit Kunstblut und Kajal und bringt Farbe in jeden Fotograben.