Ozzy Osbourne: Ordinary Man (2020) Book Cover Ozzy Osbourne: Ordinary Man (2020)
Heavy Metal
Epic/Sony
21.02.2020
www.ozzy.com

Tracklist:

  1. Straight To Hell
  2. All My Life
  3. Goodbye
  4. Ordinary Man
  5. Under The Graveyard
  6. Eat Me
  7. Today Is The End
  8. Scary Little Green Men
  9. Holy For Tonight
  10. It´s A Raid
  11. Take What You Want

Ozzy Osbourne beweist Humor: „Ordinary Man“ heißt das neue Album nach zehnjähriger Solo-Abstinenz und unweigerlich stellt man sich die Frage, wenn Ozzy Osbourne ein gewöhnlicher (englisch: „ordinary“) Mann ist, was ist dann der Otto-Normal-Bürger? Und nein, ich fange nicht an die „kultigen“ Geschichten über Fledermäuse, Drogenexzesse, Ausscheidungen jeglicher Art zur Verwendung von Statements gegenüber Presse, Promotern und PR-Menschen und Nackttanzereien aufzuwärmen, denn die sind absolut „gewöhnlich“. Doch bevor noch mehr ein falsches Bild entsteht, reicht der Blick in das Textblatt des Songs „Ordinary Man“ und man versteht, was uns Ozzy damit sagen will: „The Truth Is I Don´t Wanna Die An Ordinary Man“. Für wahr, Ozzy ist im Laufe seiner Karriere definitiv der „Normalität“ entronnen und kann ohne Wehmut auf sein bisheriges Leben zurückblicken.

Aber Ozzy Osbourne ist auch kein Mann, der ständig zurückblickt, sondern nach vorne sieht. Trotz vieler gesundheitlicher Rückschläge in letzter Zeit (u.a. Nacken-, und Rückenbruch die zu Tourabsagen bzw. Verschiebungen führte und die kürzliche Diagnostizierung von Parkinson), ist sein Blick nach vorne gerichtet. Mit mittlerweile 71 (!) Jahren will er es uns beweisen, dass er es noch kann. Aber kann er es wirklich? Trotz dieser gesundheitlichen Strapazen lautet die Antwort: „Fuck Yeah!“. Auch wenn Ozzys Körper ihn am Touren hindern mag, seine Stimme ist immer noch on top! Gefühlt von sämtlichen Schmerzen befreit, schmettert er uns Gesangsmelodien um die Ohren, die bei vielen Hörern ein Grinsen ins Gesicht zaubern wird. Bestes Beispiel ist „Under The Graveyard“, dass, wenn er (hoffentlich) wieder auf Tour gehen kann, ein zukünftiger Live-Smasher werden wird. Ebenso „Scarry Little Green Men“ und „All My Life“ glänzen mit Bravour. Selbst „Fanservice“ wird mit dem Opener „Straight To Hell“ geboten, denn wer freut sich nicht ein Loch in den Bauch, wenn Ozzy mit den Worten „Alright Now“ ins Album startet, dass unweigerlich an den Black Sabbath-Klassiker „Sweet Leaf“ denken lässt.

Doch woher kommt nur dieser locker flockige und frische Wind, dem das Album umweht nur her? Höhenflug durch Schmerzmittel? Fiji-Wasser durch Jungbrunnenwasser ersetzt? Schmutziger Sex mit Ehefrau Sharon? Nein, der Hauptgrund heißt Andrew Watt. Der Produzent und Gitarrist, der bereits mit Künstlern wie Justin Bieber und Post Malone zusammengearbeitet hat und Gründungsmitglied von California Breed ist, fungiert auf „Ordinary Man“ nicht nur in den gleichen genannten Funktionen, sondern hat zusammen mit Ozzy auch an den Songs geschrieben. Obwohl Watt ein klasse Spiel an der Gitarre ablegt, haben sich andere Größen die Klinke in die Hand genommen und auf dem Album verewigt: Slash brilliert bei „Straight To Hell“ und dem Titelrack und Tom Morello (Rage Against The Machine, Audioslave, The Nightwatchman) darf bei „Scary Little Green Men“ und „It´s A Raid“ in die Saiten hauen. Doch damit ist die Gästeliste noch lange nicht beendet: Bassist Duff McKagan (Guns´n´Roses) und Drummer Chad Smith (Red Hot Chili Peppers, Ex-Anacrusis) haben den Großteil der Songs eingespielt, Sir Elton John singt im Duett mit Ozzy und spielt Piano in „Ordinary Man“, Charlie Puth bediente in vier Songs das Keyboard und mit Rapper Post Malone gibt es gleich zwei Kollaborationen in Form von „It´s A Raid“ und „Take What You Want“. Gerade beim letztgenannten Song wird der eiserne Ozzy Osbourne-Fan schwer zu kämpfen haben, denn während bei „It´s A Raid“ ordentlich aufs Gas getreten wird und der Gastbeitrag von Post Malone dazu passt, war „Take What You Want“ bereits auf „Hollwood´s Bleeding“, Malone´s drittes Album, zu hören und bewegt sich in Rap- bzw. R&B-Gefilden, was viele Heavy Metal-Hörer vor den Kopf stoßen wird. Warum der Track nochmal auf Ozzys Album gepackt wurde, bleibt daher ein Rätsel, wobei man „Experimentierfreude“, „Neuorientierung“ oder „Werbung“ als Gründe nennen kann.

Alles in einem ist Ozzy Osbourne mit „Ordinary Man“ ein gutes und überraschend frisches Album gelungen, dass man alles andere als „Altersmilde“ nennen kann. Daumen nach oben und nun alle: „Alright Now!“

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Michael Gerlinger
Bei Mike handelt es sich im Einzelnen um allerhand mittelfränkische Verhandlungsmasse, ein wahrer Gentleman, ein wahrer Poet Den Löwenanteil seiner irdischen Sternzeit fristet Metalmike, wie wir ihn nennen, auf 49°17`60" N, 10°33`34" O in der Multi Media Abteilung eines Glücksgefühl-Sortimentas. In den 90ern war Gentlemicha der erste, der sich “Musik ist (mein) Leben!” auf die Pommesgabel hat tätowieren lassen, deswegen reichte das Taschengeld auch nicht für ‘ne Baumpatenschaft. Weil Metalmike jeden Tag einen Clown frühstückt, sperren wir ihn in der Regel statt Jack in die Box und füttern ihn für den Rest des Tages hauptsächlich mit Rock- und Metalscheiben, von Weichspülern bis hin zum richtig steilen Zeug à la Mgla, Lifelover und Co.