Lord of the Lost: Die Tomorrow (2012) Book Cover Lord of the Lost: Die Tomorrow (2012)
Out of Line
31.08.2012

Tracklist:
CD1

  1. Live Today
  2. Die Tomorrow
  3. Black Lolita
  4. Blood For Blood
  5. Never Let You Go (feat. Ulrike Goldmann)
  6. Shut Up When You're Talking To Me
  7. Heart For Sale
  8. From Venus To Mars
  9. See You Soon
  10. My Heart Is Black
  11. Your Victories
  12. Credo

CD2

  1. Letters To Home
  2. Eure Siege feat. Alex Wesselsky
  3. Marching Into Sunset feat. Erk Aicrag
  4. Words of Sadness
  5. The Eyes Of Love Are Blind (Part II)
  6. Do You Wanna Die Without A Scar

 

Lange haben wir drauf gewartet und uns mit der EP aus dem Frühjahr zufrieden gegeben. Und nun zum Jahresanfang müssen wir ja auch ein Fazit zu 2012 ziehen.

Die fünf Hamburger Jungs haben uns nicht nur auf die Folter gespannt uns mit Songs bei der Eisbrecher-Tour als Opener heiß drauf gemacht, nein, sie haben aus meiner Sicht gehalten, was sie versprochen haben. Dabei muss ich gleich vorweg sagen, dass eben grade jedoch bei der Doppel-CD, die mir als Material vorliegt, leider die zweite CD stark zur Abwertung beigetragen hat. Aber zunächst kommen wir zu CD 1.

Generell muss ich sagen, dass diese Scheibe zu dem Besten gehört, was ich 2012 gehört habe. Sicherlich gibt es da auch andere Meinungen und ganz sicher hat die CD auch ihre Schwächen. Zum einen ist der Opener nicht immer leicht. Manch einer kann die Spielerei, die da mit den wenigen Worten gemacht wird nicht nachvollziehen. Schade eigentlich. Aber der Opener ist schon toll geworden. Aber der Kracher ist natürlich der gleichnamige Titelsong zum Album. „Die Tomorrow“ man mag über das Niveau der Texte bei den Jungs streiten. Aber dieser Song schreit grade dazu zum mittanzen und singen. Wenn man dann auch noch das Video dazu im Auge hat, ist Live Today das Motto des Moments.

Ausgelassene pure Goth-Rock-Party-Musik mit einer einfachen Message.
Dabei ist der Schwenk zum Song „Black Lolita“ nicht leicht. Die elektrischen Klänge anfänglich irritieren wahrscheinlich, obwohl diese sich durch den gesamten Song ziehen. Gleichzeitig zeigt Chris geschickt sein Gesangsrepertoire. Man nimmt ihm die Rolle des verführten sanften Metal-Goths durchaus ab. Ich fragte mich immer wieder, welches seiner vielen weiblichen Fans er dabei vor seinem geistigen Auge hatte, als er den Song schrieb. Oder war es doch seine Freundin? Leider kommt nach solch einem Einstieg doch immer etwas ruhiges Entspanntes, Ruhiges oder Langweiliges.

Ein Duett in „Never Let You Go“ mit Ulrike Goldmann von Blutengel ist schön geworden, ein Liebeslied eben. Nicht schlecht geworden, aber man muss eben auch ruhige Songs mögen. Ebenso ist „Blood for Blood“ ein doch eher entspannter Song ohne daneben zu liegen, aber auch ohne echte Höhepunkte. „See U Soon“ welches einen sehr melancholischen Charakter trägt ist hingegen für viele Momente des Abschiedes geeignet. Trennungsschmerz Pur unterlegt mit schlichten Gitarren und Drums, geeignet für jedes Lagerfeuer. Aber auch das muss mal gesagt werden. Und davor auch „From Venus To Mars“ sind durchaus Hymnengeeignet. Klavierpartituren und Chris seine gesangliche Stärke machen diesen Song unvergleichlich.

Ähnlich Hymnen-Like sind auch die Songs „My Heart Is Black“ oder „Credo“. Jedoch gänzlich anders aufgebaut und wenn auch stilistisch etwas anders, doch ganz und gar „Lord Of The Lost“. Beides sind Standortbestimmungen der Bands und beides wird ihnen ganz sicher abgenommen. Wenn deren Herzen nicht schwarz wären und sie nicht LOTL wären, was denn dann? Man kann sich die wirklich fröhlich wirkenden Goth-Rocker kaum anders vorstellen. So lieb und lustig sie Backstage und im waren leben sind, so sehr glaubt man Ihnen, sind sie mit vollem Herzen schwarze Lords, die ihr Herz voll und ganz verschenkt haben.

CD2 ist mir etwas schwieriger gefallen. Obwohl der offizielle Rekord eines LOTL Songs nun bei über 18Min liegt und dieser Song nun wirklich schon so viele verschiedene Spielarten künstlerisch verpackt, könnte man ihn auch locker in zwei Songs stecken. Auch wird der Hörer durchaus auf eine gewisse Probe gestellt. So symphonisch manch Stelle ist, kommt einem kurzfristig pures Metalgrollen um die Ohren geflogen. „Eure Siege“ mit Alex W. von Eisbrecher ist die Deutschsprachige Version des englischen Tracks auf CD1. Wobei mir ganz ehrlich die ohne Alex besser gefällt. Ob es nur an der deutschen Sprache liegt? Ich weiß es nicht. Aber hier ist definitiv Punktabzug zu vermelden. Leider war ich schon live nicht sehr von dem Song angetan, den Chris und Alex auch auf der gemeinsamen Tour zum Besten gegeben hatten. Der Rest ist relativ schnell erzählt. Außer „Marching Into Sunset“ mit Erk Aicrag, den wir auch von Hocico kennen, der ein pures Metal-Erlebnis darstellt, sind die restlichen Songs einfach gut! Sie zeigen die Klasse und das Potential der Truppe. Was aber auch für das Folgealbum die Anspruche hoch schraubt.

Wie man sich da steigern kann oder „zumindest“ ein gleichwertiges Album schaffen kann, wird eine Frage sein, die sich wohl schon seit Tagen auch in deren Köpfen dreht und sie schwindelig werden lässt. Außer dem noch nicht 100%igen internationalen Erfolg, sind die „Lord Of The Lost“ ganz sicher auf dem Wege eine echte Größe der Szene zu werden. Das muss sich jetzt nur noch festigen! Viel mehr geht nicht, außer sich neu erfinden.

Anspieltipps:

  • Die Tomorrow
  • My Heart is Black
  • Do You Wanna Die Without A Scar
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Oliver Garrandt
Oliver Garrandt ist ein ECHTER Fotograf! Echt jetzt!! Mit Betonung auf Graf, aber in der Regel inkognito, mit Verzicht auf Titel und jegliches Zeremoniell. Alles andere wäre albern und unpraktisch. Man erzählt sich, von Garrandts Sommerresidenz in Dings bei Bums sei soetwas wie das rebellische Knusperhäuschen der internationalen Anti-Low-Carb-more-Fat-Bewegung. Ein käseüberbackenes, solarbetriebenes Nudelparadies mit extradünnen Extras. Der blaublütige Pixelprommi is so fucking real und exclusiv, der lebt sogar seinen Hang zu Electro und alternativer Musik, „die gern auch Crossover Industrial und Metal beinhalten darf“, offen aus.