Start CD / DVD Reviews Ministry: AmeriKKKant (2018)

Ministry: AmeriKKKant (2018)

Ministry: AmeriKKKant (2018)
Ministry: AmeriKKKant (2018)
Industrial-Metal
Nuclear Blast
09.03.2018
www.ministryband.com

Tracklist:

  1. I Know Words
  2. Twilight Zone
  3. Victims Of A Clown
  4. TV 5/4 Chan
  5. We’re Tired Of It
  6. Wargasm
  7. Antifa
  8. Game Over
  9. AmeriKKKa

Eigentlich wollte Al Jourgensen, Mastermind von Ministry, nach dem Tod seines Mitstreiters Mike Scaccia, der ihn tief traf, kein neues Werk mehr produzieren. Er ließ sich scheiden, zog nach L.A. und wandelte seinen Lebensstil – vielleicht nicht ganz, doch ein sehr großes Stück weit. Er fährt Fahrrad, hat das Trinken laut eigenen Angaben reduziert und auch die bewusstseinserweiternden Drogen eingeschränkt. Doch die Welt ist seitdem bei Weitem kein besserer Ort geworden und ein Mann wie Al kann bei so viel offensichtlichem schief Laufenden doch nicht still bleiben. Spätestens nach der Neubesetzung des amerikanischen Präsidenten musste man sich einfach fragen: „What the f*** would Al say?!“.

Und Uncle Al hat nicht lange auf sich warten lassen mit seiner Antwort. Das Cover des aktuellen Albums „AmeriKKKant“ drückt deutlich aus, um was es sich auf dieser Scheibe dreht und wie sie klingt. Eine Freiheitsstatue, die sich beschämt die Hand vor die Augen schlägt. Und genauso hört sich das Album an; eher niedergeschlagen und dem ganzen Unsinn der um Al passiert müde. Er rechnet nicht in erster Linie mit dem Präsidenten ab, wie man vermuten würde, sondern mit dem gesamten amerikanischen Volk und allem was derzeit in seinem Heimatland schief läuft.

Einiges erinnert an alte Werke wie z.B. das stampfende und behäbige „Twilight Zone“ mit Industrialparts, die an die späten 80er / frühen 90er erinnern. Ein toller Song, der allerdings über eine Länge von über 8 Minuten doch etwas zäh wird. Auch „Victims Of A Clown“ hat gute Ansätze und zeigt fast die Qualitäten alter Songs auf. Aber leider doch nur fast. So ganz zündet es nicht, der letzte Aufschrei fehlt, man wabert immer kurz vor dem Explodieren daher, wird dann aber leider doch enttäuscht als der Song zu Ende plätschert.

Etwas mehr Tempo und Wut gibt es dann immerhin bei „TV 5-4“, doch besonders inspiriert klingt das Stück nicht. Zu einfach nach dem Schema F gestrickt und ideenlos aber immerhin eine Abwechslung. Ministry sind zwar bekannt für ihre Samples, doch im Allgemeinen ist die Scheibe mit Samples überladen. Die retten das Werk dann auch nicht mehr. „Wargasm“ erinnert stark an ein altes Stück und hat deshalb zwar den „Aha“ Effekt, ist aber kaum überraschend nachdem man die Ähnlichkeit entdeckt hat. Entfernt erinnert „Antifa“ dann an das Überalbum „Psalm 69“ und es keimt noch Hoffnung auf, doch die beiden letzten Songs entpuppen sich dann leider wieder als langatmige Albumfüller. Zwar wie alle Songs mit tollen Ansätzen, denen jedoch noch das Salz in der Suppe fehlt.

Das Potential wurde meines Erachtens bei Weitem nicht ausgeschöpft. Hätte die Band sich länger Zeit gelassen und mehr Energie hineingepackt hätte ein überragendes Album daraus werden können. Doch so wirkt es etwas kraft- und belanglos.

Im Großen und Ganzen nicht schlecht und viel besser als so manch andere vergangene Werke, dafür 3 Punkte. Doch es fehlt der Biss und die Wut – das Ganze klingt leider mehr nach Resignation als nach Revolution.

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