Ein regnerischer, grauer Novembertag, der eigentlich zu nichts anderem einlädt als im Bett liegen zu bleiben und ihn vor der Glotze zu vertrödeln… mag man meinen. Aber bitte nicht wenn Bullet for my Valentine in Hamburg ein Konzert geben! Auf keinen Fall sollte man sich das entgehen lassen und selbst der größte Orkan hätte mich nicht von dem Konzert fern gehalten, zumal uns ein Interview vorab gewährt wurde.
Also geschwind ins Auto und nach Hamburg geflitzt, dabei fast zu spät gekommen und fast alle Fingernägel abgenagt aus Nervosität mit abwechselnden Blicken auf den Verkehr und wieder zur Uhr, die gnadenlos tickte. Doch – Gott sei Dank – wir kamen genau pünktlich. Nach dem sehr netten Interview ging es auch nahtlos ins Konzert über. Und eines ist gewiss: es war LAUT.
Alleine der Supportact „As I Lay Dying“ sorgte für ein ordentliches Vibrieren des Trommelfells. Dass das brave und sehr gläubige Christen sein sollen, die manchmal sogar on stage beten, das fiel mir sehr schwer zu glauben. Den Orkan hatte man mit Frontmann Tim Lambesis vor sich und der Supportact wusste wie man Metalfans wunderbar aufwärmt. Aufwärmen ist gut – eine Hitze strahlte das Publikum aus, dass jeder der genug Sachen zum AUSziehen hatte, gottfroh war. Nach dem letzten Lied gab es sogar Zugaberufe – und das nicht zu wenig.
Doch keine Chance, immerhin lag das Highlight noch vor uns. Die vier Jungs aus Wales betraten auch schon nach kurzer Zeit unter tosendem Applaus die Bühne und gleich bei dem ersten Song „Her Voice Resides“ kamen die ersten Crowdsurfer über den Köpfen des tobenden Publikums angeschwebt. Es gab von der ersten Minute an keinen Halt mehr, das Barometer stieg bei „Hand Of Blood“ über „Suffocating Under Words Of Sorrow“ bis hin zu „All These Things I Hate“ auf höllische Temperaturen. Shirts glichen mehr einer zweiten Haut und Bullet for my Valentine schien die Atmosphäre zu gefallen. Gut gelaunt spielten sie ihr Set in atemberaubender Qualität und bewiesen, dass Metal durch ihre Venen fließt.
Ältere Anwesende, die wahrscheinlich eher noch der Metallica-Ära angehörten, als auch jüngere „Abi 2006“ Kandidaten ließen nebeneinander einstimmig die Matten schwingen. Moose´s Drumspiel konnte niemand entkommen, auch ich ertappte mich dabei ordentlich mitzurocken trotz meiner Angst das Antitranspirant könnte versagen. Ich steh auf diesen mörderischen Doublebass, das hat der Junge einfach drauf! Könnte einen schier in den Wahnsinn treiben. Dass Matt ein paar Tage zuvor noch auf Grund einer üblen Erkältung ein Konzert verschieben musste, merkte man an diesem Abend auch nicht. Keine Spur von Heiserkeit oder sonstigen Leiden. Er schrie, sang und bearbeitete seine Gitarre wie frisch aus dem Ei gepellt. Sogar das Metallica Cover „Creeping Death“ ging einwandfrei von der Hand und das Publikum nahm es gierig auf. Das kannte wirklich jeder in der Halle!
Auch bei „Tears Don´t Fall“ sangen alle mit. Spätestens jetzt waren sich mit Sicherheit alle einig, dass Bullet for my Valentine zu Recht Supportact für Metallica waren. Das hatten sie sich auf jeden Fall verdient.
Ja, Metal feiert seinen Comeback und wir sind alle heilfroh darüber! Vielleicht schafft es die ein oder andere Band auch die gute alte Stadionära aufleben zu lassen. Und damit sind nicht Bands oder Künstler wie Robbie Williams gemeint!!!!