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Soilwork: Övergivenheten (2022)

Soilwork: Övergivenheten (2022)
Soilwork: Övergivenheten (2022)
Melodic Death Metal
Nuclear Blast
19.08.2022
www.soilwork.org

Tracklist:

  1. Övergivenheten
  2. Nous Sommes La Guerre
  3. Electric Again
  4. Valleys Of Gloam
  5. Is It In Your Darkness
  6. Vultures
  7. Morgongåva/Stormfågel
  8. Death, I Hear You Calling
  9. This Godless Universe
  10. Dreams Of Nowhere
  11. The Everlasting Flame
  12. Golgata
  13. Harvest Spine
  14. On The Wings Of A Goddess Through The Flaming Sheets Of Rain

 

Nach „Verkligheten“ (2019) ist der Nachfolger „Övergivenheten“ das zweite Album von Soilwork, dass einen schwedischen Titel trägt. Nach der „Realität“ (schwedisch: „Verkligheten) folgt nun die „Verlassenheit“ („Övergivenheten“). Klingt nicht nach rosigen Aussichten, vor allem wenn man den toten Vogel auf dem Albumcover betrachtet, der in einer tristen Umgebung sein Ende gefunden zu haben scheint. Nur die Blume, die (aus ihm?) wächst, ist das einzige Positive in diesem Moment. Vielleicht steht dieses Cover als Symbolik für die „Weisheit“: „Manchmal muss erst etwas Schlimmes passieren, damit etwas Gutes daraus entstehen kann“.

Was auch immer der Interpretationsspielraum dafür bieten mag, sei gestattet, denn im Grunde, wenn ich diese „Weisheit“ aufgreifen vermag, trifft die musikalische Darbietung diesen Satz genau ins Schwarze! Trotz der „düsteren“ Lyrik (vielleicht auch die Ausgangslage, die uns im ersten Moment durch das Cover und dem Titel suggeriert wird) schaffen es Soilwork in den 14 Songs („Morgongåva/Stormfågel“ und „The Everlasting Flame“ sind Instrumentals) eine Zuversicht, einen aufbauenden Ausblick oder schiere Positivität zu verströmen. Eindeutigstes Beispiel sei hierfür das mit seiner Melodie und hoffnungsvoller Stimmung aufspielende „Valleys Of Gloam“. Wer tiefer in dieses überragende Album eintaucht, der wird auch u.a. im Titeltrack, „Nous Sommes La Guerre“, „Death, I Hear You Calling“ oder „Dreams Of Nowhere“ diese schillernden und ermutigenden Momente entdecken.

Doch wie genau kommen diese Soundfacetten zustande? Es gibt Bands, die zwar mit weniger Stilelementen diese Stimmung erzeugen können, aber Soilwork haben sich in den letzten 20 Jahren soundtechnisch weiterentwickelt, sodass sie in früheren Songs auch Emotionen wecken konnten (u.a „Let This River Flow von „The Panic Broadcast“ (2010) oder „Soilworker´s Song Of The Damned“ von „Natural Born Chaos“ (2002)), aber nun eine breite Paletten an stilistischen Details und stimmigeren Arrangements aufbieten, die dies noch tiefgründiger erzeugen lassen. In diesen Sounds werdet ihr Doom-Riffs, kurze Black Metal-Rasereien, Riff-Rocker, Streicher, Blastspeeds, Akustikgitarren, Heavy Metal-Riffs, spitze Schreie, Keyboards, Growls und Spoken Word-Passagen finden, die alles in allem stimmig, schlüssig und flüssig zusammengefügt wurden. Allein der Closer „On The Wings Of A Goddess Through The Flaming Sheets Of Rain“ ist das opulenteste Exempel dafür. Bei dieser enormen Vielfalt wurden schon Behauptungen laut, dass die AOR/Classic Rock-Nebenspielwiese von Sänger Björn „Speed“ Strid und Gitarrist David Andersson The Night Flight Orchestra Einzug in die Songs gefunden hätte (allen voran „Nous Sommes La Guerre“ und „Valleys Of Gloam“). Diese „Verschmelzung“ sehe ich persönlich nicht erreicht, da ich mir die genannten Songs auch nicht in einem AOR/Classic Rock-Gewand vorstellen kann (im Entferntesten wenn dann den Refrain von „Death, I Hear You Calling“), aber geschenkt, denn dass Soilwork immer noch sie selbst sind, zeigen sie mehr als deutlich mit „Vultures“, „Is It In Your Darkness“ oder „Electric Again“.

Im Grunde bleibt über „Övergivenheten“ zu sagen: Beeindruckend und faszinierend. Mit ihrem zwölften Langeisen erneut ein so schwindelerregendes Niveau zu erreichen, dabei noch ihren Sound weiterzuentwickeln bzw. ihn breitgefächerter aufzustellen und wieder erstklassige Songs abzuliefern, die über einen langen Zeitraum begeistern können, verdient absoluten Respekt. Mit solchen meisterlichen Leistungen schafft man es „Mitbewerber“ wie Arch Enemy, The Halo Effect, Dark Tranquillity, In Flames, At The Gates und Co. (die zum Teil in letzter Zeit zwar auch gute bis starke neue Veröffentlichungen hatten) hinter sich zu lassen und damit zu demonstrieren, wer die wahren Könige in diesem Sektor sind. Im Gegensatz zu Soilwork haben die genannten Gruppierungen keinen Anwärter auf das „Album des Jahres“ in petto…

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