Review: Fish – der Marillion Star auf Solopfaden in der Blues Garage (17.07.2015, Isernhagen)

Er füllte in den 80er Jahren mit Marillion  ganze Stadien. Nach der Trennung von der Gruppe im November 1988 ging Sänger Fish auf seinen Solo-Pfaden eher in die kleineren Hallen. So war er nun auf seiner – selbst angekündigten – Abschiedstour auch in der Blues Garage in Isernhagen zu Gast. Heiß war es, unglaublich heiß in dem kleinen Raum. „Das war wohl die heißeste Bühne, auf der ich je gestanden habe“, sagte der Schotte nach knapp zweieinhalb Stunden, in denen er geschwitzt hatte und jede Gesangspause dazu nutzte, sich vor einem Ventilator etwas Frischluft zu verschaffen.

Foto: Jürgen Wilde bs!
Foto: Jürgen Wilde bs!

Gekommen waren die Fans sicherlich aber, weil Fish auf dieser Tour zum letzten Mal „Misplaced Childhood“ komplett darbieten wollte. Das ist das Konzeptalbum, mit dem Marillion vor genau 30 Jahren der Durchbruch gelang. Mit Songs wie „Kayleigh“, „Lavender“ oder „Heart of Lothian“ stürmte das Quintett die Charts und feierte Erfolge. „Wenn Ihr jetzt die Musik in den nächsten 50 Minuten hört“, kündigte der Sänger das Werk an, „dann werdet ihr merken, dass die Haare wieder voller werden, der Rücken nicht mehr weh tut und die Knie auf einmal wieder tanzen können.“

Und weder das Werk noch der Sänger haben etwas von dem verloren, was bereits beim ersten Hören vor so langer Zeit faszinierte: Die Tiefe der Musik, die sehr persönlichen Texte des heute 57-Jährigen – es ist alles noch da. Die Fans waren fast textsicherer als Fish, es war fast wie früher. Sicher, die markante Stimme ist nicht mehr ganz so klar und deutlich, aber sie ist bei weitem noch gut genug, um die 80er Jahre wieder auferstehen zu lassen.

Und so ging „Misplaced Childhood“ praktisch als Gruppengesang über die Bühne. Von den ersten Tönen von „Pseudo Silk Kimono“ bis zu „White Feather“ – die Fans zeigten sich textsicher.

Foto: Jürgen Wilde bs!
Foto: Jürgen Wilde bs!

In der knappen Stunde vorher hatte Fish einen Querschnitt aus seinem Solo-Werk geboten. „Familiy Buisness“ von seinem ersten Solo-Album bis hin zu „Feast of Consequences“ dem Titelstück seines aktuellen Albums. Nach der Zugabe „Marekt Square Heroes“ – ebenfalls ein Marillion-Stück aus der guten alten Zeit – war dann aber Schluss. Fish hate sich in der Hitze restlos verausgabt. „Hey, ich bin Schotte, bei uns besteht der Sommer aus fünf Grad und Regen“, erklärte er.

Glaubt man seiner Ankündigung, wird er nicht wieder live zu sehen sein. Nach Abschluss der aktuellen Tour, die ihn auch zum Prog-Rock-Festival auf die Loreley führte, will er ein letztes Album veröffentlichen und sich dann in das Privatleben verabschieden. Schauen wir mal, Fish wäre nicht der erste, der sich nach einiger Zeit wieder zurück meldet. Schön wär’s!!

Links:

www.bluesgarage.de
http://fish-thecompany.com/

Jürgen Wilde
Jürgen Wildehttps://www.be-subjective.de/
… die wilde Hilde, den hat noch nie einer in der Redaktion gesehen. Man sagt, er fährt mit einer Limo vor, trägt Schlangenlederboots zu zwei brünetten Blondinen, hat zum Ausgleich eine Baumpatenschaft und ein Komposttoilette, um irgendwie seine CO2 Bilanz in den Griff zu bekommen und bastelt leidenschaftlich gern Kastanientiere.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Review: Aufhören, wenn´s am schönsten ist?! – Kapelle Petra live (02.03.2024, Hannover)

Das Minimalprinzip ist eines der drei Grundprinzipien des ökonomischen...

Review: Die neue Liebe erkennt man mit geschlossenen Augen – Tiefblau (17.02.2024, Hannover)

Wenn jemand frisch verliebt ist, kommt irgendwann der Zeitpunkt,...

Review: Alles. Wirtz. Gut ?! – Wirtz live (10.02.2024, Hannover)

„Alles wird gut“ ist wohl die Königin der Floskeln....

Preview: Irgendwas mit R – Rogers live (2024)

Das letzte Album Rambazamba & Randale beginnt mit R....