Review: Within Temptation, Delain (05.10.2007, Leipzig)

Foto: Kristin Hofmann

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Im Oktober 2007 hatten die deutschen Konzerthallen wieder mit einer großen springenden Last zu kämpfen. Die Holländer von Within Temptation inkl. Support waren mit ihrem aktuellen Album „The Heart Of Everything“ unterwegs. So auch am 05.10.2007, es war ein recht kühler Freitag, im Haus Auensee in Leipzig. Und nicht nur das Haus Auensee wird gebebt haben, sondern auch See, Wald in der Umgebung und Eichhörnchen, die gerade noch versuchten, einige Nüsse zu putzigen, dabei aber vom Baum herunter fielen. 

Einige Gothic Girls sind sicherlich auch herunter gefallen, zwar nicht vom Baum, aber von den hohen Schuhen, als sie die Nachricht vom Veranstalter gelesen hatten, dass die Finnen The 69 Eyes in Österreich stecken geblieben sind. Der Tourbus ist mitten auf der Strecke stehen geblieben und sollte er da immer noch stehen, stehen The 69 Eyes womöglich auch immer noch da. Blöde Sache. Aber auch nicht wirklich schlimm, denn so wurde es ein „femininer“ Abend, was das Programm auf der Bühne anging. Das Publikum an sich war sehr gut gemischt und verteilt. Alt/Jung, Männlein/Weiblein, Freund mit Freundin, Vater mit Tochter oder umgedreht. Und alle stellten sich fein säuberlich in einer Reihe an, die nach und nach bis vor zur Straße ging und so die einfahrenden Fahrzeuge, die zum Parkplatz wollten, dezent behinderten.

 

Foto: Kristin Hofmann

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Nach 19 Uhr rückte die Schlange immer ein Stückchen vor und so verlief auch der Einlass aus unserer Sicht ganz friedfertig und gesittet. Gegen 20.20 Uhr starteten Delain, die ebenfalls aus Holland sind, ihr Programm. Wie schon erwähnt, ist bei Delain ebenfalls eine weibliche Stimme am Start, die es in sich hat. Ihre Spielkombo hielt sich etwas im Hintergrund. Dafür konnten sich vor allem die männlichen Zuschauer ausgiebig auf die hübsche Charlotte konzentrieren und heimlich „abchecken“. Musikalisch bewegen sich Delain zwischen Metal, Rock und Alternative und haben eine beachtliche Reihe von bekannten Gastmusikern zu verzeichnen [Sharon Den Adel (Within Temptation), Marco Hietala (Nightwish), Liv Kristine (Leaves‘ Eyes), etc.]. Und so gaben Delain auch ein Lied mit Sharon Den Adel zum Besten. Nach ungefähr 40 Minuten räumten Delain für ihre Landsleute die Bühne.

Während der Umbaupause wurde eine immense Menge an Dekoration auf die Bühne geschleppt, aufgebaut und schließlich war die ganze Fläche schön eingehübscht. Dabei war gleich zu erkennen, dass eine Pyroshow wie auf der letzten Tour und auf den Festivals ausfallen wird. Schade eigentlich, weil solche Effekte immer sehr eindrucksvoll sind, aber unangenehm für die Erstreihler. Insgesamt wollten sich Within Temptation vielleicht dadurch mehr auf die Musik konzentrieren und die braucht ja nun wirklich kein Feuerwerk, um bombastisch zu wirken.

Foto: Kristin Hofmann

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Ab 21.40 Uhr gehörte die Bühne dann auch endlich Within Temptation und zum ersten Mal bekam man das Ausmaß an Lautstärke im gut besuchten, aber nicht ausverkauften Haus Auensee, in den Gehörgängen zu spüren. Und laut war es sehr, jawoll! Das Intro ertönte, die fünf männlichen Musiker betraten die Bühne und hauten sofort im Anschluss „Our Solemn Hour“ in die Trommeln, Tasten und Saiten. In einer blauen Corsage im Dialog zu einem schwarzen knielangen Tüllrock kam schließlich die bildhübsche Sängerin und Mama Sharon Den Adel dazu. Und nun kann’s ja losgehen!

Der Sound war von Anfang an wirklich gut, einzig allein im Vorraum der großen Halle schrammelte er ohrenbetäubend durchs Gemäuer. Within Temptation vermochten es, den ganzen Saal sofort in eine einzige Hüpfburg zu verwandeln und so hatte man kaum eine Chance, sich dieser fantastischen Stimmung zu entziehen. Ein kleiner Vorsprung im mittleren Teil der Bühne sorgte dafür, dass die Band noch engeren Kontakt zu ihren Fans aufbauen konnte. Im Hintergrund befand sich eine große Leinwand, auf der allerhand „Zeug“ projiziert wurde. Ich sage Zeug, weil ich die Leinwand aufgrund einer hübschen Säule selten zu sehen bekam. Versichern kann ich aber, dass vor allem bei den Singles die passenden Videosequenzen eingeblendet wurden. So hatte man bei „What Have You Done“ dann doch auf eine mystische virtuelle Art und Weise Keith Caputo mit auf der Bühne.

Foto: Kristin Hofmann

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Within Temptation bombardierten das Publikum mit Liedern und noch mehr Liedern, es gab kaum eine Chance mal tief Luft zu holen. Vorwiegend waren das Stücke vom aktuellen Longplayer „The Heart Of Everything“ und so vermisste man im Laufe des Konzerts doch einige alte richtig gute Stücke wie „Caged“, „Restless“ oder auch „The Promise“. Nichtsdestotrotz folgte das Publikum den „Anweisungen“ von der Bühne und so steigerte man sich bei „Hand Of Sorrow“ von „Hüpfburg“ auf „hüpfburgigere Hüpfburg“. Einen einzig ruhigen Moment gab es mit dem herzergreifenden Stück „All I Need“, das wohl auch die nächste Single der Holländer werden wird. Aufgrund der Tourverschiebung spielten WT länger als gewöhnlich. Doch hätte man anstelle von noch mehr neuen Stücken, ein paar alte Klassiker herauskramen können. Dann wäre wirklich alles perfekt gewesen. Nach dem letzten Song „Ice Queen“ war Schluss und jeder ging zufrieden nach Hause. Zuvor hieß es noch Auto suchen und das Parkplatzchaos überstehen. Zum Glück hatte ich etwas weiter weg geparkt und somit 3,50 Euro Parkgebühr gespart ;o)

Setlist Within Temptation

  1. Intro
  2. Our Solemn Hour
  3. The Howling
  4. Jillian
  5. Stand My Ground
  6. Forsaken
  7. The Cross
  8. What Have You Done?
  9. The Heart Of Everything
  10. Mother Earth
  11. See Who I Am
  12. Angels
  13. Hand Of Sorrow
  14. All I Need
  15. Final Destination
  16. The Truth Beneath The Rose
  17. Deceiver Of Fools
  18. Memories
  19. Ice Queen

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Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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