Review: Meuterei auf der Bühne – Stahlmann live im Musikzentrum (01.10.2015, Hannover)

Vor drei Jahren spielte Stahlmann als Support für Mono inc. Eine fast unbekannte Band, die ebenfalls, wie viele andere Bands, den Traum hegte, einmal Bekannt zu werden. Heutzutage ist diese Band nicht mehr aus der Industial/Gothic-Szene wegzudenken. Vor kurzem brachten sie ihr neues Album „CO2“ auf den Markt und so ist es nicht verwunderlich, dass sie ihre anschließende Tour nach diesem Album benannten.

In 16 Städten treten sie auf, unter anderem auch in Russland. Der Tourauftakt für die Göttinger fand am 17.09. im „Underground“ in Köln statt und am 01.10. machten sie Station in Hannover, natürlich im Muskzentrum.

Foto: © Wiebke Mende bs!
Foto: © Wiebke Mende bs!

Als Support spielte „Eigensinn“, eine Band aus Stuttgart, die zum ersten Mal „so hoch im Norden“ auftrat. Ihre Songs sind genreübergreifend und bewegen sich im Bereich Metal, Industrial, Gothic und Alternativ-Rock. „Eigensinn“ gab als Support wirklich ihr Bestes. Die Sängerin Biggi versuchte das noch so gut wie leere Musikzentrum mit „Hallo Hannover, seid ihr alle da !?“ anzuheitzen, doch oft kam nur ein verhaltenes „Ja“ vom Publikum zurück. Vielleicht ppasste die Art von Musik nicht nach Hannover oder es lag an der zum Tel massiv übersteuerten Stimme der Sängerin, was dann sehr schräg klang. In dem ca. 30Min-Gig spielten sie ihre Songs wie „Kinder des Zorns“, „Marathon“, „Raus“, „S.O.A.B.“ und weitere.

Danach kam der Umbau und jeder freute sich auf Stahlmann. Das Musikzentrum hatte sich nun auch schon gut gefüllt und die Spannung stieg. Das Intro begann und drei Männer betraten die Bühne, die eindeutig Stahlmann nicht zu zu ordnen waren. Es gab an diesem Abend noch eine 2. Supportband, was aber nicht bei allen Zuschauern von vornherein angekommen war.

Foto: © Wiebke Mende bs!
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Die 2. Band kann man als absolute Newcomerband bezeichnen. 2013 aus dem Nichts gegründet, brachten „Lichtgestalt“ schon eine EP und ein Album auf den Markt. Ihr Genre bezeichnen sie selbst als „neuer, harter Steam“ und dies kam bei den Leuten im Musikzentrum an. Die Menge tanzte und klatschte mit, sie wurden durch „Lichtgestalt“ ordentlich eingeheitzt. Man merkte gleich, dasss der Frontmann „Der Heizzer“ seinem Namen alle Ehre machte. Trotzt des sehr „jungen“ Alters der Band konnten sie die Menge sehr gut elektrisieren. Es würde mich nicht wundern, wenn wir in Zukunft mehr von ihnen hören.

Foto: © Wiebke Mende bs!
Foto: © Wiebke Mende bs!

Und dann war es endlich soweit. Nach dem letzten Umbau für diesen Abend tauchte sich die Bühne in blaues Licht. Nebel kam auf und das Intro von Stahlmann begann. Ein Bandmitglied nach dem Anderen betrat die Bühne, ganz zum Schluss Martin. Die Menge gröhlte und war bei seinem Anblick kaum noch zu halten. Der erste Song wurde sogleich angestimmt: „Feindflug“, ein Song über die Dunkelheit im Inneren eines selbst. Das Licht auf der Bühne war optimal auf die Songs abgestimmt und unterstützte so die Atmosphäre dieser genial damit. Martin, mit seiner großen Sonnenbrille und seinem Haartuch, lebte die Songs auf der Bühne, was auch bei seinen Fans großen Anklang fand. Kaum einer konnte da nicht still sein. Es wurde getanzt, geklatscht und mitgesungen. Nach dem ersten Song begrüßte Martin seine Fans und fragte lautstark: „Hannover, seit ihr alle da !?“ Waren wirklich nur knapp 500 Leute im Musikzentrum anwesend !? Aufgrund der Lautstärke der Fans hätte man denken können, es wären wesentlich mehr. Es folgte der 2. Song „Adrenalin“. Dies hatte Stahlmann definitiv und das nicht gerade wenig im Blut. Ablaz und Frank rockten mit Gitarre und Bass ebenfalls auf der Bühne und hätte Max seine Drums auch so locker von Ort weg bewegen können, hätte er genauso mit gerockt. Die Band liebt und lebt ihre Songs. Sie sind denen ins Blut geschrieben.

Immer, wenn ein Song zu Ende war, leitete Martin den neuen Song ein und erzählte etwas. Dabei stand er jedes Mal am Mikrofon und zuppelte seine Handschuhe zurecht. Es gab keine Ansprache, bei dem er dies ausließ. Ein kleiner Tick von ihm !? Jedenfalls ein süßer.

Die Ansprache von „Sadist“ war sehr gut vorbereitet, aber Martin kam nicht dazu. Vier Fans gröhlten und wünschten sich lautstark einen Song; ein anderer Fan schrie „ausziehen“. Das brachte Martin etwas aus der Fassung, aber er löste souverän diese Situation auf. Er ging zu den vier Fans- komisch, es waren Männer !!! Von Frauen hätte man soetwas eher erwartet- und rief diese zur Reason. Er sei der Kaptain und es laufe nach seinem Gusto. Die Vier waren danach still. Dann ging er zur Mitte der Bühne zurück und fing an zu lachen. An seine Fans gerichtet sagte er: „Es ist schon seltsam, dass „ausziehen“ von einem Mann gerufen wurde“. Das ganze Musikzentrum gröhlte. Doch Martin war gedanklich draußen und wusste nicht mehr, was ursprünglich seine Ansage war. So fing Frank musikalisch auf seiner Gitarre an zu meutern. Alle lachten. Martin verhaspelte sich  dadurch aber noch mehr und so stimmte Ablaz in die musikalische Meuterei mit ein. Die Leute gröhlten. Als Maritn dann noch zu seinen meuternden Bandkollegen meinte, dass er sie sonst auf ein Schiff namens „Eisbrecher“ versetzen würde, auf dem sie ruhig meutern dürften, war die ganze Menge nicht mehr zu halten vor lachen. Irgendwann konnte dann der Song  „Sadist“ auch angestimmt werden.

Nach „Stahlwittchen“ ging die Band für eine kurze Weile von der Bühne und alle kamen sie umgezogen wieder, in weißem Hemd und schwarzem Hut. Der Song dazu hieß „Deutschland tanzt“. Und ja, sie konnten wirklich tanzen !!!

Die Show ging mit genauso viel Elan und Power weiter, wie am Anfang. Gab es irgenwann einen Einbruch !? Nein !!! Rockte Stahlmann die Bühne !? Definitiv !!! Man kann sagen: es lohnt sich, Stahlmann einmal- oder auch mehrmals- live anzuschauen. Choreografisch, bühnenbildlich und gesanglich gehören sie definitiv mit zu den Großen. Und doch sind sie eine Band zum „Anfassen“. Nach dem Auftritt stand die ganze Band am Merchendise-Stand, gab Autogramme und ließ sich mit ihen Fans fotografieren.

Setlist:

Foto: © Wiebke Mende bs!
Foto: © Wiebke Mende bs!
  1. Feindflug
  2. Adrenalin
  3. Stahlmann
  4. Wenn Engel tanzen
  5. Hass mich
  6. Der Schmied
  7. Teufel
  8. Sadist
  9. Stahlwittchen
  10. Deutschland tanzt
  11. Engel der Dunkelheit
  12. Spring
  13. Die Klinge
  14. Schwarz
  15. Plasma
  16. Tanzmaschine

    Zugaben:

  17. Spiegelbild
  18. Süchtig

 

 

Links:

www.stahlmann.tv
www.lichtgestalt.biz
www.eigensinn.net

Wiebke Mende
Wiebke Mendehttps://www.be-subjective.de/
Überall dieselbe alte Leier. Das Layout ist fertig, der Text lässt auf sich warten. Damit das Layout nun nicht nackt im Raume steht und sich klein und leer vorkommt, springe ich ein: der Blindtext. Genau zu diesem Zwecke erschaffen, immer im Schatten meines großen Bruders »Lorem Ipsum«, freue ich mich jedes Mal, wenn Sie ein paar Zeilen lesen.

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