Review: Benefizkonzert des Gothic Aid e.V. (20.01.2007, Leipzig)

Gothic Aid e.V. – eine Organisation, zu der es einige Worte bedarf. Die seit dem Jahre 2003 bestehende Organisation tritt für hilfsbedürftige Menschen, Stiftungen und Vereine ein. Dies erreicht der Verein durch Spendensammlungen im Allgemeinen als auch Versteigerungen von raren Utensilien bekannter Bands der Szene. Weiterhin hat sich Gothic Aid e.V. das Ziel gesetzt, ein wenig Aufklärungsarbeit hinsichtlich der Gothic-Szene, die oftmals falsch verstanden und interpretiert wird, zu leisten.
In diesem Zuge planten die Köpfe hinter dem Ganzen ein Benefizkonzert, das in der Gothic-Hauptstadt Leipzig – Heimat des allseits bekannten Wave Gothic Treffen – statt finden sollte. Mit der bekannten Band Feindsender 64,3 und den noch nicht so bekannten Bands Sin Seduction, Sepia, Divamee und Profane Finality startete bereits am Nachmittag des 20. Januar das Event.

Die anfangs noch nicht allzu stark besiedelte Halle füllte sich im Laufe der ersten Auftritte stetig. Zu Sin Seduction aus Manchester/Hannover taute das Publikum langsam auf. Die Mischung aus Wave und Elektro lud vorzüglich zum Tanzen ein und Frontmann Chris Frost tigerte raubkatzenähnlich über die Bühne. Eine überzeugende Show einer Newcomer-Formation, die auf mehr hoffen lässt!

Und auch die deutschsprachigen Sepia schlugen das Publikum mit harten Gitarren und einer ausdrucksstarken Frontfrau auf ihre Seite. Mit ihrer Mimik untermalte Tina ihre Vocals gekonnt und der Applaus ließ nicht auf sich warten.

Das wachsende Publikum ließ erahnen, dass die darauf folgenden Profane Finality den Auftakt zum Hauptact an sich – Feindsender 64,3 – darstellen sollten. Oldschool EBM war angesagt und die aus Leipzig stammenden Jungs schienen sich bereits einen Namen gemacht zu haben. So lieferten sie eine gelungende Bühnenshow ab und kassierten auch genügend begeisterte Zurufe.

Nichts desto Trotz war klar, dass ein Großteil der Anwesenden auf die Helden des Abends Feindsender 64,3 gewartet hatten. Unter großem Applaus betraten denn auch die zwei Herren Honey und A.L.F. in gewohnter Abendgarderobe, sprich Anzug und Sonnenbrille über den lichtempfindlichen Äuglein, das Rampenlicht. Nach einigen Stücken und nachdem das Publikum und vor allem der tanzende und pogende Inner Circle so richtig aufgewärmt waren wurde es plötzlich still. Honey griff zum Mikrofon und kündigte die Versteigerung des im Hintergrund prangenden Banners an. Seit 10 Jahren begleitete dieser schlichte Banner mit dem Logo in Form einer Faust – schwarz auf weiß – die Bandgeschichte. Nun sollte dieser inklusive einer raren Kassette (für die Leute, die nicht mehr wissen was das für einen Antiquität ist: ist rechteckig, ca. 8x5x0,5cm groß hat zwei Löcher und ein braunes Band in der Mitte, das über die zwei Spulen hinter den Löchern wickeln) versteigert werden. Das Publikum begriff schnell und genauso schnell standen urplötzlich zwei Höchstbietende auf der Bühne und feilschten um die heißbegehrten Raritäten. Und dann – ganz ohne Ebay – gingen die Sammlerstücke für wohltätige 350,-eur über den Tisch! Wenn das kein Grund zum Feiern war…?! Und gefeiert wurde dann auch, als sich das Konzert von Feindsender 64,3 fortsetzte.

Doch es blieb sicherlich nicht bei 400,-eur für den Deutschen Kinderschutz (ja wer nachrechnet und sich wundert: Feindsender 64,3 stockte den Auktionsgewinn auf eine runde Summe auf). Gothic Aid e.V. konnten zusätzlich stolze 2000,-eur dem Straßenkinder e.V. Leipzig zukommen lassen, der durch das Benefizkonzert als auch freiwilligen Geldspenden und Internetauktionen zusammen kam.

Hatte ich zuvor geschrieben „die Helden des Abends“ seien Feindsender 64,3? Tut mir leid ich muss mich selbst korrigieren. Die tatsächlichen und unbestrittenen Helden waren und sind Gothic Aid e.V.

Weiter Informationen über die wohltätige Einrichtung Gothic Aid e.V. gibt es unter www.gothic-aid.de

Torsten Volkmer
Torsten Volkmerhttp://www.torsten-volkmer.de
Volkmr, der Gründer des ehemaligen Goth-Zine.de, verdingt sich „selbst und ständig“ als Linsenputzer bei volkmr fotografie ihm seine Knipsklitsche, hat sich als Chefredakteur 2.0 selbst recycelt, die Metalfriese abgeschüttelt und kämpft mit be subjective! erfolgreich gegen hausgemachte Langeweile, Schubladendenken und seine Profilneurose an. Manchmal darf er auch die RedakteurInnen rumfahren oder Wassereis abstauben.

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