Review: Letzte Instanz – Mehr Liebe als Krieg (30.10.2016, Leipzig)

Ein Konzert an einem Sonntagabend und dann noch nicht mal in der eigenen Heimatstadt? Kein Problem, wenn der darauf folgende Montag ein Feiertag ist. Also auf nach Leipzig – ins Werk 2 – denn dorthin haben die selbsternannten Brachialromantiker Letzte Instanz – im Rahmen ihrer „Liebe im Krieg“ – Tour – zum musikalischen Abend geladen.

Bereits bei der Parkplatzsuche ist ein Blick auf die lange schwarzgekleidete Menschenschlange möglich, die sich von der Halle D durch den Innenhof des Werk 2 bis zur Straße schlängelt. Pünktlich gegen 19:00 Uhr öffnen sich die Türen und lassen die feierwütigen Musikliebhaber eintreten. Eine Stunde später erlischt in der Halle das Licht und wir zahlreich erschienenen FotografInnen drängeln uns durch den schmalen Sicherheitsgraben, bis jeder seinen Platz gefunden hat.

Sündenklang (Foto: Janina Lindner bs!)
Sündenklang (Foto: Janina Lindner bs!)

Die Rockband Sündenklang ist auserwählt, den Abend zu eröffnen und das Publikum anzuheizen. Mit „Lieber Sterben“ werden sie auch freudig auf der dunklen Bühne begrüßt. Sänger Martin „Mart“ Soer – auch bekannt als Sänger der NDH-Band Stahlmann – zeigt sich mit der Lautstärke des Leipziger Publikums aber noch nicht zufrieden. Daher beginnt er scherzhaft die Grundregeln eines Konzertes zu erklären: „Also, wenn da oben einer steht und tut so als wäre er Rockstar…“. Ok, verstanden. Dann tun wir so, als wären wir Fan bzw. FotografIn.

Nach weiteren Songs wie „Welle“ und „Brief an Gott“ stellt Labertasche Mart schließlich selbst fest, dass er immer zu viel redet und mehr spielen sollte. Ach was, kein Problem. Aber bring uns doch beim nächsten Mal einfach Kaffee und Kuchen mit. Nach „Die Sehnsucht tanzt“ wird bereits der letzte Song „Krieger“ angekündigt. Dafür will Mart von allen Anwesenden die Hände sehen. Wer dieser Aufforderung nicht nachkommt, dem wird mit „Ich habe dann Feierabend, ich finde euch…“ gedroht. Funktioniert. Ein überraschter Blick auf die Uhr zeigt, dass sie tatsächlich ca. 35 Minuten gespielt haben. Ein kurzweiliger Auftritt, der gerne auch noch ein wenig länger hätte dauern können.

Sündenklang (Foto: Janina Lindner bs!)
Sündenklang (Foto: Janina Lindner bs!)

Setlist Sündenklang:

  1. Lieber Sterben
  2. Kreuzzug
  3. Welle
  4. Brief an Gott
  5. Mach mich glücklich
  6. Die Sehnsucht tanzt
  7. Krieger

Nach der Umbaupause stürmt die Letzte Instanz die Bühne und weckt ihre Fans mit „Steh auf!“ vom aktuellen Album „Liebe im Krieg“. Frontmann Holly Hoffmann (ehem. Loose) geht gern und gekonnt in Interaktion mit dem Publikum. Nach „Atme!“ erkundigt er sich, wer im Publikum alleine da sei. Zaghaft und schüchtern heben sich ein paar Hände.

Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)
Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)

„Das nächste Lied ist NICHT für euch. Zu euch kommen wir später. Sind Pärchen hier…?“.

Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)
Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)

Es folgt die eingängige Ballade „Blind“. Der Refrain „Mach die Augen auf, verdammt! Wir gehen sonst verloren…“ schallt aus weit über 100 Kehlen durch die Halle. Rocksongs und Balladen wechseln sich – wie von der Letzten Instanz gewohnt – immer wieder ab. Zum Song „Winterträne“, den Sänger Holly in blaues Licht getaucht anstimmt, wiegen sich einige Fans mit geschlossenen Augen hin und her.

Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)
Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)

„Habt ihr ein Feuerzeug mit? Smartphones? Taschenlampen? Baustrahler? Flammenwerfer?“

Das Lachen im Publikum, während alle nach ihren Flammenwerfern kramen, wird langsam durch die ersten Klänge von „Dein Licht“ übertönt. Endlich – der Song für alle, die an diesem Abend allein da sind: „Wir sind allein“. Wieder wird das Publikum zum Chor: „Nananana“ – damit aufhören? Nö, nicht mit den Leipzigern. „Sehr geil“ befindet Holly. Einige Zeit später, in Vorbereitung auf den vorerst letzten Song „Finsternis“, will er dann doch noch einmal das Gesangstalent der Leipziger testen.

Sein trockenes Resümee:

„Bierverbot, ab jetzt“.

Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)
Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)

Nach ihrem vorläufigen Abgang von der Bühne werden sie jedoch schnell vom Publikum zurückgeholt. Müdigkeitserscheinungen zeigen die Fans noch lange nicht. Also heißt es mehrfach „Kniet nieder“. Nun ja, damit macht man die fitten Sachsen nicht fertig, aber nun weiß zumindest jeder, was im Refrain zu „Der letzte Tag“ von ihm erwartet wird.

Der zweite Zugaben-Block startet mit einem Schlagzeugsolo und Hollys Danksagung an die Techniker sowie die restliche mitgereiste Crew. Und natürlich darf auf einem Letzte Instanz Konzert auch der obligatorische Sprung ins Publikum nicht fehlen – quasi „Remmidemmi“ mit Benni.

Mit „Von Anfang an“ verabschieden sich die Musiker nach knapp zwei Stunden von ihren begeisterten Fans. Und eins dürfte wohl sicher sein: sie kommen wieder. Band und Fans.

Galerien:

Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)
Letzte Instanz (Foto: Janina Lindner bs!)

Setlist Letzte Instanz:

  1. Steh auf!
  2. Liebe im Krieg
  3. Blutmond
  4. Ohne Dich
  5. Traumlos
  6. Flucht ins Glück
  7. Atme!
  8. Blind
  9. Winterträne
  10. Dein Licht
  11. Wir sind Allein
  12. Das Gerücht
  13. Tränen aus Stein
  14. Der Garten
  15. Wir sind eins
  16. Mein Todestag
  17. Komm!
  18. FinsternisEncore
  19. Mea Culpa & Dein Gott
  20. Weiß wie der Schnee
  21. Der letzte TagEncore II
  22. Rapunzel
  23. Remmidemmi
  24. Von Anfang an

Links:
www.letzte-instanz.de
www.suendenklang.de

Janina Lindner
Janina Lindnerhttp://www.kleine-fotowelt.de/
Janina haben wir in der Mitte Deutschlands ausgesetzt, dort wohnt sie nun, wenn sie nicht gerade auf Festivals rumstreunt, bei einem Kater, der ihr gelegentlich Obdach gewährt. Sie hat als erste unser Bootcamp für Musiksüchtige mit “unbelehrbar” abgeschlossen und gilt als gemeingefährliches 80s Radar. Wir konnten die Frau nicht mal vom Singen im Auto abbringen, damit steht sie sich und ihrer Karriere als Taxifahrerin mit mindestens drei Halbtonschritten im Weg. Immerhin spricht sie fließend Ironisch und amüsiert sich auf Konzerten köstlich über die neidvollen Blicke Umstehender, wenn sie ihr "großes Rohr" auspackt. Janina liiiiebt ihr 70-200 mm und kann auch damit umgehen... Es kommt eben doch auf die Größe an.

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