Review: Sternhagelvoll mit In Extremo in Berlin (26.10.2016, Berlin)

Mit ihrem letzten Album „Quid pro Quo“ übertrafen sich die Mittelalter-Rocker von In Extremo einmal mehr. Nun fand die lange Album-Tour endlich ihr wohlverdientes Ende und wo könnte dieses Finale besser zelebriert werden als in der Heimatstadt der Band?

Nach einem eher durchwachsenen Slot der Vorband Lacrimas Profundere, die von den Fans leider nicht angenommen wurde, obwohl sowohl musikalisch, als auch bühnentechnisch eine gute Show geliefert wurde, kamen die Herren um das „Letzte Einhorn“ endlich auf die Bretter der Columbia-Halle.

Lacrimas Profundere (Foto: Kristin Hofmann 2016 bs!)
Lacrimas Profundere (Foto: Kristin Hofmann 2016 bs!)

Mit dem Titeltrack des aktuellen Albums wurde der Abend eröffnet. Obwohl „Quid pro Quo“ erst kürzlich erschien, scheinen sich die Songs bereits in den Herzen der Fans eingenistet zu haben. Jede Zeile wurde lauthals mitgeschmettert, als ob dieses Lied seit Jahren zum festen Band-Repertoire gehört. Damit auch wirklich keine Langeweile aufkommen konnte, wurde direkt mit „Feuertaufe“ nachgelegt, ehe der „Zigeunerskat“ die erste Runde bekannter und geliebter Melodien beendete.

In Extremo (Foto: Lena Behlmer bs!)
In Extremo (Foto: Lena Behlmer bs!)

Die Temperatur in der fast ausverkauften Halle erreichte schwindelerregende Höhen, als Dr. Pyrmonte mit seinen legendären Harfenklängen den „Vollmond“ beschwor. Es gibt wenig andere Tracks dieser Band, die in dieser Form zelebriert werden, wie dieser Everblack. Nach so vielen schnellen Songs wurde es dann Zeit, einmal durchzuatmen, dazu wählte man „Gaukler“. Einer der nachdenklichsten Songs, die sich mit dem Wandel der Gesellschaft sehr kritisch auseinandersetzt. Um die verschmähte Liebe, wie sie wohl jeder bereits erleben musste, drehte sich dann „Unsichtbar“. Hier steigert sich sowohl die Geschwindigkeit, als auch der eindringliche Gesang bei jeder Strophe. Gänsehaut garantiert.

In Extremo (Foto: Lena Behlmer bs!)
In Extremo (Foto: Lena Behlmer bs!)

Eine weitere Neuveröffentlichung, die für Aufsehen sorgte war der Anti-Kriegs Song „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“. Eine gefühlvolle Anklage an die Mächtigen, die bis zum heutigen Tage versuchen, ihre eigenen Interessen auf dem Rücken der Bürger durchzusetzen. Mit „Frei zu sein“ und dem legendären „Spielmannsfluch“ wurde es dann aber wieder stimmungsvoll, wie man es von der Berliner Band kennt. Die Meute war nun nicht mehr zu bremsen und es entwickelte sich eine rauschende Party, die sich durch Songs wie „Ai vis lo lop“ oder dem neuen Trinklied „Sternhagelvoll“ immer weiter steigerte. Nach der Liebeserklärung „Küss mich“ wurde es mit „Black Raven“ und dem „Moonshiner“ wieder etwas ruhiger, ehe man sich in die Zugabenpause verabschiedete. Nach einer kurzen Unterbrechung legten die Herren standesgemäß mit „Himmel und Hölle“ und der Fan-Hymne „Nur ihr allein“ gewohnt stark nach. „Liam“ und „Belladonna“ beendeten das Konzert fast, ehe eine Premiere in Form des Tracks „Pikse Palve“ folgte, die dann den endgültigen Schlussstrich unter diesen Abend zog.

In Extremo (Foto: Lena Behlmer bs!)
In Extremo (Foto: Lena Behlmer bs!)

In Extremo präsentierten sich auf dieser Tour deutlich stärker, als auf der vergangenen. Man spürt die unglaubliche Spielfreude und die Verbundenheit mit den Fans. Die Setlist gehört wohl zu den stärksten der letzten Jahre. Einziges Manko: Es fehlte dann doch irgendwie das historische „Villeman og Magnhild“.

Galerien:

Links:
www.inextremo.de
www.lacrimas.com

Fabian Bernhardt
Fabian Bernhardthttps://www.be-subjective.de/
Um unglaublich international zu wirken, hat die Redaktion einen Headhunter auf DEN Berliner angesetzt. DAS Phantom, wie es aus Szenekreisen heißt, hat viele Tarnidentitäten. Gesichert ist, dass der Dämon – ein gerade mal 76 Zoll großer metalbesessener Gothik-Zwerg – im Nebenerwerb als Schauma-Shampoo-Model jobbt und einen mittel bis stark ausgeprägten Festivalfetisch pflegt, sich während der Wintermonate mit Kneipensport Ersatzbefriedigung verschafft und eine ruhige Kugel in seinem Prinzessin-Lilliefee-Darkroom schiebt. Ob es das Spandauer Edelexemplar wirklich gibt oder auch Bernhardt nur ein Pseudonym ist, konnte bisher nicht geklärt werden.

Weitere Artikel

Ähnliche Beiträge

Review: Dancing Queen Sophie Ellis-Bextor strahlt so hell wie die Disko Kugel im Metropol (12.03.2024, Berlin)

Nachdem es zwanzig Jahre gedauert hat, bis Sophie Ellis-Bextor...

Review: Gefeiert in der ersten, gemosht in der zweiten Reihe – DIIV begeistert! (08.03.2024, Berlin)

DIIV (ausgesprochen und früher auch benannt wie der Nirvana...

Review: The Last Dinner Party laden zum Feiern ein und belohnen den frühen Wurm (16.02.2024, Berlin)

Wenn ein riesiger Hype um eine vollständig neue Band...

Review: Was war denn da los?! Moyka reißt die Kantine neben dem Berghain ab (05.02.2024, Berlin)

Als Fan der ersten Sekunde, wusste ich offensichtlich schon...