Review: No! AfD – Yes Bukahara (24.03.2017, Bielefeld)

Während sich das Forum langsam füllt sind die wegen denen alle kommen gar nicht da. Denn Bukahara sind unterdessen im etwa 1,3 Kilometer Luftline entfernten Rochdale Park. Dort findet eine große Gegenkundgebung zum Wahlkampfauftakt der AfD statt und Bukahara lassen es sich nicht nehmen die Bielefelder zu unterstützen und spielen vor Ort auch gleich ein paar ihrer Songs. Im Forum wird das Publikum so langsam etwas unruhig, dabei ist es gerade einmal drei Minuten nach Acht, also keine besonders große Verspätung. Aber die Vorfreude auf das Konzert und die neuen Songs von Bukahara ist natürlich groß.

Duncan Townsend (Foto: Rune Fleiter bs! 2017)
Duncan Townsend (Foto: Rune Fleiter bs! 2017)

Den Anfang macht allerdings, mit etwa zehn Minuten Verspätung, der Singer-Songwriter Duncan Townsend zusammen mit seiner Band. 30 Minuten lang gibt es eine bunte Mischung aus mal fröhlicheren und mal ernsteren Songs. Es wird etwas verhalten getanzt und auch ab und zu mitgeklatscht, aber richtig Stimmung kommt nicht auf. Vielmehr hat es den Charakter eines Kneipenkonzerts. Während in den vorderen Reihen der Musik noch Aufmerksamkeit geschenkt wird, herrscht weiter hinten im Raum starker

Kommunikationsbedarf.

Duncan Townsend Trio (Foto: Rune Gleiter bs! 2017)

Es wird sich viel unterhalten, so viel, dass es mit dieser Geräuschkulisse im Hintergrund mit der Zeit selbst in der ersten Reihe richtig störend wird. Um 20:45 Uhr verabschieden sich Duncan Townsend und seine Bandkollegen vom Bielefelder Publikum und machen die Bühne für Bukahara frei.

Bukahara

In der Umbaupause wird es plötzlich nochmal voller, ob die alle bis jetzt draußen standen und keinen Bock auf den Support hatten oder einfach erst jetzt kommen, ist schwer zu sagen. Direkt vor der Bühne ist es jetzt allerdings richtig kuschelig. Erstaunlich ist auch wie viele Kinder bei diesem Konzert sind. Mittlerweile sind Bukahara auch zurück im Forum. Aus dem Auto geht es fast direkt auf die Bühne, nur kurz wird sich neben der Bühne nochmal gesammelt.

Bukhara (Foto: Rune Gleiter bs! 2017)

21:15. Los geht’s. Bukahara. Bis auf Leadsänger Soufian alle Barfuß, betreten die Bühne und werden vom Bielefelder Publikum euphorisch empfangen. Abgesehen von dem kurzen Auftritt bei der Kundgebung gegen die AFD kurz zuvor, ist es der erste Auftritt seit dreieinhalb Monaten und dann gleich so ein besonderer.

Ausverkaufter Tourstart & Album Release

Bukahara starten mit einer ganzen Menge Energie und reißen das Publikum sofort mit. Die Stimmung ist schon jetzt grandios. Es wird getanzt, gesungen und geklatscht ohne, dass es eine Aufforderung seitens der Band bedarf. Schon der zweite Song ist einer von vier ganz neuen, die nicht mal auf dem neuen Album zu finden sind. Einstudiert haben Bukahara die vier Songs in den letzten zwei Tagen auf einem Bauernhof in Hessen. Bis auf ein paar Akkordfehler funktionieren die Songs richtig gut und kommen auch beim Publikum super an.

„No!“

Bukhara (Foto: Rune Fleiter bs! 2017)

Nach dem furiosen Beginn gönnen Bukahara sich und dem Publikum eine kleine Verschnaufpause und lassen es etwas ruhiger angehen und spielen unter anderem den Titelsong „No!“ ihres neuen Albums „Phantasma“ den sie auch zuvor bei der Kundgebung gegen die AFD gespielt haben. Auf die Frage, wer aus dem Publikum zuvor bei der Kundgebung war, ist die Resonanz größer als erwartet. Leider verpassen Bukahara hier die Gelegenheit doch ein wenig mehr zu sagen und spielen direkt weiter.

Gipsy, Reggae, Folk & Arabic–Balkan Sound

Bukhara (Foto: Rune Fleiter bs! 2017)

Noch einer der ganz neuen Songs, Ahmend (Bass, Percussion) hat den aus seinem Urlaub in Ramallah mitgebracht und spielt, obwohl er sie nicht mal selbst stimmen kann, die Gitarre. Hier zeigt sich ein weiteres Mal die ungeheure musikalische Vielfalt von Bukahara, die gekonnt verschiedenste Musikstile wie z.B. Balkan, Reggae oder Arabic-Folk kombinieren, auch aufgrund der Tatsache das alle Mitglieder Multiinstrumentalisten sind. Beim nächsten Song wird es noch etwas experimenteller und Ahmend traut sich auch an die Trompete. Band und Publikum haken sich einander unter und fangen an zu schunkeln und selbst in der hintersten Ecke macht jede/r mit.

Jetzt nimmt das Konzert nochmal richtig Fahrt auf und
aus dem schunkeln wird schnell hüpfen.

Bukhara (Foto: Rune Fleiter bs! 2017)

Bei „Eyes Wide Shut“, dem vorerst letzten Song, brechen dann alle Dämme. Nach ruhigem Anfang drehen Bukahara richtig auf und das Publikum geht sofort mit. Hier steht jetzt niemand mehr still und die knapp zwei Minuten Vollgas vergehen leider viel zu schnell.

Bukhara (Foto: Rune Gleiter bs! 2017)

Um 22:40 verlassen Bukahara zum ersten Mal an diesem Abend die Bühne. Kaum sind sie von dieser herunter, wird sofort eine Zugabe gefordert und das mit Recht. Zwei weitere Songs gibt es dann noch, ehe Bukahara sich dann mit einer Verbeugung vom Bielefelder Publikum verabschieden. Etwa vier Minuten lang wird lautstark noch eine weitere Zugabe gefordert, die es aber leider nicht mehr gibt. Erst nachdem das Licht im Forum angeht verstummen die Rufe und das Publikum verlässt langsam das Forum.

Galerien (by Rune Fleiter bs!):

Duncan Townsend Trio (Foto: Rune Fleiter bs! 2017)

Setlist Duncan Townsend Trio:
1. Endless Road
2. Echo
3. When The Walls Collapse
4. Stupid Game
5. Soulmates
6. Mr. Right
7. Didging the Rain
8. 24/7

Setlist Bukahara:
1. Biography
2. Nice Time
3. Buried Gold
4. Strange
5. Wein a Ramallah
6. Seven
7. Vogel
8. Happy
9. No!
10. Grotta Delle Ninfe
11. Hitan
12. 1886
13. A Child’s Tale
14. Vagabund
15. Eyes Wide Shut
Encore:
16. My Name
17. Suomi

Links:
www.facebook.com/Bukahara
www.facebook.com/duncantownsend

 

Rune Fleiter
Rune Fleiterhttp://www.rune-fleiter.de/
be subjective! music webzine est. 2001 Live-Berichte und Konzertfotos stehen bei uns im Fokus. Die richtigen Wort für neue Töne, musikalische Experimente, Stimmungen in Bildern gebannt, Mega Shows in neuen Farben. Der Atem in deinem Nacken, die Gänsehaut auf Deiner Haut, der Schweiß durchtanzter Nächte zum Miterleben und Nachbeben. Interviews mit Bands und MusikerInnen.  be subjective! aus der Musikszene für mehr Musikkultur. 

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