Warhaus: We Fucked a Flame Into Being (2016) Book Cover Warhaus: We Fucked a Flame Into Being (2016)
Alternative
Play It Again Sam
02.09.2016
www.warhausmusic.com

Tracklist:

1. I’m Not Him
2. The Good Lie
3. Against The Rich
4. Leave With Me
5. Beaches
6. Machinery
7. Memory
8. Wanda
9. Bruxelles
10. Time And Again

Maarten Devoldere, bekannt von der belgischen Indieband Balthazar, wandelt dieses Jahr auf Solopfaden. Und diese Solopfade sind lasziv, schmutzig, sexy, sinnlich, durchtrieben, verrucht und erotisch. Das gesamte Album hat diesen Hauch des Verbotenen, einer kurzen schmutzigen Affäre, es ist durchzogen von einer düsteren Sinnlichkeit und einer gehörigen Portion Sexappeal. Es ist eines der wenigen Alben, die mich sofort beim ersten Hören komplett in ihren Bann gezogen haben und das Verlangen nach Mehr hinterlassen haben.

Tragendes Element der Musik ist die Stimme von Maarten Devoldere. Um diese Stimme bauen sich die musikalischen Klänge auf, mal mehr umschmeichelnd, mal mehr unterstützend. Und alles fügt sich in ein harmonisches Gesamtbild, das in jedem Song ein wenig anders interpretiert wird, eine eigene Wendung nimmt, eine eigene Geschichte erzählt. Perfekt ergänzt wird das Gesamtkunstwerk von Sylvie Kreusch, der Sängerin der schwedischen Band Soldier‘s Heart. Sie bietet stimmlich den idealen Gegenpart zu der rauchigen, lasziven Stimme von Maarten Delvoldere. Beide Stimmen perfektionieren das Crooning, spielen mit verschiedenen Emotionen, sie transportieren unterschiedliche Gefühle, sie bauen Dimensionen von Phantasiewelten auf. Und all das immer versehen mit dem schmutzigen Hauch des Verbotenen, des Anstößigen, des Schlüpfrigen, verbunden mit einer sinnlich-dunklen Erotik.

Es werden Versuchungen aufgebaut, denen man kaum wiederstehen kann und es vor allem auch gar nicht will. Es ist dieses Laszive ins Mikrofon hauchen, das Maarten Devoldere bis zur Perfektion beherrscht. Mal mehr singend, mal mehr sprechend wird seine Stimme sanft umschmeichelt von dem weiblichen Gegenpart, der nicht minder verheißungsvoll klingt. Willkommen an dem pompösen Tor in eine schlüpfrige, frivole, doppeldeutige Welt, einer Welt der düsteren Sinnlichkeit, des Sexappeals, der erotischen Verruchtheit, der sinnlichen Leidenschaften!

Etwas verstörend-ernüchternd wirken in diesem Gesamtkunstwerk die beiden instrumentalen Stücke „Wanda“ und „Beaches“. Natürlich kommen auch diese Stücke nicht ganz ohne die Stimmen der beiden Künstler aus. Allerdings hauchen die Stimmen nur kurz und lasziv ins Mikrofon und fügen sich diskret in das musikalische Gesamtgebilde ein und auch ein Stück weit unter. Beide Stücke sind mehr ein Atem holen, ein kurzes die Gedanken ordnen, bevor der Hörer dann mit den Folgestücken wieder in die schlüpfrigen Abgründe des Angedeuteten, des Schmachtenden und des Erotisch-Verruchten entführt wird.

Der Name dieses Gesamtkunstwerks ist „We fucked a blame into being“, einem Zitat aus dem Roman „Lady Chatterley’s Lover“ von D.H. Lawrence. Dieser Roman kann als einer der ersten seriösen Liebesromane bezeichnet werden und löst in seinem Erscheinungsjahr 1928 aus zwei Gründen eine Welle der Empörung aus. Einerseits verlässt Lady Chatterley ihren kriegsversehrten Mann, um mit einem Mann aus der Arbeiterklasse zusammenzuleben und missachtet die zur damaligen Zeit noch sehr aktiven Klassenschranken. Andererseits schildert der Roman sehr freizügig die Facetten der menschlichen Sexualität, welche von den Hauptakteuren auch noch als erfüllend erlebt werden. Aus mehreren Gründen ein sehr passender Titel für dieses Album. Oder um es in den kürzeren Worten von Maarten Devoldere auszudrücken: The title „was too good to pass on!“

Insgesamt ein unglaublich homogenes und stilsicheres Album mit einem ganz eigenen Spannungsbogen, der jedoch nie übertrieben wird. Oder anders ausgedrückt: auf der musikalischen Orgasmus-Skala eine ganz klare 10!

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Judith Sander
Es gibt Sucht-Charaktere, die entsagen und es gibt andere, die setzen sich ins Epizentrum ihres Verlangens. Nein, Judith ist keine Schweizer Taschenmesserwerferin, sie ist bekennend schokoladensüchtig und metzelt ohne zu zucken für ‘ne Toblerone oder Eiscreme oder Tobleroneeiscreme oder.. na jedenfalls: Die Frau ist echt Zucker, echt hart drauf, hat ein feines Näschen, legt sich für die richtigen Dinge ins Zeug, in die Kurve und nascht am allerliebsten an kleinen, unbekannten Bands in ruhiger Atmosphäre. Wer die olle Genießerin dennoch ans Messer liefern will, sperrt sie – in einen rosa Rüschen-Alptraum gehüllt – mit stinkenden Dränglern ins Musikantenstadl und nimmt ihr das letzte Milkyway weg.