Susperia: The Lyricist (2018) Book Cover Susperia: The Lyricist (2018)
Metal, Rock
Agonia Records
16.03.2018
www.susperia.net

Tracklist:

  1. I Entered
  2. Heretic
  3. The Lyricist
  4. My Darkest Moment
  5. Day I Died
  6. Void
  7. Feed The Fire
  8. Whore Of Man
  9. Come Alive

Fast auf den Tag genau neun Jahre nach dem Release ihrer letzten Scheibe kehren Susperia (Ex-Dimmu Borgir, Old Man's Child und Satyricon) mit "The Lyricist" auf die musikalische BildflƤche zurĆ¼ck. Das aktuelle sechste Studioalbum der Band erscheint am 16.03.2018.

Im Dezember 2017 brachten Agonia Records einen offiziellen Trailer zur langerwarteten Platte heraus, gefolgt von der ersten Single-Auskopplung "I Entered" in Form eines Lyrik-Videos im Januar 2018. Nicht ganze drei Wochen spƤter wurde als weiterer kleiner Vorgeschmack der Titelsong des Albums als offizielles Musikvideo verƶffentlicht.

"The Lyricist" wurde Ć¼ber einen Zeitraum von 15 Monaten von Februar 2015 bis Mai 2016 in drei verschiedenen Studios in Norwegen aufgenommen und spƤter von Marius Strand (Chrome Division, The Wretched End, In Vain) abgemischt. Es ist das erste Album mit Susperias neuer Stimme Bernt "Dagon" Fjellestad, der seinen DebĆ¼tauftritt letztes Jahr live wƤhrend der legendƤren 70 000 Tons of Metal-Kreuzfahrt ablieferte.

Susperia behaupten mit "The Lyricist" in vieler Hinsicht den Weg zurĆ¼ck zu ihren dĆ¼steren Wurzeln gefunden zu haben; einerseits schneidender und grimmiger als zuvor, andererseits mit dem fĆ¼r sie charakteristischen melodischen Einschlag. Altbekanntes also mit dem frischen Wind eines neuen Frontmannes ā€¦ das klingt vielversprechend, und schon allein die beiden fĆ¼r Musikvideos ausgekoppelten Tracks des neuen Albums zeigen, dass die neuen Susperia sich merklich von den vorherigen unterscheiden.

SƤnger Dagon gibt dem Overall-Sound der Band einen vƶllig neuen Charakter. FĆ¼r Langzeitfans sicherlich zunƤchst gewƶhnungsbedĆ¼rftig, aber gerade nach einer so langen Sendepause wie Susperia sie eingelegt haben, ist Abwechslung begrĆ¼ĆŸenswert. Neben dem Gesang dominieren vor allem Tjodalvs Killer-Drums. Der Shift vom melodischen Death zurĆ¼ck zum Black Metal ist vielleicht gewollt, aber bisher noch nicht so wirklich gekonnt.

Ɯberhaupt hat man beim Anhƶren der Scheibe den Eindruck, dass die Norweger sich fast schon zu sehr ins Zeug legen: Die Vocals Ć¼bertƶnen alle Instrumente auƟer den Drums, die aber wiederum Ć¼bersampelt und dadurch sehr gedƤmpft klingen. Bass und Gitarre sind streckenweise kaum wahrnehmbar und laufen eher unterschwellig mit. Durch diese ganze kĆ¼nstliche Aufbereitung ist der Overall-Sound zwar heavy, aber verglichen mit dem VorgƤnger-Album klingt "The Lyricist" Ć¼berproduziert, verkrampft und unecht. Weniger ist manchmal mehr.

Die Songs klingen teilweise, als wƤren Riffs wie bei einem unfertigen Puzzle wahllos zusammengewĆ¼rfelt worden ā€“ dadurch ist es schwer die einzelnen Tracks auseinanderzuhalten, denn keiner hat einen Wiedererkennungswert oder sticht sonderlich hervor. Die gleiche Problematik findet sich in den Texten wieder, von denen man sich auch weitaus mehr versprochen hƤtte als vereinzelte Phrasen oder Wƶrter ohne tieferen Sinn oder groƟartigen Zusammenhang. Selbst das Album Cover, Ć¼berladen mit digital aufgepeppter pseudo-okkulter Symbolik ā€“ Motto: Hauptsache "finster" ā€“ wirkt wie ein missglĆ¼ckter Versuch.

Neun Jahre Funkstille sind eine lange Zeit fĆ¼r jede Band, und wenn dann auch noch gerade die Stimme und das Gesicht der Truppe ausgetauscht wird, stehen die Chancen fĆ¼r einen erfolgreichen Wiedereinstieg fĆ¼nfzig zu fĆ¼nfzig, Um komplett neu durchzustarten braucht man eine Vision, eine Richtung, und ein Konzept mit dem man sich neu erfindet und Ć¼berzeugt. "The Lyricist" bietet durchaus jede Menge guter AnsƤtze und Ideen, die aber nicht weiterverfolgt oder zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengesetzt werden.

Insgesamt ist das Album nicht schlecht ā€“ wenn man seine AnsprĆ¼che herunterschraubt. Die Band scheint auƟerdem eher auf "sichere" KommerzialitƤt setzen zu wollen, um dem einfach gestrickten Mainstream-Fan gerecht zu werden, als sich mit gewagter aber individueller KreativitƤt einen neuen Namen zu machen.

Man kann nur hoffen, dass Susperia in naher Zukunft herausfinden, wohin sie eigentlich wollen und diesen Weg dann auch beharrlich verfolgen. Im Moment bleibt allerdings nicht mehr zu sagen als ein "Jungs, das kƶnnt ihr besser!"

 

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Iris Kessin
Aikansa kutakin. "Alles zu seiner Zeit" sagt ein finnisches Sprichwort. Iris ist unser SchlƤfer bzw. unser Dornrƶschen, eine ƤuƟerst wache Rose in Finnland. Irgendwann wird sie uns mit ihren fotografischen Arbeiten bombardieren, erblĆ¼hen, ordentlich stechen. Codename: Helsinki. Raja se on raittiudellakin.