Rome: Hansa Studios Session (2017) Book Cover Rome: Hansa Studios Session (2017)
Folk Noir, Dark Wave
Trisol Music Group
30.06.2017
www.rome.lu

Tracklist:

  1. Transference
  2. Der Brandtaucher
  3. Querkraft
  4. Stillwell
  5. Reversion
  6. Mine
  7. The Torture Detachement
  8. A Legacy Of Unrest

Das Cover zeigt einen hellen lichtdurchfluteten Raum. Ein Bassist sitzt mit dem Rücken
zum Betrachter. Links von ihm sieht man jemand mit einem Akkordeon. In einer verglasten Kabine ist der Drummer platziert. In einem anderen Abteil steht ein Mann mit Gitarre
und weiter rechts von ihm ein zweiter. Wir blicken in das Studio 1 der legendären Hansa Studios in Berlin und wir sehen Rome bei der Arbeit.

Mastermind der Runde ist der Luxemburger Autor, Schauspieler und Musiker Jérôme Reuter,
der das Projekt Rome 2005 gründete. In den Anfangsjahren experimentierte die Formation mit Stilen wie Post-Industrial und Electronic Pop, doch nach und nach entwickelte sich ihr
Repertoire durch die Einflüsse von amerikanischem Neofolk und traditionellen französischen Chansons, hin zu einer ganz eigenständigen Mixtur.

Selbst bezeichnen Rome ihren Stil als Chanson Noir und das trifft es recht gut. Die Stimmung mancher Songs und die tiefe Stimmlage Reuters erinnern bisweilen an Werke von Leonard Cohen, Nick Cave oder Tom Waits. Reuter liebt Literatur und nennt Jaques Brel, Albert Camus und Jean Genet als Inspiratoren für seine Texte und Kompositionen.

„Gebrochen ist der Ruf der Uhren und der Vögel,
der Kinder mit den Reifen und der Schwärze und des Graus."

(Jaques Brel)

Hansa Studios Session ist das 13. Album von Rome und die acht Songs wurden am 2. Oktober 2016 innerhalb von 14 Stunden(!) in den ehrwürdigen Hallen des Hansa Tonstudios aufgenommen. Und zwar in einem Rutsch – denn mit zweiten Takes wollte man sich nicht aufhalten. Das Album sollte die Atmosphäre eines Konzerts einfangen und das gereifte Zusammenspiel der Band durch die damalige Tournee widerspiegeln.

Entstanden ist dadurch ein Livemitschnitt der Band ohne Publikum und irgendwie ist es auch eine Art Best-Of-CD geworden. Rome wählten dafür Stücke aus ihrer umfangreichen Tour-Setlist, unter denen sich Klassiker, wie „Der Brandtaucher“, „A Legacy Of Unrest“, „Reversion“, „The Torture Detachement“ und „Querkraft“, sowie auch das bisher unveröffentlichte rockige „Mine“ befinden. Vom letzten Album „The Hyperion Machine“ sind die beiden Stücke „Stillwell“ und „Transference“ vertreten.

Jérômes dunkle und andächtige Stimme ist das tragende Element im Klangkosmos von Rome. Auf markante Weise sorgt sein Organ mit dem zart kratzenden Timbre für den nötigen Pathos der Stücke, denn in den Lyrics geht es häufig um die Gescheiterten, die Ausgegrenzten und die Verfolgten des vergangenen Jahrhunderts.

„Die Kunst ist der Abstand,
den die Zeit dem Leiden gibt.“

(Albert Camus)

Sehr melodisch und oft auch schwermütig gesellen sich sparsam gezupfte Gitarrentöne
und ein brummender Bass oder auch eine zaghafte Orgel dazu. Stimme und Sound bleiben dicht beieinander und lassen dennoch genügend Freiraum, damit sich Spannung und Dynamik aufbauen kann („Stillwell“).

Das Spektrum stilistischer Ausdrucksformen ist beträchtlich. So klingen Rome mal unterkühlt und heroisch distanziert („Reversion“) und bei den intimeren Stücken wie „The Torture Detachement“ lassen sie uns teilhaben an ihrer Seelenlage und zeigen Verletzlichkeit.

Der schwedische Tonmeister und mehrfache Grammy-Preisträger Michael Ilbert, der im
Hansa-Komplex sein eigenes Studio betreibt, sorgte für glasklare Aufnahmen und verlieh der gesamten Produktion einen herrlich warmen Sound.

Durch die intensive Zusammenarbeit aller beteiligten Musiker, entstand eine herausragende Session und dieses Album ist ein rundum gelungener Mitschnitt davon.
Auf den 37 Minuten Spielzeit werden uns gereifte Songs voller Melancholie mit ergreifenden Melodien stilvoll präsentiert.

Chapeau!

Vorheriger ArtikelPreview: Orchestral Manoeuvres in the Dark – „The Punishment Of Luxury“ Tour (2017)
Nächster ArtikelPink: Haut uns „What About Us“ um die Ohren (2017)
Axel Ganguin
Axel Ganguin hat ungeduldig die Alchemie der Worte studiert. In alten Büchern, in farblosen Flamingos, in einem Traumzauberbaum. Er hat sie in den Wolken gesucht. In Italien. Im Rotwein. Im Regen. Und manchmal geht er barfuß ins Bett. Er hat die Farbe der Vokale ausgespuckt wie eine tote Auster. Er schrieb ein Schweigen in die Glut und hat sich als Grafik-Designer erfunden. Axel trägt die Klamotten von Nick Drake auf und küsst die Nacht, bis der Spannungsbogen albern knistert. Axel lässt sein Vokabular für uns „mit unversehrtem, bösartigem Herzen, mit einer tyrannischen Unschuld“ zur Ader.