Eluveitie: Evocation I - The Arcane Dominion (2009) Book Cover Eluveitie: Evocation I - The Arcane Dominion (2009)
André Tuchtenhagen
Nuclear Blast
17.04.2009

Tracklist:

  1. Sacrapos - At First Glance
  2. Brictom
  3. A Girls Oath
  4. The Arcane Dominion
  5. Within The Grove
  6. The Cauldron Of Renascence
  7. Nata
  8. Omnos
  9. Carnutian Forest
  10. Dessumiis Luge
  11. Gobanno
  12. Voveso In Mori
  13. Memento
  14. Ne Regv Na

"The New Wave of Folk Metal"  - unter diesem Motto verbreitete sich der Ruf Eluveities vom Süden her bis in den Norden, in Europa und vereinzelt sogar nach Amerika. Bereits drei Jahre nach dem Erscheinen ihres Debutalbums gehören die Schweizer zu den Großen der Szene und haben bewiesen, dass Folk Metal nicht immer nur aus Skandinavien kommen muss.

Nachdem Eluveitie auf ihren bisherigen Alben "spirit" und "slania" noch dem Metal fröhnten, widmen sie sich auf "Evocation I" ganz der akustischen Volksmusik. Das geht ganz gut, schließlich mussten nur die E-Gitarren gegen Akustikgitarren eingetauscht werden. Leier, Geige, Sackpfeifen und allerhand Flöten sind ohnehin schon immer dabei gewesen. Der Gebrauch dieser zahlreichen traditionellen Instrumente und die Leidenschaft für das Alt-Keltische, eingeschlossen der Sprache, lässt Eluveitie von herkömmlichen Folk Metal Bands abheben. Während die Texte auf den Vorgängeralben oft nur zu einem Teil auf alt-keltisch verfasst waren, ließ man auf Evocation I nun ganz vom Englischen ab. Das hat auch einen guten Grund, denn bis auf drei Songs, haben Eluveitie diesmal keinen Text selber geschrieben, sondern sich fast komplett auf gallische Originaltexte gestützt, die bei archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden. Die Band entschied diese zwischen 1600 und 2100 Jahre alten Texte nicht zu übersetzen, aus zwei Gründen:  Aufgrund des Alters der Sprache, und mangelnder Funde konnte die alt-keltische Sprache noch immer nicht zu 100% rekonstruiert und somit übersetzt werden. Zum anderen versuchen Eluveitie das "Mystische", die "Intensität" und die Tiefe in ihrer Musik zu bewahren, die von den alt-keltischen Texten ausgehen.

Also waren Eluveitie viel mehr bemüht den alten Texten eine musikalische Verpackung zu verschaffen, wobei das Ergebnis recht vielseitig ausgefallen ist. Von energischen Sackpfeifen - und Leier-Dudlern, über akustischen Gitarrengezupfe bis zu wehleidigen Streichermelodien ist alles vertreten. Wurde man von einem Song noch ruhig und nachdenklich gestimmt, so reißen die flotten Melodien des anderen einem wieder aus den Gedanken und stimmen heiter.

Dass das Akustikalbum insgesamt ruhiger ausgefallen ist, als noch die Metalalben liegt dabei ja auf der Hand. Da die Death-Metal Elemente nun entfallen tritt auch Sänger Chrigel in den Hintergrund, so dass die beiden Damen in der Band das gesangliche Kommando übernehmen. Diese haben ganz anhörliche Stimmen, hinter denen war merklich keine Gesangsausbildung steht , aber die im Rahmen der alt-keltischen Texte und der folklorischen Musik absolut authentisch, passend und auch schön wirken.

Der ohrwurmverdächtige Dudler "Omnos" und das melancholische "Ne Regv Na" bilden für mich die absoluten Highlights auf "Evocation I - The Arcane Dominon".  "Omnos" ist übrigens die erste Single aus dem Album und zugleich einer der Ausnahmesongs, die die Band komplett selbst geschrieben hat. Wer zur limitierten Erstauflage greift, bekommt diesen song noch in der ebenso packenden Metalversion mit einem weiteren Bonussong obendrauf sowie mit einer DVD mit dem Auftritt auf dem Summerbreeze 2008.

Ob das Album jetzt jedem Eluveitie-Fan gefällt, kommt ganz auf die Schwerpunkte an, die man bei den vorherigen Alben gelegt hat. Wer Eluveitie vorallem wegen dem Death Metal hört, könnte enttäuscht werden. Wer aber gerade die enge Verbundenheit der Band mit dem Historischen und die folklorischen Elemente schätzt, der wird auf seine Kosten kommen. Dass Eluveite bei ihrem Akustikalbum mit viel Begeisterung und Herz dabei waren, lässt sich jedenfalls gut heraus hören - und diese Begeisterung steckt an.

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